Jahresgespräch in Kirchheim Der größte Bau in Kirchheims Geschichte

Von Gabriele Szczegulski
Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold vor den Weinbergen am Neckar. Foto: /Oliver Bürkle

Für bald 17 Millionen Euro baut die Kommune eine neue Gemeindehalle – für Bürgermeister Uwe Seibold das künftige Flaggschiff.

Zwei Dinge, so sagt Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold, beschäftigten ihn im vergangenen Jahr täglich – „und das wird 2023 auch so blieben“: Das seien die Gemeindehalle – „der teuerste und größte Bau in der Kirchheimer Geschichte“ – sowie die Flüchtlingsunterbringung, „die uns an unsere Grenzen bringt“.

Gesamtbilanz

Kirchheim, so der Bürgermeister, sei derzeit und noch zukünftig, „eine einzige Großbaustelle“. Ein Meilenstein im vergangenen Jahr sei die Inbetriebnahme des Schulneubaus gewesen. Für 13.5 Millionen Euro wurde er gebaut sowie der Rest der Schule saniert, die Einweihung findet 2023 statt. An allen Ecken und Ende würde gebaut. Beispielsweise die Nahwärmeleitungen oder die Schaffung von rund 120 Wohnungen, beides im Ortskern. 30 weitere, auch im Ortskern, kommen dazu. In der Schillerstraße entsteht ein Neubau mit Pflege-WG und zwei Arztpraxen. „Es gibt kaum eine Vergleichsgemeinde, die im Ortskern so nachverdichtet wie Kirchheim, um Wohnungen zu schaffen, das wird künftig das Ortsbild sehr verändern“, so Seibold.

400 Haushalte sind nun an der Nahwärme angeschlossen, 100 Anträge, so Seibold, würden derzeit bearbeitet. Zur Bilanz gehöre aber auch, dass „die steigenden Energiepreise uns schon 2022 zu schaffen machten, aber auch die Engpässe im Personal in den Kitas“.

„Das laufende Defizit ist überschaubar, da die Gemeinde gute Rücklagen hatte“, so Seibold. Die Schulden im Ergebnishaushalt lägen bei 600 000 Euro. „Wir haben für die Gemeindehalle beispielsweise eine Projektreserve“, so Seibold. Ausgeglichen werden könne der hohe Investitionsaufwand auch durch hohe Zuschüsse und den Verkauf von Bauplätzen. „Die Verschuldung wird steigen, aber im Rahmen bleiben“, so Seibold. Vor allem sei man, was die Schule betreffe, im Kostenplan geblieben.

Aussichten 2023

„Das hätte niemand ahnen können, dass wir uns mit einer Quartiersneubildung beschäftigen werden“, so Seibold. Damit meint er das Cronimed-Gelände. In einer spontan angesetzten Begehung des Gemeinderats, die über drei Stunden dauerte, wurde klar, dass das Gelände großes Potenzial bietet. Da gehe mehr als nur Parkplätze, sei das Fazit der Räte gewesen, und dann seien die Ideen nur so gesprudelt, erinnert sich Seibold. „Das wird unser größtes Entwicklungsprojekt“. Derzeit entstehen die Pläne, wie das Gelände am Neckar bebaut werden soll. Ein Bebauungsplan und die Investorensuchen sollen bald folgen. Es soll eine Wohnbebauung geben, mit ungewöhnlichen Häusern und Wohnkonzepten, „ganz urban“, so Seibold. „Das wird eine unserer Schnittmenge mit der Zukunft“, sagt er.

Eine weitere Zukunftsinvestition ist die Nahwärme. 2023 soll die Heizzentrale im Gewerbegebiet gebaut werden. „Das Ziel ist, sie rein regenerativ zu betreiben“, so der Bürgermeister. Überwiegend wird sie mit Holz betrieben, es wird Puffer-Wasserspeicher geben, eine Wärmepumpe, aber auch solar-erzeugten Strom. „Das ist eine Mammutaufgabe“ und kostet 11 Millionen Euro. „Wir schreiben aber schon jetzt schwarze Zahlen in der Nahwärmeversorgung.“ 2023 werden auch das Projekt und die Bauarbeiten auf dem Post-Areal, wo ein Neubau mit Wohnbebauung entsteht, und beim Busbahnhof begonnen. Dort sind Fahrradparkhäuser geplant. „Wir werden dann auch die Erschließung des Baugebiets Lüssen III angehen und die Planung zur Erweiterung des Gewerbegebiets“, so Seibold.

Sorgenkinder

Die Breitbandversorgung sei eine seiner Sorgen, „da muss es 2023 vorangehen“, sagt der Bürgermeister. Auch der Verkehr auf der B 27 sei immer ein Problemthema. Hinzu komme, dass die Hohensteiner Straße saniert werde und behindertengerechte Bushaltestellen bekommt, das werde auch zu Staus führen. Größtes Sorgenkind aber sei die Flüchtlingsunterbringung. „Wir sind an unseren Grenzen, finden keine Unterkünfte mehr.“ Was dann komme, wenn noch mehr Flüchtlinge zugewiesen werden, wisse er noch nicht. „Wir wollen ja helfen, aber es gibt derzeit keinen Wohnraum mehr“, so Seibold.

Persönliche Aussichten

Das Jahr 2023 wird für Uwe Seibold vor allem ein Wahljahr sein, sagt er. Denn der 55-Jährige stellt sich im September wieder der Wahl zum Bürgermeister und steht dann vor seiner vierten Amtszeit. „Mich motiviert einfach, dass in Kirchheim so viel geht. Wir verändern gerade so vieles, unser Ortsbild, unser Leben, da möchte ich gerne weitermachen“, sagt er. „In Kirchheim kann man einfach was bewegen.“

 
 
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