Im Wildparadies Mit Eicheln, Obst und Heizung überwintern

Von Susanne Yvette Walter
Den Eseln schmeckt das Obst.⇥ Foto: Susanne Yvette Walter

Im Wildparadies des Erlebnisparks Tripsdrill kommen in den Wintermonaten auch Tiere aus Afrika oder Südamerika klar – ein Heizsystem im Gehege sorgt bei Bedarf für angenehme Temperaturen.

Im Wildparadies des Erlebnisparks Tripsdrill muss keiner frieren. Während die einen für sich selber sorgen können, halten Heizsysteme im Gehege die anderen warm.

„Die europäischen Braunbären im Park fangen schon ab Ende August/ Anfang September an, sich einen Winterspeck anzufressen, der sie wärmt“, erklärt Andreas Fischer von der Geschäftsleitung: „Nur unsere Exoten im Wildparadies, vor allem die Vögel aus Übersee, müssen wir schützen und warmhalten mit speziellen Heizsystemen.“

Der europäische Braunbär hält keinen Winterschlaf, sondern legt sich lediglich zur Winterruhe aufs Ohr. „Das bedeutet, dass er nicht durchschläft. Er steht immer wieder mal auf, frisst ein paar Äpfel, trinkt ein bisschen und legt sich wieder hin“, beobachtet Andreas Fischer und erklärt: „Balu fährt im Winter extrem runter. Sein Energiehaushalt liegt bei 30 Prozent im Vergleich zum Sommer. 20 Stunden pro Tag schläft er locker.“ Um das auszuhalten, fressen Balu und seine Kollegen im Herbst pro Tag zehn bis 15 Kilogramm Obst und Gemüse. Außerdem hilft hartes Brot den Bären dabei, Fettreserven für den Winter aufzubauen.

Bären werden nicht gezüchtet

Nachwuchs kann Balu keinen mehr bekommen. Er ist, wie seine Artgenossen im Wildparadies, kastriert worden. „Es gibt so viel Bärenelend auf dieser Welt auch heute noch, zum Beispiel in Rumänien. Man braucht nur an Tanzbären zu denken. Das unterstützen wir nicht und deshalb züchten wir keine Bären“, sagt Andreas Fischer.

Damwild, Rotwild und Dybowskihirsche finden im Wald reichlich Eicheln. „Wir füttern im Winter ballaststoff- und eiweißreich dazu. Außerdem ist das Winterfell der Hirsche drahtiger als das weiche Sommerfell und schützt die Tiere“, sagt Fischer. Im Dezember endet ihre Brunft. Im Mai kommen die Jungen zur Welt.

Rüben und Treber

Beim Zufüttern spielt Biertreber eine große Rolle. Die bei der Bierherstellung anfallenden Rückstände des Braumalzes vertragen alle Pflanzenfresser, erläutert Fischer, der das Nebenprodukt von Brauereien aus der Nachbarschaft erhält. Außerdem bekommen die Vegetarier untern den Wildtieren im Winter Futterrüben zum Fressen.

Bei den Vögeln im Wildparadies ist die Lage komplizierter: „Der europäische Gänsegeier kommt hier gut klar im Freien, während der afrikanische Truthahngeier ein Heizsystem braucht, weil er mit der Kälte hier nicht zurecht kommt“, erklärt Fischer. Dasselbe gelte zum Beispiel auch für den Karakara aus Südamerika. Wer auf der Nordhalbkugel beheimatet ist wie der Weißkopfseeadler, sei im Winter klar im Vorteil.

„Als noch Zuschauer in den Park durften, hatten wir zwei Flugvorführungen pro Tag. Heute gibt es täglich ein Flugtraining von unseren Tierpflegern Benedict Stirblies, Niclas Jahn und Michael Kovacs“, beschreibt Fischer. Auch Finja Hippmann, der erste weibliche Azubi in diesem Bereich, freue sich über die Gelegenheit, mit den Tieren zu arbeiten.

Neue Heimat für die Luchse

Im Winter werden die zahlreichen Gehege, Hütten und Futterplätze wieder auf Vordermann gebracht. Im Moment entsteht in Cleebronn zudem ein neues Gehege für die drei Luchse. 2000 Quadratmeter groß soll es werden. Die Eckpfeiler stehen schon. Angegliedert werden soll auch eine Quarantänestation für kranke Tiere. Ins Gehege integriert werden ein Bachlauf, niedrige Büsche und Balanciermöglichkeiten aus Holzstämmen.

Um die Tiere zu beschäftigen, sei die Fantasie der Tierpfleger gefragt. Bei den Wildschweinen ist zum Beispiel im Gehege eine Trommel im Boden verankert, die Löcher hat wie ein Sieb. Stupst das Wildschwein mit der Nase dagegen, rieselt Mais heraus. Bei den Wildkatzen sind Windspiele aus Federn in Sprunghöhe angebracht. Bei den Fischottern setzt der Tierpfleger ein Spielzeug ein – ein Metallstab mit einer Kugel. „Damit kitzelt er die Tiere. Zusätzlich versteckt er Fisch an verschiedenen Stellen und lässt die Otter ihr Futter suchen“, beschreibt Andreas Fischer. Auch die Auerochsen verbrächten zur Zeit viel Zeit damit, ihr Futter selbst zu suchen.

Andreas Fischer hofft, dass das Wildparadies im Januar endlich wieder seine Tore für die Besucher öffnen darf.

 
 
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