Im Tischtennis zählen die aktuellen Tabellen als Abschlusstabelle Saison-Abbruch: eine Münze mit zwei Seiten

Von Jan Simecek
Für Topspieler Mats Sandell und seine Teamkameraden vom Regionalligisten TTC Bietigheim-Bissingen ist nun auch die Saison vorzeitig beendet.⇥ Foto: Martin Kalb

Der DTTB beschließt nicht nur, die Saison in allen Ligen vorzeitig zu beenden, sondern auch, die aktuelle Tabelle als Abschlusstabelle zu werten. Die Entscheidung ruft unterschiedliche Reaktionen hervor.

Auch wenn die Pressemitteilung des Deutschen Tischtennis-Bunds am Nachmittag des 1. Aprils kam, so ist es doch keine Aprilscherz: Auch im Sport mit dem kleinen Kunststoffball wurde nun die laufende Saison aufgrund der Corona-Krise  vorzeitig beendet. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, wie beim Eishockey, wo es keinen offiziellen Meister gibt, entschloss man sich beim DTTB jedoch, die aktuellen Tabellen als Abschlusstabellen zu werten. Ein Vorgehen, das nicht überall gut ankommt.

Aktuelle Tabelle ist Endtabelle

„Die Spielzeit 2019/20 ist für den Mannschaftsspielbetrieb in ganz Deutschland von der untersten Kreisklasse bis zur Bundesliga inklusive Pokal- und Relegationsspielen mit sofortiger Wirkung beendet. Das haben der DTTB und seine 18 Landesverbände in einer Telefonkonferenz beschlossen. In dieser abgebrochenen Saison wird die Tabelle zum Zeitpunkt der jeweiligen Aussetzung der Spielzeit als Abschlusstabelle gewertet. Auf DTTB-Ebene war das der 13. März. Die in diesen Abschlusstabellen auf den Auf- und Abstiegsplätzen befindlichen Mannschaften steigen auf beziehungsweise ab“, heißt es in der Mitteilung.

„Grundsätzlich finde ich es gut, dass die Saison abgebrochen ist, denn man weiß ja nicht, wie lange das noch so weitergeht. Tischtennis ist ja nicht nur ein Mannschaftssport und irgendwann müssen ja auch noch die Ranglistenturniere gespielt werden“, sagt Matthias Grünenwald, Vorsitzender des TTC Bietigheim-Bissingen. „Die Gesundheit geht auf jeden Fall vor“, sagt auch Heinz Kipp, Tischtennis-Abteilungsleiter beim Bietigheimer Ligakonkurrenten SV Salamander Kornwestheim.

Für Grünenwald  ist der Abbruch aber nur die eine Seite der Medaille. „Dass man die aktuellen Tabellen als Abschlusstabellen nimmt, ist der größte Schwachsinn“, ereifert sich Grünenwald und erklärt: „Im Tischtennis haben wir keine gemeinsamen Spieltag. Es gibt Mannschaften, die noch zwei, drei Spiele weniger ausgetragen haben. Der DTTB hat damit eindeutig wieder einmal gezeigt, dass er keine Ahnung vom sportlichen Geschehen hat.“ Er denkt dabei keinesfalls nur an den eigenen Verein. „Wir waren Zweiter, sind Zweiter und bleiben Zweiter. Auf uns hat das keinerlei Auswirkungen. Auch nicht auf die zweite Mannschaft, die in der Verbandsliga weder mit dem Aufsteig noch mit dem Abstieg etwas zu tun hat“, so Grünenwald.

Kipp findet dagegen, dass der Verband eine „meines Erachtens nach ganz ordentliche Lösung“ gefunden hat. „Irgendwann muss ja entschieden werden, wie es weitergeht, ob die Saison nun gezählt wird oder nicht“, so der SVK Abteilungsleiter. „Zumindest in der Regionalliga waren ja die Fronten geklärt, da hätte sich nichts mehr verschoben“, so Kipp weiter.

Finanziell könnte es, nach Ansicht beider, durch die Corona-Krise beim einen oder anderen Verein Probleme geben – jedoch nicht beim eigenen. „Es kann durchaus sein, dass sich der eine oder andere Geldgeber zurückzieht und dadurch auch der eine oder andere Verein ins Wanken kommt. Da bei uns die Spieler aber nur eine Aufwandsentschädigung erhalten, wenn sie tatsächlich für uns antreten, sehe ich in dieser Hinsicht für den TTC positiv in die Zukunft.“ So positiv, dass er sogar den Sprung von der Regionalliga in die Dritte Liga wagen würde. „Als Zweiter hat man normalerweise keine Chance auf den Aufstieg, aber wir sind vorab gefragt worden, ob wir im Falle eines Aufstiegs auch tatsächlich dritte Liga spielen würden – auch falls ein Team ausfällt. Wir wären immer noch bereit“, erklärt Grünenwald.

TTC plant Nachwuchs-Center

Der Vorsitzende sieht den TTC so gefestigt, dass trotz Coronavirus weiter, so gut es geht, an einem großen Zukunftsprojekt gearbeitet wird. „Wir setzen ohnehin schon verstärkt auf den Nachwuchs und wollen das mit einem Tischtennis-Center, in dem Jugendliche aus ganz Europa oder sogar der ganzen Welt trainieren und spielen, noch verstärken“, berichtet Grünenwald. Die Sporthalle in Metterzimmern soll zum Mittelpunkt der Akademie werden. Die Kosten für den Verein halten sich dabei in gut kalkulierbarem Rahmen. „Die Stadt kommt uns da sehr entgegen, sodass wir letztlich nur die Trainerentschädigungen selbst tragen müssen“, erklärt der TTC Vorsitzende. Ein nicht ganz unbedeutendes Problem gibt es trotzdem. „Wir haben viele Anfragen, aber die Spieler würden sich gerne mal die Bedingungen vor Ort anschauen. Und auch wir würden gerne vorher schauen, ob die Spieler zu uns und zum Projekt passen. Das ist auf absehbare Zeit leider nicht möglich“, so Grünenwald.

 
 
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