Hessigheim Platz für Kellerei und Wohnungen

Von Von Roland Willeke
Wo heute noch Besucherparkplätze sind, bekommt die Felsengartenkellerei in Hessigheim in einem Bebauungsplan eine Fläche für künftige Erweiterungen.⇥ Foto: Martin Kalb

Nach jahrelangen Vorplanungen kann die Gemeinde das Gelände rund um die Felsengartenkellerei am Ortsrand neu ordnen. Zwei Bebauungspläne  wurden verabschiedet.

Nach einem jahrelangen Verfahren sind jetzt die Bebauungspläne „Südöstlich der Felsengärten“ und „Westlich der Seitenstraße“ in Kraft. Die Anfänge reichen bis weit vor das Jahr 2014 zurück. So lange versucht die Gemeinde Hessigheim schon, den Bereich am Ortsrand rund um die Felsengartenkellerei neu zu ordnen.

Ein Versuch, alle städtebaulichen Vorstellungen in einem einzigen Bebauungsplan zu konkretisieren, scheiterte im Jahr 2013. Das Regierungspräsidium Stuttgart bemängelte, das geplante Gebiet zwischen Felsengartenkellerei und Besigheimer Straße einerseits und der Seitenstraße andererseits sei nicht aus dem gültigen Flächennutzungsplan heraus entwickelt – zumindest, was den Bereich unterhalb der Felsengartenkellerei betreffe.

Zweigeteilter Plan

Die Gemeinde teilte daraufhin den Bebauungsplan in einen kritischen und einen weniger kritischen Plan auf. Seit 2014 arbeitete man daher an zwei Bebauungsplänen. Der Bebauungsplan „Südöstlich der Felsengärten“, wo sich die neu angelegten Besucherparkplätze befinden, hat das Ziel, der Kellerei eine Fläche für künftige Erweiterungen zu sichern. Zentral ist hier ein Bereich, in dem laut Plan ein bis zu zehn Meter hohes Gebäude gebaut werden könnte. Der Bebauungsplan erfasst auch das Freizeitgelände unterhalb der Kellerei, das um ein Kleinspielfeld erweitert werden soll.

Der zweite Bebauungsplan „Westlich der Seitenstraße“, sieht im Bereich zwischen der Straße Am Felsengarten und der Besigheimer Straße ein Mischgebiet mit Wohnhäusern und kleinen Gewerbe- oder Weinbaubetrieben vor. Möglich sind laut einem früheren Entwurf rund 16 Gebäude mit einer Traufhöhe von 7,5 Metern auf der Seite, die der Kellerei zugewandt ist und von 9,5 Metern im übrigen Gebiet. Erschlossen werden die Grundstücke über die Straße Am Felsengarten.

Beschleunigt werden konnte das Verfahren durch die Planteilung indes nicht: Es gab erhebliche Probleme mit Naturschutz und Lärmschutz. Auf Wunsch des Landratsamtes stellte das am Verfahren beteiligte Ingenieurbüro für Immissionsschutz im Bebauungsplan noch einmal dar, dass das Gesamtgeräuschniveau der Felsengartenkellerei das Gebiet unterhalb der Kellerei und das benachbarte neue Mischgebiet nicht wesentlich stören werde.

Damit, so Planer Uwe Müller vom Ludwigsburger Planungsbüro KMB, stehe einem Satzungsbeschluss nichts mehr im Wege. Das Baugebiet „Südöstlich der Felsengärten“ verursacht laut Uwe Müller einen Verlust von 77 000 Ökopunkten, die überwiegend durch den Bau oder die Wiedererrichtung von Trockenmauern – zum Teil auch auf Besigheimer Gebiet – ausgeglichen werden. Erwirtschaftet werden dabei für beide Baugebiete 140 000 Ökopunkte. Für das Gebiet „Südöstlich der Felsengärten“ wird ein Überschuss von 63 000 Ökopunkten erzielt, die dem benachbarten neuen Mischgebiet „Westlich der Seitenstraße“ gutgeschrieben werden.

Viele Ökopunkte

Im neuen Misch- und Wohngebiet „Westlich der Seitenstraße“ kosten die Eingriffe in die Natur 123 000 Ökopunkte. Zum Ausgleich werden die Überschüsse aus dem benachbarten Baugebiet in Höhe von 63 000 Ökopunkten sowie weitere Ausgleichsmaßnahmen, beispielsweise im Dreschschuppenareal, herangezogen. Unterm Strich ergibt sich ein Überschuss von 17.000 Ökopunkten.

Dass die Gemeinde Hessigheim die außerhalb ihrer Markung erwirtschafteten 63 000 Ökopunkte für sich verbuchen kann, verdankt sie einer Vereinbarung im Rahmen des interkommunalen Steillagen-Förderprogramms, an dem sich Hessigheim und Besigheim beteiligen. Das erläuterte Bürgermeister Günther Pilz auf Nachfrage aus dem Gemeinderat.

Im Gemeinderat zeigte man sich erleichtert, die Bebauungspläne jetzt endlich beschließen zu können. Johannes Bertsch hätte dennoch den Beschluss gerne noch einmal vertagt, um noch Bauvorschriften hinsichtlich des langfristigen Klimaschutzes, wie die strikte Ausrichtung der Häuser nach Süden hin, einarbeiten zu können, fand aber keine Unterstützer.

Günther Pilz erklärte, nach den langen Jahren der Planung könne er eine so grundlegende Änderung des Bebauungsplans nicht gut heißen. Er habe eine Warteliste von 170 Interessenten für die Grundstücke. Die Bebauungspläne wurden vom Gremium einstimmig, beziehungsweise im Falle des Mischgebietes bei Enthaltung von Johannes Bertsch, beschlossen.

 
 
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