Interview mit David McCray „Die Leute müssen auf die Straße gehen und protestieren“

Von Andreas Eberle
David McCray hat als Spieler selbst schon Erfahrungen mit Rassismus gemacht – „meistens bei internationalen Spielen in Osteuropa“, wie er im BZ-Interview erzählt. ⇥ Foto: MHP Riesen Ludwigsburg

Im Interview mit der BZ bezieht Riesen-Assistenztrainer David McCray Position in der Rassismus-Debatte.

David McCray (33) ist einer von drei Assistenztrainern beim Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg. Sein Vater ist US-Amerikaner, seine Mutter Deutsche. Der langjährige Profi, Kapitän und Publikumsliebling hat auch abseits des Spielfelds etwas zu sagen und nimmt in der Rassismus-Debatte kein Blatt vor den Mund. Im Interview mit der BZ äußert sich McCray über die Vorfälle in den USA, seine eigenen Erlebnisse und ein mögliches Zeichen der Spieler beim anstehenden Finalturnier in München.

Wie sehen Sie als gebürtiger Deutscher mit US-amerikanischen Wurzeln das, was zurzeit in den Vereinigten Staaten passiert?

David McCray: Die Lage ist gerade natürlich problematisch, aber die Leute müssen auf die Straße gehen und protestieren, damit sich etwas ändert. So, wie es gerade ist, kann es nicht weitergehen. Die ganze Brutalität, vor allem von Seiten der Polizei, die ganzen Ungerechtigkeiten, die Afroamerikaner erleben – das alles kann so nicht weitergehen.

Werden Sie als Mitglied des Ludwigsburger Trainerteams und die Riesen-Profis beim Finalturnier in München in Botschaften Flagge gegen Rassismus zeigen? Oder bestärken Sie die Mannschaft sogar darin, dies zu tun?

Wir Coaches haben bisher nichts geplant. Aber ich bin mir sicher, dass die Spieler eine Aktion umsetzen werden. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich definitiv meine Meinung sagen und natürlich auch Flagge gegen Rassismus zeigen.

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz ist nach seinen unglücklichen Äußerungen in der Rassismus-Debatte zurückgerudert. Er hatte in der Diskussion angemerkt, dass grundsätzlich politische Äußerungen im Ligabetrieb verbal oder nonverbal nicht gestattet seien. Wie beurteilen Sie die Kommunikation der Liga?

Zuerst einmal muss man ja sagen, dass Rassismus nicht politisch ist. Darüber hinaus ist gerade Basketball eine Sportart, in der die große Mehrheit der Spieler Afroamerikaner ist. Gerade deshalb hätte ich mir da ein anderes Statement gewünscht.

Erst die Corona-Pandemie, dann Unruhen wegen Rassismus – hat man als US-Profi gerade überhaupt den Kopf frei für so ein Finalturnier, wie es jetzt bis Ende Juni in München ausgetragen wird?

Ich denke, dass das Turnier gerade für unsere afroamerikanischen Spieler zur richtigen Zeit kommt. Auf dem Feld ist man frei von solchen Gedanken, und man kann sich einfach nur auf das Spiel, das man liebt, fokussieren.

Gleich zu Beginn der Bundesliga-Saison hat Riesen-Kapitän Konstantin Konga einen rassistischen Vorfall öffentlich gemacht. Spielt Rassismus im Basketball eine Rolle?

Zunächst muss man mal sagen, dass man die Zustände in den Vereinigten Staaten nicht mit den Zuständen in Deutschland vergleichen kann. Klar gibt es Rassismus in Deutschland, und es ist ein Problem, aber ich hatte noch nie Angst um mein Leben, wenn ich von der Polizei angehalten wurde. Rassismus gibt es leider überall, auch im Basketball, aber der Sport verbindet weltweit Spieler und Fans jeglicher Herkunft.

Haben Sie selbst in Ihrer langen Karriere als Spieler schon einmal derartige Vorfälle erleben müssen?

Vereinzelte Fälle gab es schon, meistens bei internationalen Spielen in Osteuropa.

Glauben Sie, dass sich durch die Proteste in den USA etwas verändert?

Es muss sich was ändern – und ich hoffe, dass wir alle so lange friedlich Druck ausüben werden, bis sich was ändert. ⇥

 
 
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