Klassisches Konzert im Kronenzentrum Ein Händel-Abend voller Glanz und Finesse

Von Dietmar Bastian
Die Kölner Akademie war in Bietigheim-Bissingen zu hören. Foto: Oscar van Beest

Die Kölner Akademie verzückte das Bietigheimer Publikum

Ein herausragendes Beispiel für hochprofessionelles Musizieren hierzulande ist die Kölner Akademie, ein Orchester, das sich der barocken und klassischen Literatur verschrieben hat. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Darbietung und Einspielung selten gespielter Werke, von denen einzelne seit ihrer Entstehungszeit nicht mehr erklungen sind.

Werke von Händel

Ein ausgesprochenes Gute-Laune-Programm hatten die Kölner und die beiden Solisten Willi Kronenburg (Orgel und Cembalo) und Hanna Herfurtner (Sopran) bei ihrem nachgeholten Konzert am Donnerstagabend im Kronenzentrum im Gepäck. Es gab ausschließlich Instrumental- und Vokalwerke von Georg Friedrich Händel. Statt grüblerischer Schwere, wie man sie oft bei Bach findet, strahlten die vier Werke des Abends lebensbejahenden Leichtmut und festlichen Frohsinn aus.

Das zu Beginn aufgeführte Konzert in F-Dur op. 4,4 für Orgel und Orchester ließ innere Bilder von der vornehmen Londoner Adelsgesellschaft in Covent Garden entstehen. 36 Jahre lang lebte der gebürtige Sachse in London und war dort zeitweise der angesagteste Komponist von Opern, Oratorien und von Italien inspirierten Instrumentalwerken, wie den Concerti grossi. Beim verwöhnten Publikum überaus beliebt waren die prächtigen Orgelkonzerte und das höchst kunstfertige Spiel Händels, das schon zuvor in Italien Aufsehen erregt und für große Verwunderung gesorgt hatte.

Konzertorganist Willi Kronenburg spielte zusammen mit Musikern der Kölner Akademie den virtuosen Solopart mit Stilbewusstsein und einer hervorragenden Beherrschung barocker Verzierungen auf einer Truhenorgel, wie sie schon Händel eingesetzt hatte. Händels Orgelkonzerte sind in keiner Weise als sakrale Werke, sondern als rein höfische Musik zu begreifen. Die Truhenorgel mit ihren eng mensurierten und leichtgängigen Tasten hat indessen so ihre Tücken. Nur zu schnell ist eine benachbarte Taste leicht berührt und es kommt zu winzigen Unreinheiten.

Vor der Pause erklang Händels für eine Reise nach Venedig komponierte Solo-Motette „Silete venti“ HWV 242 mit der lyrischen Sopranistin Hanna Herfurtner und der Kölner Akademie. Mit zwei Rezitativen, zwei glanzvollen Arien und einem schwindelerregenden abschließenden „Alleluia“ sang sich die versierte Interpretin Alter wie Neuer Musik schnell in die Herzen der knapp 300 Zuhörerinnen und Zuhörer. Die Musik Händels schien ihr wie auf die Stimme geschneidert, und sie konnte die ganze Palette ihres beeindruckenden sängerischen Könnens entfalten: eine strahlende Höhe, tadellose Koloraturen, ein gekonntes Legato und ein berührendes Sotto Voce.

Höhepunkt: Das Gloria

Danach erklang ein abwechslungsreiches Concerto grosso in D-Dur op. 6,5, gespielt von elf Musikern der Kölner Akademie. Der Höhepunkt des Abends war die Wiedergabe des „Glorias in excelsis Deo“. Die sängerischen Anforderungen bei diesem österlichen Jubelgesang sind enorm. Herfurtner gelang der Messesatz mit herzerfrischender, ja ausgelassener Leichtigkeit. Kein Wunder, dass das Publikum eine Zugabe verlangte.

 
 
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