Handball - Splitter vom Rande des Olymp Final Four in Stuttgart Zwei feiernde Teams und ein schrubbender Star

Von Andreas Eberle und Sebastian Klaus
Ex-Nationalspielerin Anna Loerper, die nach der Saison ihre Karriere beendet, durfte den Siegerpokal vom Podest holen. ⇥ Foto: Marco Wolf

Nicht nur auf dem Feld war beim Olymp Final Four viel los, sondern auch rund ums Turnier. Eine Anekdotensammlung.

Das Olymp Final Four bietet viel Stoff für große, aber auch für kleine Geschichten. Die BZ-Sportredaktion hat sich an den beiden Turniertagen in der Stuttgarter Porsche-Arena umgeschaut und umgehört und einige Anekdoten zusammengetragen – Amüsantes, Kurioses und Bedenkenswertes.

Anti-Corona-Code fürs Internet

Auch den Organisatoren geht das Coronavirus und die Pandemie offenbar mächtig auf den Zeiger. Das ausgewählte Passwort für das WLAN in der Arena spricht Bände. „WeHateCorona“, stand auf den weißen DinA4-Blättern, die auf den Arbeitstischen der Journalisten angeklebt waren. Mit diesem Anti-Corona-Code war es dann möglich, via Handy oder Laptop eine Verbindung ins Internet herzustellen.

Handball-Star schrubbt selbst

Die Bietigheimerin Xenia Smits war im Halbfinale gegen die TuS Metzingen nicht nur ein Aktivposten im Angriff und in der Abwehr, sondern übernahm noch eine zusätzliche Rolle: In der Anfangsphase nahm die deutsche Nationalspielerin einem der Wischermädchen den Wischer aus der Hand und schrubbte mit viel Einsatz und sehr großflächig höchstpersönlich den Schweiß vom Boden, den eine Metzinger Spielerin nach einem Foul hinterlassen hatte.

Kein Kontakt trotz dreier Tests

Wer bei den Geisterspielen dabei sein wollte – erlaubt waren nur Ordner, Funktionäre, Medienvertreter und Trommler –, musste ein strenges Sicherheitsprotokoll durchlaufen. Ein erste Voraussetzung für den Zugang war ein mitgebrachter Schnelltest, natürlich mit einem negativen Ergebnis. In einem Pagodenzelt vor der Halle wurden alle angemeldeten Besucherinnen und Besucher von Hamburger Medizinstudenten an beiden Tagen erneut auf das Coronavirus getestet. Dort bekam jede und jeder vom Veranstalter zudem eine FFP2-Maske – um zu gewährleisten, dass es sich „um frische und ungenutzte Masken handelt“, wie es in einem Informationsblatt hieß. Überall in der Arena war Desinfektionsmittel zu finden. Übrigens: Der persönliche Kontakt zu den Teams war trotz der großen Sicherheitsvorkehrungen nicht erlaubt. Auch die Journalisten durften nicht an den Pressekonferenzen teilnehmen, sondern mussten diese per Video-Konferenz virtuell verfolgen.

Harte Türpolitik

Die resolute Vorgehensweise zum Schutz der Spielerinnen musste auch ein Fernsehteam am eigenen Leib erfahren, welches am Finaltag noch ein Interview mit der sich am Saisonende in den Handball-Ruhestand verabschiedenden Anna Loerper führen wollte. Die drei Teammitglieder hatten zwar ihre Schnelltestungen erfolgreich überstanden, konnten jedoch keine gültigen negativen PCR-Tests vorweisen. Ein Muss für den Kontakt mit den Mannschaften. Erst nach langem Palaver wurde am Ende doch noch Einlass zum Spielfeldrand gewährt. Die lange Mikrofonstange sollte dafür sorgen, dass der Mindestabstand dennoch eingehalten werden konnte.

Bitter als Paparazzi

Apropos Loerper: Die zweifache Spielerin des Jahres stand auch sonst am Finaltag im Mittelpunkt. Zunächst sorgte die 36-Jährige mit zwei schönen Toren in der Schlussphase dafür, dass die SG den Gegner abschütteln konnte, dann hievte Loerper den Pokal als Erste in die Höhe. Während des Interviews nach Spielende wurde die Rückraumspielerin dann von ihren Mitspielerinnen mit einer Bierdusche überrascht. Und nachdem in der Halle schon fast alle Lichter aus waren und der frisch gekürte Pokalsieger seinen Triumphzug auf dem Parkplatz hinter der Porsche-Arena fortsetzte, filmte Nationaltorhüter Jogi Bitter die Sause mit dem Smartphone. Der Noch-Keeper des TVB Stuttgart wechselt nach der Saison zurück zum möglichen Bundesliga-Aufsteiger HSV Hamburg. Für Freundin Loerper heißt es dann Elbstrand statt Ellental.

Das ist Sportsgeist

Wenn es einen Preis für die fairste Aktion gegeben hätte, Rosengartens Kim Berndt hätte sich ihn verdient. Während ihr Team am Samstag im Mittelkreis den sensationellen Finaleinzug feierte, tröstete die Spielmacherin der Luchse zwei Blombergerinnen, die untröstlich am eigenen Tor kauerten. Um zu verhindern, dass die liebe Ersthelferin die ganze Party verpasst, musste Gegenspielerin Isabella Jongenelen die gute Seele schließlich zu ihren Mitspielerinnen schubsen.

Wie beim Glücksrad

Als Hallensprecher schaffte es Kevin Gerwin gewohnt zuverlässig, etwas Stimmung in die Arena zu pumpen. Dem 34-Jährigen, der im wirklichen Leben als Hallensprecher die Spiele der Rhein-Neckar Löwen in der Mannheimer SAP-Arena begleitet, machte nur ein Name zu schaffen. Der von Bietigheims Karolina Kudlacz-Gloc, bei dem Gerwin regelmäßig ein paar Konsonanten unterschlug.

Gemeinsame Sause

Wie Speedy Gonzales rannte Rechtsaußen Amelie Berger aus der Bietigheimer Ecke zum Podium, wo gerade der Finalgegner aus Buchholz und Rosengarten für den zweiten Platz ausgezeichnet wurde – und spritzte den Inhalt eine Sektflasche in die erste Reihe der 08-Spielerinnen. Kurz darauf standen dann die Luchse bei der Ehrung der SG BBM für ihren Pokalsieg Spalier und applaudierten sportlich-fair – von Enttäuschung keine Spur. Anschließend feierten beide Mannschaft in der Halle gemeinsam weiter. Mit einer Polonaise, die Luchse im Schlepptau, verließen die Bietigheimerinnen schließlich den Ort des Triumphs – und ließen den Abend vor der Porsche-Arena noch feucht-fröhlich zu Mallorca-Beats ausklingen.

 
 
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