Ingersheim Das kostet das neue Klimaschutzkonzept

Von Jörg Palitzsch
Ab 2024 will Ingersheim die Anschaffung von Lastenpedelecs für Familie fördern. Mindestens 25 000 Euro könnten für dieses Programm zur Verfügung gestellt werden. Foto: Imago/Christian Ender

Mehr E-Bikes, mehr Ladesäulen, mehr Fotovoltaikanlagen, mehr öffentlichen Veranstaltungen – so will Ingersheim seine CO2-Bilanz verbessern. Das kostet alles Geld. Teuerster Punkt des neuen Klimaschutzkonzepts ist allerdings die Schaffung der neuen Stelle einer Klimamanagerin beziehungsweise eines Klimamanagers.

Mit dem jüngst im Gemeinderat verabschiedeten Klimaschutzkonzept hat sich die Gemeinde viel vorgenommen. Die federführende Ludwigsburger Energieagentur (LEA) hat dazu Energie- und CO2-Bilanzen aufgestellt, die den Endenergieverbrauch sowie die Emissionen an allen klimarelevanten Treibhausgasen (THG), also nicht nur CO2, darstellen.

In allen Handlungsfeldern gibt es erste Schritte im kommunalen Klimaschutz, so die LEA in ihrer Analyse für Ingersheim. Diese Aktivitäten müssten jedoch systematisch weiterentwickelt und deutlich ausgebaut werden. So bestehe besonders bei der Energieversorgung der Kommune sowie bei der Kommunikation und Kooperation dringender Handlungsbedarf.

Bilanz: 96 433 Megawattstunden

Die aufgestellte Energiebilanz enthält den gesamten Endenergieverbrauch der Gemeinde. Der Endenergieeinsatz beträgt demnach für das Basis-Jahr 2016 insgesamt 96 433 Megawattstunden (MWh). Davon entfallen auf private Haushalte 45 Prozent, auf den Verkehr 30 und auf Gewerbe und Sonstiges 25 Prozent. Darin sind auch die kommunalen Liegenschaften enthalten. Neuere Daten werden noch in diesem Jahr erwartet, hieß es in der Sitzung.

Mit umfangreichen Maßnahmen sollen die gesteckten Klimaschutz-Ziele erreicht werden, und diese werden Geld kosten, wie FWG-Gemeinderat Jürgen Fleischmann anmerkte. Alle Maßnahmen sind kompakt zusammengefasst und, wo möglich, mit Einsparungen und Kosten hinterlegt.

Mehr PV-Anlagen

Eine erste Maßnahme ist ab 2023 eine Kampagne zur Nutzung der Potenziale von Fotovoltaik (PV) und Solarthermie. Angesprochen sind private Haushalte, die Industrie und weitere der 22 Liegenschaften der Kommune. Dahinter steht das Klimaschutzgesetz des Landes, das zur Installation von PV-Anlagen verpflichtet. Seit dem 1. Mai 2022 besteht die PV-Pflicht für den Neubau von Wohngebäuden und ab dem 1. Januar 2023 wird die Pflicht auch auf grundlegende Dachsanierungen ausgeweitet. Ingersheim hat eine Interessensbekundung zur Teilnahme am Klimaschutznetzwerk Solaroffensive 2.0 abgegeben, bei einem Aufwand für eine entsprechende Kampagne liegt die Förderquote bei 70 Prozent.

Förderung von Lastenpedelecs

Die Aussichten: Durch zusätzlich genutzte Solarenergie könnten signifikante CO2-Minderungspotenziale entstehen. Die tatsächliche Minderung sei allerdings abhängig vom Erfolg der Kampagne und den tatsächlich neu installierten PV- und Solarthermieanlagen.

Eine weitere Maßnahme ist die Errichtung von E-Ladestationen für Pedelecs und E-Automobile. Es gibt eine Ladesäule mit zwei Anschlüssen im Sportgelände Fischerwörth und eine Wallbox am Rathaus für ein Dienstfahrzeug der Sozialstation. Angestrebt werden in den nächsten drei Jahren zwei weitere Stationen für E-Autos und zwei weitere Stationen für Pedelecs. Eine Förderung über das Programm „Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland“ ist möglich. Der Effekt: Elektrofahrzeuge tragen zur Senkung der THG-Emissionen und Reduktion der Lärmbelästigung bei. In die gleiche Richtung zielt das Förderprogramm Lastenpedelec (für Familien) im Jahr 2024, je nach Ausgestaltung mit mindestens 25 000 Euro. In Bietigheim-Bissingen und Steinheim wird für die Anschaffung eines E-Lastenrades ein Zuschuss von 30 Prozent des Anschaffungspreises, maximal jedoch 1000 Euro gewährt.

Auch die energetische Analyse von Verwaltungsgebäuden soll verstetigt werden. Die Kosten sind abhängig von der Gebäudeart und -größe, als Richtwert gelten 13 000 bis 15 000 Euro für eine Schule.

Klima-Veranstaltungen

Für zielgruppen- und themenspezifische Kampagnen empfiehlt die LEA der Gemeinde, ein jährliches Budget für Öffentlichkeitsarbeit in Höhe von mindestens 5000 Euro im kommunalen Haushalt vorzusehen. Die Teilnahme an Klima-Veranstaltungen könne dazu führen, dass das eigene Verhalten geändert wird. So könne eine Kampagne zu Pedelecs und E-Bikes auslösen, dass eine bestimmte Anzahl an Bürgern einen Kauf in Erwägung ziehe. Das direkte Minderungspotenzial von Treibhausgasen sei an diesem Punkt jedoch schwer quantifizierbar.

Am kostenintensivsten ist die für drei Jahre beschlossene Schaffung einer Stelle für das Klimaschutzmanagement für zunächst drei Jahre. Das Konzept nennt für die drei Jahre 252 000 Euro für Personalkosten, begleitender Öffentlichkeitsarbeit, Prozessunterstützung, Sachausgaben und Weiterbildung, abzüglich Förderung bei verbleibenden Eigenmitteln in Höhe von 126 000 Euro.

Durch die Stelle sollen Maßnahmen angestoßen und umgesetzt werden, die teilweise erhebliche Einsparungen generieren könnten. Nach Ablauf des Förderzeitraums von drei Jahren wird eine Verstetigung im Stellenplan angestrebt – sprich eine Anstellung auf Dauer.

 
 
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