Julian Schuster wird Cheftrainer Profi-Lieferant FV Löchgau schreibt nächste Erfolgsstory

Von Claus Pfitzer
Der frühere Fußballer des FV Löchgau Julian Schuster wird ab der nächsten Saison beim SC Freiburg als Cheftrainer an der Seitenlinie stehen. Damit beerbt er die Trainerlegende Christian Streich Foto: dpa/Patrick Seeger

Der Löchgauer Julian Schuster wird zur neuen Saison beim Bundesligisten SC Freiburg Nachfolger von Trainer Christian Streich. Die Profikarriere begann 2005 mit dem Wechsel zum VfB Stuttgart II.

Es war an einem kalten Samstagvormittag im Januar 2005, als Hermann Schuster die Wechsel seines Sohnes Julian Schuster und Marco Pischorn vom Bezirksligisten FV Löchgau zum damals in der drittklassigen Regionalliga spielenden VfB Stuttgart II bekannt gab. In diesen Tagen ist das Wetter in Freiburg frühlingshaft, Hermann Schuster und seine Ehefrau Gerlinde sind zu Besuch bei ihren in der südbadischen Metropole heimisch gewordenen Söhnen Julian und Robin. Für die Schusters stand ein großes Ereignis an: Der 38-jährige Julian Schuster wurde vom SC Freiburg zum Nachfolger der Trainer-Ikone Christian Streich ernannt.

Nach der erfolgreichen Profi-Karriere mit 219 Spielen in der Ersten und Zweiten Liga für den SC Freiburg, mit dem er zweimal in die Bundesliga aufgestiegen ist und bei dem er lange Jahre Kapitän war, und zwei Erstligapartien für den VfB Stuttgart gehört Julian Schuster bald zum Elitekreis der 18 Bundesligatrainer. Seit 2018 ist er in Streichs Staff erfolgreich als Verbindungstrainer zwischen Profis und dem Nachwuchsleistungszentrum tätig. Im Februar 2024 erwarb er die Uefa-Pro-Lizenz und erhält nun vom SC einen großen Vertrauensbeweis.

Wertschätzung ist groß

„Wir haben über die Jahre in Freiburg hinweg die Wertschätzung für Julian gespürt und im Umfeld und auf der Tribüne gemerkt, wie er wahrgenommen wird mit seiner Bodenständigkeit und seiner Demut. Er lebt die DNS des SC Freiburg“, erzählt Hermann Schuster. Dass auch Streich „große Stücke auf Julian hält“, weiß Vater Hermann aus Gesprächen am Rande von Jugendspielen, denn ein Sohn von Julian Schuster spielt zusammen mit Streichs Sohn in einer Mannschaft. Der in Bietigheim-Bissingen geborene Julian Schuster hat mit seiner Ehefrau Sarah, die aus Bönnigheim stammt, vier Kinder.

Auf die Frage, ob er stolz sei, zögert Hermann Schuster, sagt dann: „Ja schon, aber noch mehr stolz als wir soll vor allem der Verein sein.“ Damit meint er den FV Löchgau, bei dem er Sportvorstand ist. Wieder einmal macht der Landesligist mit seinen rund 700 Mitgliedern bundesweit auf sich aufmerksam. Spieler, Spielerinnen, Trainer und ein Schiedsrichter haben schon den Sprung in den Profi-Fußball oder in hohe Ligen geschafft.

Schon in jungen Jahren Torgarant

„Julian hat mit vier Jahren mit dem Fußball begonnen“, erinnert sich Vater Hermann Schuster, der anfangs Jugendtrainer und -leiter beim FV Löchgau war. Zusammen mit dem verstorbenen Dietmar Buck hat er die Jugendarbeit im Verein intensiviert, um eine Basis für die aktiven Mannschaften zu schaffen. Julian Schuster wurde mit der B-Jugend Meister der Verbandsstaffel, mit der U19 stieg er in die Oberliga auf. Als 17-Jähriger spielte er auch bereits in der ersten Mannschaft und trug in der Kreisliga A mit rund 40 Toren zum Aufstieg in die Bezirksliga bei. Befördert zu den Aktiven hat ihn der damalige FVL-Trainer Hans-Walter Thomae, der auch beim Wechsel zum VfB Stuttgart II eine wichtige Rolle spielte. Thomae ist verwandt mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi Gerhard Poschner, der Spielerberater ist, in Spanien lebt und eng mit Robin Schuster und dessen Ludwigsburger Berateragentur zusammenarbeitet.

Poschner fädelte damals die Wechsel von Julian Schuster und dem 2002 vom VfR Sersheim zum FVL gekommenen Marco Pischorn (zwei Bundesligaspiele für den VfB, Zweitligaaufstieg mit dem SV Sandhausen) ein. Am 1. Januar 2008 rückte Julian Schuster in den Bundesligakader auf und wechselte ein halbes Jahr später zum SC Freiburg. In den Profibereich geschafft haben es vom FV Löchgau aus auch Julian Schusters Cousin Benedikt Röcker (VfB Stuttgart, Spvgg Greuther Fürth und Bröndby Kopenhagen/Dänemark), der derzeit Teammanager beim Zweitligisten Greuther Fürth ist, Robin Schuster (VfB Stuttgart, SC Freiburg II), die aktuellen Zweitligaspieler Laurin Curda (SC Paderborn) und Nick Bätzner (SV Wehen Wiesbaden) sowie Luca Mack (VfB Stuttgart). In der Frauen-Bundesliga beim SC Freiburg spielt auch Rebecca Adamczyk aus Ingersheim.

Löchgaus lange Liste

„Es freut uns, wenn auch ehemalige Trainer von uns den Sprung nach oben schaffen. Das sind schöne Erfolgsgeschichten“, sagt FVL-Sportvorstand Hermann Schuster. Thomae wechselte ein Jahr nach Julian Schuster auch zum VfB Stuttgart II und war dort lange Jahre als Co-Trainer und Interimscoach tätig. Evangelos Sbonias war sechs Jahre lang Coach beim FVL und arbeitet jetzt beim Regionalligisten 1. FC Köln II. Zehn Spielzeiten, davon sieben mit der ersten Mannschaft, war Thomas Herbst in Löchgau tätig und ist seit Januar beim Oberligisten 1. CfR Pforzheim unter Vertrag. In der Oberliga trainiert hat auch Andreas Lechner, der ein Jahr lang Coach in Löchgau war und 2017 mit dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen um den Aufstieg in die Regionalliga gespielt hat. Lechners Sohn Luca startete ebenfalls beim FVL seine Karriere und spielt derzeit mit dem FC 04 Ingolstadt in der U19-Bundesliga.

Und dann hat der FV Löchgau mit dem wie Herbst in Freudental wohnenden Pascal Müller auch noch einen sowohl in der Ersten und Zweiten Liga sowie auf internationaler Ebene tätigen Video-Schiedsrichter.

 
 
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