In den Bietigheimer Steillagen tut sich einiges Der Stadtweinberg wird wieder bewirtschaftet

Von Uwe Mollenkopf
Markus Zahner im Weinberg oberhalb der B 27 bei Bietigheim. Foto: Helmut Pangerl

Markus Zahner hat die 20 Ar große Fläche übernommen, die zuletzt ohne Pächter war. Auch sonst tut sich einiges in den Steillagen.

Vor einem Jahr sah es nicht gut aus in den Bietigheimer Steillagen im Bereich „Dürrer Berg“. Einige Flächen waren mangels Bewirtschaftung verbuscht, der Stadtweinberg hatte keinen Pächter mehr, Schädlinge wie der Mehltau breiteten sich aus. Seither hat sich einiges geändert. Obwohl es immer noch Probleme gibt, sieht Markus Zahner, einer der dortigen Wengerter, die Steillagen auf gutem Wege. Alle Flächen würden wieder intensiv bewirtschaftet, beschreibt er die aktuelle Situation, zwei Parzellen, für die sich kein Betreiber fand, wurden gerodet. Zahner selbst, der erst vor vier Jahren als Hobby-Winzer angefangen hat, hat den 20 Ar großen Stadtweinberg zum Jahresanfang nach längerem Überlegen übernommen.

Den Anstoß dazu habe letztlich auch seine Frau gegeben, sagt der Chef einer 14 Mitarbeiter zählenden IT-Firma. Die Flächen, die er bewirtschaftet, haben sich damit auf knapp einen Hektar erhöht. Doch die Arbeit in den Weinbergen sei für ihn die perfekte Auszeit aus dem Alltag, so Markus Zahner – und „Auszeit“ steht denn auch auf dem Etikett seiner Weine. Er baut Riesling, Trollinger, Lemberger, Kerner und Gewürztraminer an und testet darüber hinaus derzeit auch eine pilzwiderstandsfähige Sorte, eine Kreuzung aus Dornfelder und Lemberger. Habe er damit Erfolg, will er diese Sorte auch im Stadtweinberg anpflanzen.

Entscheidend für die Fortschritte in den schwer zu bewirtschaftenden Steillagen sei indes, dass die rund 30 Wengerter dort jetzt an einem Strang ziehen. „Es hat sich eine schöne Gemeinschaft gebildet“, lobt Zahner. Man sei miteinander vernetzt und helfe sich gegenseitig. Das sei insbesondere wichtig für Jungwinzer, die noch nicht so viel Erfahrung hätten. Diese erhielten bei Bedarf Unterstützung.

Ein Problem sei nach wie vor, dass der Betrieb der Weinberge dort gemessen am Arbeitsaufwand wirtschaftlich nicht rentabel sei. Die Stadtverwaltung unterstütze die Wengerter jedoch nach Kräften. So will die Stadt die Kosten für eine Agrar-Drohne übernehmen, mit der künftig gespritzt werden soll, sobald das Bundesluftfahrtministerium die dafür notwendige Erlaubnis gibt. „Das erleichtert die Arbeit in den Steillagen um ein Vielfaches“, so Zahner. Die Drohne schaffe einen Hektar in 25 Minuten, von Hand brauche man dafür vier bis sechs Stunden. Bernhard Schnaufer, Stefan Muck und Markus Zahner wollen den Betrieb der Drohne gemeinsam übernehmen.

In der Schweiz werden solche Geräte schon länger eingesetzt, hierzulande versuchsweise bei der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO), mit der die Bietigheimer Winzer viele Gespräche geführt haben.

Ordnungsamt und Polizei seien jetzt auch regelmäßig vor Ort, um die „Besucherszene“ in den Weinbergen im Blick zu haben, beschreibt Zahner ein anderes Problem: die Vermüllung durch liegengelassene Gegenstände. Flaschen würden durch den Wind den Berg hinab geweht und zersplitterten an den Weinbergmauern. Dadurch bestehe die Gefahr, sich zu verletzen.

Warten auf Neuordnung

Schon länger auf der Agenda der Bietigheimer Wengerter steht eine Flurneuordnung, durch die die Bewirtschaftungsmöglichkeiten in den Steillagen verbessert werden sollen. Die Bewirtschafter und die Stadt stünden bereit, so Zahner, man habe auch Aussicht auf Fördermittel. Jetzt warte man auf das Landratsamt, wo die Pläne seit August/September letzten Jahres liegen. Vor allem im Bereich des Bergwegs, der derzeit wegen eines Mauerabsturzes gesperrt ist (siehe Infokasten), seien Verbesserungen nötig. „Die Steillagen müssen weiterleben“, gibt Zahner das Ziel vor.

 
 
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