Jahresgespräch Gemmrigheim Bürgermeister hofft auf krisenfreies Jahr

Von Petra Neset-Ruppert
Dr. Jörg Frauhammer freut sich über die wachsende Einwohnerzahl Gemmrigheims. Foto: /Oliver Bürkle

Dr. Jörg Frauhammer freut sich über das stetig wachsende Gemmrigheim und sieht für 2023 ein arbeitsreiches Jahr was die Finanzen der Gemeinde angeht.

Von seiner viereinhalbjährigen Amtszeit hat Dr. Jörg Frauhammer bisher die Hälfte im Krisenmodus erlebt. „Erst Corona und dann die Ukraine und die Energiekrise. Das ist schon eine hohe Belastung, aber wir haben das gut gemeistert. Die Mitarbeiter sind wirklich klasse“, lobt Bürgermeister Frauhammer sein Verwaltungsteam in Gemmrigheim.

Positives Resümee

Doch trotz dem erneuten Krisenstatus nach Corona, nun mit Energiekrise, zieht Frauhammer ein positives Resümee für das Jahr 2022. „Es war ein arbeitsreiches Jahr in dem wir nicht alles, aber viel erreicht haben“, so der Schultes. Zu dem Erreichten gehört auch die Kita am Holzplatz, die Betreuungsplätze für knapp 80 Kinder bietet. Dank intensiver Suche im Sommer konnte die Gemeindeverwaltung alle Erzieherinnenplätze auch besetzen. Damit entschärft sich die Wartelisten-Situation für die Kitaplätze deutlich. Das ist bei einer wachsenden Gemeinde wie Gemmrigheim auch dringend notwendig. „Nachdem ich über die Zahl von 65 Geburten innerhalb eines Jahres gestolpert bin, musste ich das gleich mal mit dem bundesweiten Schnitt vergleichen. Gemmrigheim liegt deutlich drüber, heruntergerechnet auf die Einwohnerzahl“, erzählt Frauhammer stolz. Denn Gemmrigheim wächst stetig. Mehr als 4800 Einwohner zählt die Gemeinde am Neckar mittlerweile.

Kämmererstelle wieder besetzt

Doch nicht nur bei der Besetzung der Erzieherinnenstellen tut sich etwas in der Gemeinde. Nach zweijähriger Vakanz wird zum 1. Januar nun auch die Kämmererstelle im Rathaus besetzt sein. Die Überbrückung in dieser Zeit sei eine große Herausforderung gewesen, so Frauhammer. Herausfordernd seien momentan auch die baulichen Maßnahmen, denn die Ausschreibungen dauerten sehr lange. „Es kommen einfach keine Bewerbungen rein“, sodass bereits geplante und genehmigte Bauvorhaben wie zum Beispiel die barrierefreie Umgestaltung der Bushaltestellen, sowie der Fußgängerüberweg am Ärztehaus noch nicht umgesetzt werden konnten.

Auch das Thema ukrainische Geflüchtete beschäftigte Gemmrigheim in diesem Jahr. „Wir haben 50 Personen bei uns im Ort untergebracht und das ganz ohne Hallenunterbringung. Da muss ich auch meinen Bauhof loben, die haben g’schwind Wohnungen eingerichtet“, sagt Frauhammer. Er hätte nie gedacht, dass der Google-Übersetzer ein völlig normales Hilfsmittel im Verwaltungsalltag werde. Doch Dank digitalem Übersetzer konnten viele Anfragen der Geflüchteten zügig bearbeitet werden.

Sehnsucht nach Veranstaltungen

Nach der Pandemiezeit habe man auch in Gemmrigheim gemerkt, wie sehr sich die Menschen nach Veranstaltungen gesehnt haben. Besonders freute sich der Schultes über den Aktionstag in den Steillagen, der im Mai stattfand. Das Fest sei gut besucht gewesen und das neu eingerichtete „Weitsicht Bänkle“ wurde gut angenommen. Die Steillagen werden den Gemmrigheimer Schultes auch im neuen Jahr begleiten, denn für die Bewirtschaftung will die Gemeinde in Zukunft Hilfestellung bieten.

Der neue Kämmerer wird sich im neuen Jahr mit den weniger werdenden Finanzmittel der Gemeinde beschäftigen müssen. „Aus der Gewerbesteuer gibt es nicht mehr so viele Einnahmen wie es mal waren, da müssen wir im neuen Jahr auch schauen, wo wir neue Einnahmen generieren“, so Frauhammer. 2015 habe man fast 700 Einwohner weniger gehabt. „Da konnte man sich die niedrigen Gebühren noch leisten. Das wird in Zukunft nicht mehr so sein. Der Einkommensteueranteil wird wichtiger werden und wir müssen eine ständige Ausgabenkritik betreiben.“

Für 2023 wünscht sich der Schultes ein Jahr ohne Krisenstäbe. Er ist dankbar für das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde und hofft, dass beim Thema „Solidarität“ weiter so ein breiter Konsens besteht. „Bei manchen ist da leider noch viel Luft nach oben. Demokratie lebt vom Mitmachen“, betont Frauhammer.

Die Nachbarschaft betrachtet der Bürgermeister mit einem kritischen Blick: „Wie das mit der Klärschlammvergärungsanlage wird, wird sich zeigen. Dass das Atomkraftwerk ein viertel Jahr länger läuft, ist eben so. Viel mehr Sorgen mache ich mir um den Rückbau, der damit wieder weiter nach hinten rückt.“ Der Bürgermeister habe gehofft, dass das Thema Atomkraftwerk für die Generation seines Sohnes „dann in Gemmrigheim auch zu einem Abschluss kommt. Doch das scheint mit den bisher fehlenden Endlagerstätten für Atommüll eher schwierig zu sein.“

 
 
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