Jubiläumsfeier in Sachsenheim Trotz Wolken herrscht Feierstimmung

Von Michaela Glemser
Beim Talk am Wasserschloss in Sachsenheim diskutierten am Sonntag (von links): Dieter Baum (Ortschaftsrat Ochsenbach), Andreas Stein (Ehrenbürger und Bürgermeister a.D.), Bürgermeister Holger Albrich, Horst Fiedler (Bürgermeister a.D.), Martin Hoffmann (Moderator) und Hermann Albrecht (Ehrenbürger). Foto: /Oliver Bürkle

In Großsachsenheim zelebrieren am vergangenen Wochenende zahlreiche Besucher ganz vielfältig das 50-jährige Bestehen der Gesamtstadt.

Der Äußere Schlosshof wurde am Wochenende zu einer großen Partymeile, bei der zahlreiche Besucher bis in die späten Nachtstunden hinein zu fetzigen Rockrhythmen und beliebten Schlagerhits ausgelassen feierten. Selbst einige Gewitterschauer konnte der guten Stimmung nichts anhaben. „Mein Fazit von der Veranstaltung ‚Sommer am Schloss‘ lautet: Es war einfach gigantisch. Schon am Freitagabend mit der Band ‚Estasy‘ gab es wesentlich mehr Besucherzuspruch als in den Vorjahren. Auch der Abend mit ‚Familie Hossa‘ am Samstag hat sich inzwischen beim Publikum etabliert und zieht die Menschen auch aus den umliegenden Gemeinden an“, erklärte Frank Clement, Vorsitzender des Bundes der Selbstständigen in Sachsenheim.

Er wünscht sich, dass sich die Verantwortlichen der Stadt auch in ähnlicher Weise in den kommenden Jahren beim „Sommer am Schloss – Sachsenheim shoppt und rockt“ engagieren wie 2023 zum 50-jährigen Bestehen der Gesamtstadt. „Sonst wird es für uns BdS-Mitglieder schwierig, ein so umfangreiches Rahmenprogramm mit Ponyreiten, einer Falknerei, einer Hüpfburg und vielen weiteren Attraktionen auf die Beine zu stellen“, betonte Clement.

Baum beklagt „Scherbenhaufen“

Nachdem am Samstagabend die Festbesucher zu Party-Schlagern teilweise im Regen tanzten, zeigte sich am Sonntag pünktlich zur Eröffnung des offiziellen Festakts zum 50-jährigen Bestehen der Gesamtstadt Sachsenheim der Himmel wieder strahlend blau, auch wenn eine „dunkle Wolke“ über der Stadt hing. Diese sprach Moderator Martin Hoffmann gleich zu Beginn einer Talkrunde auf der Bühne an, an der Ehrenbürger Hermann Albrecht, Ehrenbürger und Bürgermeister a.D. Andreas Stein, Bürgermeister a.D. Horst Fiedler, Bürgermeister Holger Albrich und Ortsvorsteher Dieter Baum aus Ochsenbach teilnahmen.

Gerade Ortsvorsteher Baum machte aus seiner Enttäuschung über die Abschaffung der Unechten Teilortswahl durch die Gemeinderäte keinen Hehl. „Diese Entscheidung hat mich sehr getroffen, und ich bin sehr traurig darüber. Den Vorwurf, der aufgekommen ist, die Spielberger Ortschaftsräte hätten zu spät für die Kompromisslösung gestimmt, empfinde ich als sehr unfair“, betonte Baum.

Die Entscheidung des Gemeinderates sei einem vernünftigen Dritten nach der ganzen vorausgegangenen Diskussion nicht zu vermitteln, und die Enttäuschung, der Frust und die Wut im Kirbachtal seien entsprechend groß, monierte der Ochsenbacher Ortsvorsteher. Er verwies darauf, dass ohne Not im Jubiläumsjahr der Stadt ein kommunalpolitischer Scherbenhaufen geschaffen worden sei, von dem er nicht wisse, wie er jetzt wieder beseitigt werden solle.

Zustimmung bekam Baum von Ehrenbürger Stein, der in seiner Amtszeit von 1987 bis 2003 keinen Gedanken an die Abschaffung der Unechten Teilortswahl verschwendete. „Die damals junge Gesamtstadt befand sich in der Findungsphase, und ich habe viel Zeit in die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern und Ortschaftsräten investiert. Demokratie heißt nämlich auch, sich an die schriftlich zugesagten Bestimmungen der Eingliederungsverträge zu halten“, unterstrich Stein.

Auch Ehrenbürger Albrecht empfand die Entscheidung zur Abschaffung der Unechten Teilortswahl als einen Rückschlag in der 50-jährigen Geschichte der Gesamtstadt, den es nun zu überwinden gelte.

Bürgermeister a.D. Fiedler hatte damit weniger Probleme, wollte er doch selbst in seiner Amtszeit von 2003 bis 2019 die Unechte Teilortswahl abschaffen, fand damals aber nicht die nötige Mehrheit im Gemeinderat. „Es gab in der Vergangenheit unheimlich viele Fehlstimmen bei den Wahlen die meist zu Lasten des eigenen Stadtteils gingen“, erinnerte Fiedler.

Künftig seien die Wahlregularien einfacher verständlich und alle Stimmen könnten mit offenen Listen auch im eigenen Stadtteil belassen werden. „Die Abschaffung der Unechten Teilortswahl ist kein Untergang der Demokratie“, so Fiedler.

Der amtierende Bürgermeister Albrich appellierte an alle Bürger in der Stadt, diese Ratsentscheidung zu akzeptieren und mit ihr umzugehen. „Eine Stadt ist nur so erfolgreich und attraktiv, wie sie ihre Bewohner machen. Das gilt nicht nur für die wirtschaftliche Leistung, sondern auch für das bürgerschaftliche Engagement und die Bereitschaft sich einzubringen und mitzugestalten“, hatte Albrich bereits bei der Festeröffnung betont.

In der weiteren Talkrunde streiften die Beteiligten wichtige Meilensteine in der Stadtentwicklung wie den Bau und die Sanierung von Schulen und Kindertagesstätten, die Entwicklung des Gewerbeparks „Eichwald“ mit der Umgehungsstraße, die Rebflurbereinigung im Kirbachtal, den Neubau des Kulturhauses oder die erfolgreiche Begründung der Städtepartnerschaft mit Valréas.

Aber auch abseits des Bühnenprogramms auf dem Äußeren Schlosshof herrschte am Festsonntag in der Innenstadt Großsachsenheims großer Besucherandrang beim vielfältigen Kinderprogramm, den kulinarischen Angeboten der Vereine, den offenen Geschäften der Einzelhändler und den Darbietungen der Straßenmusikanten.

 
 
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