Hausärzte im Kreis zur Impfsituation „Die Praxen tun ihr Möglichstes“

Von Michael Soltys
Interview mit Ärztechefin Carola Maitra. Bietigheim: Interview mit Ärztechefin Carola Maitra. Foto: Helmut Pangerl

Die Hausärzte stehen zu ihrer Aufgabe, die Impfquote deutlich zu erhöhen. Es gibt nur wenige Erstimpfungen.

Lange Schlangen bilden sich in diesen Tagen vor manchen Impfbussen. Weil der Andrang so groß ist, wird das Impfzentrum des Landkreises wieder geöffnet. Wer sich dort nicht anstellen möchte, ist auf den Hausarzt angewiesen. Manche Praxis ruft ihre Patienten an, um auf Impfungen hinzuweisen, andere stellen Mitarbeiter ab, um Termine zu organisieren. Doch reicht das aus, um mehr Menschen zu erreichen? Und wer meldet sich beim Hausarzt, um sich impfen zu lassen?

Von einem regelrechten „Ansturm der Bevölkerung“ auf Impftermine für eine Auffrischungsimpfung, also für die dritte Impfspritze, spricht Dr. Carola Maitra, die Vorsitzende der Ärzteschaft im Landkreis Ludwigsburg. Rückmeldungen aus den Arztpraxen zeigten, dass der  Anteil an Erstimpfungen deutlich geringer sei. „Er liegt in den meisten Praxen unter zehn Prozent der verabreichten Impfungen“, sagt Maitra.

Ärzte verschiedenster Disziplinen impfen gegen Corona

Um darauf reagieren zu können und die Impfquote zu erhöhen, haben die Arztpraxen ihre Anstrengungen deutlich verstärkt, hebt Maitra hervor. Viele Fachärzte verschiedenster Disziplinen führen außerhalb ihres eigentlichen Tätigkeitsbereiches ebenfalls Impfungen durch, um diese Anstrengungen zu unterstützen.

An der Impfaktion der Kassenärztlichen Vereinigung „Wir impfen für Ihr Leben gern“ haben sich laut Maitra über 63 Praxen beteiligt und fast 9000 Menschen geimpft. Insgesamt impfen im Landkreis Ludwigsburg derzeit 219 Praxen. Alleine in der vergangenen Woche haben sie fast 24 000 Impfspritzen gesetzt. Wie sie dabei vorgehen, um Patienten zu informieren und Termine zu vergeben, orientiere sich zwangsläufig an den jeweiligen Gegebenheiten in den Praxen.

Grippe-Impfung läuft parallel

„Die Praxen tun dabei ihr Möglichstes“, sagt Maitra. Denn neben den Corona-Impfungen werde aktuell auch gegen Grippe geimpft. Und auch der Regelbetrieb müsse aufrecht erhalten werden: „Die normalen anderen Erkrankungen machen ja leider keine Pause“, sagt Maitra. In erheblichem Ausmaß seien die Ärzte und das Personal aktuell nicht nur durch die Corona-Infekte, sondern auch durch Erkältungskrankheiten gefordert. „Sowohl die personellen wie auch die zeitlichen Ressourcen sind ja durchaus begrenzt.“

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Ein besonderes Ärgernis aus Sicht der Ärzte in dieser angespannten Situation ist die Unsicherheit über die Menge an zugeteiltem Impfstoff. Dessen Zuteilung sei nicht gesichert, weder jetzt noch für die kommenden Wochen.  Nach Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung müssen die Ärzte davon ausgehen, dass die Praxen nicht die angeforderten Impfstoffmengen erhalten. „Das schafft viel Frust“, sagt Maitra und bremse in vielen Praxen die Begeisterung. Gleiches gelte für die weiterhin „überbordende Impfbürokratie“.

 
 
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