Kirchen im Landkreis Ludwigsburg Was kostet der Kirchenaustritt?

Von Gabriele Szczegulski
In Besigheim kostet der Kirchenaustritt auf dem Rathaus 32.50 Euro.⇥ Foto: Martin Kalb

Die Zahl der Kirchenaustritte und damit die Arbeit der Kommunen steigen. die Kosten für den Kirchnaustritt bariieren von Kommune zu Kommune.

An die 1000 Kirchenaustritte zählte das evangelische Dekanat Besigheim binnen eines Jahres (die BZ berichtete). Auch die katholischen Kirchengemeinden im Kreis müssen steigende Zahlen von Austritten hinnehmen. 2021, so sagt Besigheims katholischer Pfarrer, Hans R. Drescher, habe es bis heute 88 Austritte bei 5000 Gemeindemitgliedern in der Kirchengemeinde Besigheim mit Freudental, Löchgau, Walheim und Ottmarsheim gegeben.

Die Gründe dafür sind vielfältig und diejenigen, die austreten, nehmen eine Gebühr auf dem zuständigen Rathaus in Kauf. Die Kosten hierfür sind ganz unterschiedlich und sollen den Aufwand, den die Kommune anstelle der Kirchengemeinde hat, ausgleichen. So haben aber auch die Gemeinden den genauen Überblick über die Kirchenaustritte.

Bürokratischer Verwaltungsakt

121 Austritte gab es im Jahr 2021 allein in Sachsenheim, teilt Stadtsprecherin Nicole Raichle mit. Diese teilten sich in 82 evangelische und 39 katholische Christen. Die Stadt berechnet 25 Euro Gebühr für den Kirchenaustritt, die schon seit Jahren gleich sind. Der Kirchenaustritt sei ein bürokratischer Verwaltungsakt und laufe immer gleich ab: Die Bürger machen einen Termin mit dem Standesamt, dort werden die Daten in einProgramm namens AutiSta eingegeben. 15 bis 20 Minuten dauert das laut Raichle, Gründe muss der Austretende auf dem Amt nicht nennen, die fragt später gegebenfalls die Kirchengemeinde ab.

In Bietigheim-Bissingen, so teilt Stadtsprecherin Anette Hochmuth mit, sind 329 Kirchenmitglieder ausgetreten, „wir filtern nicht nach Konfessionen“, sagt Hochmuth. 2019 gab es in Bietigheim-Bissingen 309 Austritte, vergangenes Jahr 248. Dafür muss man schon seit Jahren 27 Euro bezahlen. Hochmuth schätz den Verwaltungsaufwand als gering ein.

116 Austritte verzeichnet die Stadt Besigheim im Jahr 2021, 71 davon evangelisch, 45 katholisch. Dort muss jeder Austritt mit 32,50 Euro bezahlt werden. Sprecherin Anette Walz geht von einem großen verwalterischen Aufwand von 45 Minuten bei jedem Termin aus.

Viele Austritte in Markgröningen

Im zum Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen gehörenden Markgröningen gab es bis jetzt im Jahr 2021 insgesamt 102 Kirchenaustritte. Das ist verhältnismäßig viel für die kleine Kommune, wie auch Olga Hermann vom Standesamt meint. Hier wird nicht nach Konfessionen aufgelistet. Die Kosten für einen Kirchenaustritt liegen hier bei 23 Euro. In  traten 23 Personen aus, 14 evangelische und neun katholische, sie bezahlten 25 Euro.

Gesellschaftliche Bedeutung

Für den evangelischen Dekan Reiner Zeyher vom Dekanat Vaihingen-Ditzingen, zu dem auch Sachsenheim gehört, bedeutet auch jeder Austritt weniger Kirchensteuer und somit weniger Geld zum Ausgeben für den Kirchenbezirk. 55 000 Kirchenmitglieder gibt es hier, das Geld, dass das Dekanat bekommt, wird pro Kopf berechnet. 1400 Menschen traten 2021 aus der evangelischen Kirche im Dekanat aus. 2019 waren es 1187, 2020 1358 Austritte, sagt Zeyer, Tendenz also steigend.

„Uns als Kirche müssen die steigenden Austritte sehr nachdenklich stimmen, nicht nur wegen des Geldes, sondern unsere Botschaft kommt einfach nicht mehr an“, sagt er. Die gesellschaftliche Bedeutung der Kirche schwinde, so Zeyher. „Wir sind keine Volkskirche mehr“ Der Hauptgrund jedoch, der für einen Austritt genannt werde, so der Dekan, sei die Kirchensteuer.

Der Dekan des Kirchenbezirks Besigheim, Eberhard Feucht, betont die Auswirkung der weniger werdenden Kirchensteuer für die Arbeit vor Ort: „Bei einer Kirchenbezirksumlage von 21,41 Euro pro Gemeindeglied wie in 2020 und einem Mitgliederrückgang von 700 Mitgliedern sank 2021 die Umlage für den Kirchenbezirk um 15 000 Euro“, erklärt er. Zudem gibt es die Zuweisungen für die Kirchengemeinden aus der Kirchensteuer. In der Kirchengemeinde Besigheim beispielsweise sinkt im Jahr 2022 aufgrund des Mitgliederrückgangs die Zuweisung um 10 000 Euro, so Feucht.⇥

 
 
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