Kammermusik im Kronenzentrum Hochgefühl beim Publikum trotz Warteschlange

Von Uwe Mollenkopf
Das Kammerorchester Leipzig bei seinem Auftritt im Bietigheimer Kronenzentrum. Foto: Oliver Bürkle

Am Sonntagabend trat das Kammerorchester Leipzig im Kronenzentrum auf. Daniel Ottensamer bewies seine Klasse als Solist.

Ein bisschen Normalität“, freute sich eine Besucherin als sie in der Reihe hinter sich altbekannte Konzertbesucher entdeckte. „Fast wie früher“, antwortete die Dame gegenüber und deutete auf ihre Maske. Erleichterung und Freude darüber, dass wieder ins Konzert gegangen werden kann; dass auf einer großen Bühne ein Orchester spielen darf; dass unter Einhaltung der Vorschriften kein Abstand mehr zum Sitznachbarn gehalten werden muss. All das war am Sonntagabend im Kronenzentrum spürbar.

Warteschlangen am Eingang

Dass es beim Einlass zu Warteschlangen gekommen war, weil sich die Kontrolle des 3G-Nachweises und die Besucherregistrierung als zeitaufwändig erwiesen, und das Konzert infolgedessen mit zwölf Minuten Verspätung begann, tat dem Hochgefühl keinen Abbruch.

Verstärkt wurde der allgemeine Frohsinn durch die Musik, die das „Mendelssohn Kammerorchester Leipzig“ unter der Führung des Cellisten Peter Bruns dem Publikum präsentierten. Mit einem Jugendwerk des namensgebenden Komponisten eröffnete das 14-köpfige Streicherensemble den Abend und spielte anschließend die „Kleine Suite für Streicher“, das Opus 1 des Dänen Carl Nielsen.

Das Ensemble bettete Cello und Violine, die mit der führenden Stimme nacheinander solistisch heraustraten, weich, bevor das Gefüge allmählich in einen satteren sinfonischen Sound hinübergleitete. Wie oft bei kammermusikalischen Kompositionen für Streicher folgt mit dem zweiten Satz ein Walzer. Das Orchester gab dem „Allegro moderato“ eine schreitende Heiterkeit.

Für das Finale, den 3. Satz, wurde Komponist Nielsen einst angeblich durch eine „Bacchus-Prozession“ inspiriert. Dieses Bild vermochte es, beim Zuhören ein herrliches Kopfkino auszulösen, das von der Musik gleichsam begleitet und geleitet werden konnte.

Schwindelerregend schnell

Für das dritte Werk des Abends, „Introduktion, Thema und Variationen für Klarinette und Orchester“ von Gioacchino Rossini, betrat Solist Daniel Ottensamer erstmals die Bühne. Der 35-jährige Klarinettist stellte sich zunächst mit einem samtweichen Klang vor, ehe er als Virtuose glänzte. An seinem hohen Niveau ließ der Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker keinen Zweifel aufkommen, denn die schwindelerregend schnellen Läufe in den Variationen und dem anschließenden, volkstümlichen „Maggiore“ boten dem Österreicher die Gelegenheit, seine beeindruckenden Kunstfertigkeiten unter Beweis zu stellen.

Das große Highlight des Abends aber waren Ottensamers Piani. Es bedarf einer außergewöhnlichen Beherrschung des Instruments, um ihm solch leise Töne zu entlocken. Ottensamers dynamische Präzision und Ausgestaltung waren auffallend und von besonderer Klasse.

Haydn als Zugabe

Nach der Pause zeigte er dies erneut in Gaetano Donizettis „Concertino B-Dur“. Dem Publikum war anzumerken, dass es sich über eine Zugabe gefreut hätte. Die gab’s später – klein aber fein – vom Orchester, das nochmal eine Passage aus der zuvor gespielten Symphonie wiederholte. Die Komposition von Joseph Haydn, die aufgrund eines lautmalerisch gackernd anmutenden Motivs in der Oboe den Beinamen „das Huhn“ trägt, war das umfangreichste Werk des Abends und rundete das abwechslungsreiche Programm ab.

 
 
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