Kabarett in Bietigheim-Bissingen „Im Beichtstuhl reicht ein Spiegel“

Von Heike Rommel
Holger Paetz wetterte im bietigheimer Kulturkeller als katholischer Priester verkleidet gegen alle und jeden. Foto: /Martin Kalb

Aus der „Lachmesse“ wurde bei Holger Paetz eine „Bußpredigt“.

Mit seiner Predigt an die „liebe Gemeinde“, sprach der Kabarettist Holger Paetz mit bayerischem Migrationshintergrund am Freitagabend im Bietigheimer Kulturkeller seinem Publikum in einer „Buß- und Fastenpredigt kurz vor Aschermittwoch aus der Seele. Kostümiert als katholischer Pfarrer nahm der begnadete Lyriker, Rhetoriker und Musiker alle aufs Korn, die meinen, mit vielen Worten und vielen Gesten nichts sagen zu müssen, wie beispielsweise Markus Söder oder spendenwütige Pfaffen.

Holger Paetz hält dem Publikum den Spiegel vor

Im Beichtstuhl saß das werte Publikum im Kulturkeller nicht. Den Spiegel, der aus der Sicht von Holger Paetz eigentlich anstatt eines Pfarrers in jedem Beichtstuhl reichen müsste, hielt der Kabarettist auch den Menschen im Kulturkeller direkt vor Augen.

In der deutschen Hochsprache verankert, zeigte sich Paetz auch dialektsicher von Bayern über Schwaben bis nach Thüringen. Der Fokus seiner Predigt lag für alle verständlich auf der Verteidigung der Demokratie. Im Gewand eines katholischen Pastoren im schwarzen Talar bis an den Kragen zugeknöpft, brachte Paetz viel Lyrik an die Zuhörer.

„Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser“, kam Holger Paetz zum Thema „nie mehr Krieg“ und rappte auf der Bühne. „Wenn Kinder massakriert und die Welt von Juden und Schwulen befreit werden soll, ist Ende der AfD-Fahnenstange.“ Hass, Hetze gegen Andershäutige und Andersgläubige kann Holger Paetz schlicht nicht leiden. Wenn Bürger aus Langweile, weil in Frührente oder auf Bürgergeld, den ganzen Tag zum Fenster rausglotzen – das mag er auch nicht unbedingt. Er kann es auch nicht leiden, wenn er sich durch Diesel-Gestank aus Bauernprotesten von einem Auftritt zum anderen bewegen muss. Splitterparteien wie die von Alice Weidel oder Sahra Wagenknecht, so Paetz, erinnerten an politische Zustände wie in der Weimarer Republik.

Kritik an der Deutschen Bahn gab es auch, im Rundumschlag des Holger Paetz: Züge sind laut Auskunft der Zugbegleiterin „leider kurz vor Frankfurt verloren gegangen.“ Zu den „Bibis“, kam Paetz glücklicherweise „ohne Zug“, deswegen kam er auch an.

Generationenübergreifende Bußpredigt gegen Hass und Hetze

Demokratie wieder herstellen und nie mehr Krieg, das war der Segen aus der Bußpredigt von Holger Paetz. Das Bietigheimer Publikum nahm den Segen dankbar mit Standing Ovations entgegen.

Denn: Als Lyriker, Rhetoriker und Musiker hat Holger Paetz generationsübergreifend viel zu sagen in seiner Bußpredigt auf Frieden in der Welt gegen Hass und Hetze: „Die Winde, die im Inneren reifen, wer kann und wird das je begreifen.“ Heike Rommel

 
 
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