Klimajournalistin aus Sachsenheim Kollektiv für mehr Klimaschutz

Von Heidi Vogelhuber
„Nachhaltig.kritisch“ besteht aus (von links) Robin Jüngling, Annika Le Large und Ann-Sophie Henne. Gemeinsam gehen sie Klimathemen auf den Grund und informieren ihre Follower. Foto: /nachhaltig.kritisch

Das Trio „nachhaltig.kritisch“ macht seit 2019 gemeinsam Klimajournalismus auf Instagram, als Podcast und jetzt hat das Kollektiv auch ein Buch mit dem Titel „Miese Krise“ veröffentlicht.

Das größere gesellschaftliche Bewusstsein kam bei mir vor allem 2018/2019 in Leipzig auf“, erinnert sich Ann-Sophie Henne an ihre Anfänge in Sachen Klimaschutz. Die 31-Jährige ist Co-Gründerin des Kollektivs „nachhaltig.kritisch“. Zu dritt betreiben Ann-Sophie Henne, Robin Jüngling und Annika Le Large modernen Klimajournalismus.

In Kleinsachsenheim aufgewachsen, studierte Henne International Business und Online-Journalismus. Vor allem ihre neue Wahlheimat Leipzig habe sie im Umfeld der ersten „Fridays for Future“-Aktionen inspiriert, sich für den Klimaschutz stark zu machen.

Im Studium kennengelernt

In ihrem Studienkollegen Robin Jüngling fand sie einen Partner, mit dem sie sich inhaltlich gut ergänzte. „Mein Fokus liegt eher auf den gesellschaftlichen, psychologischen Themen, Robin hat vielleicht mehr einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt“, sagt Henne im Gespräch mit der BZ. So ganz scharf könne man das jedoch nicht trennen.

Das journalistische Projekt „nachhaltig.kritisch“ konzipierten die beiden als Kanal auf der Plattform Instagram im Rahmen ihres Studiums. Jüngling holte noch die Illustratorin Annika Le Large an Bord. „Wir fanden es spannend, auf der sehr konsumorientierten Plattform Instagram etwas anderes zu zeigen“, sagt Henne. Und das mit Erfolg: Mittlerweile erreicht das Trio monatlich bis zu 100.000 Menschen und hat derzeit rund 41.100 Follower. Instagram ist ein bildlastiges Medium. Mit ihren Illustrationen erreicht Le Large die Aufmerksamkeit der Internetnutzer und mit den verständlich und häppchenweise präsentierten Informationen rund um Klima-Themen ergänzen Jüngling und Henne den Kanal um die inhaltliche Ebene.

2021 erweiterte das Trio sein Klima-Repertoire um einen Podcast („nachhaltig.kritisch – Der Podcast“) und wenig später stand fest, dass auch ein Buch folgen soll. Mit dem Verlag „Katapult“ wurde es unter dem Titel „Miese Krise – Alles, was du über den Klimawandel wissen musst“ in diesem Jahr veröffentlicht – selbstredend auf Recyclingpapier gedruckt.

„Wir haben über ein Jahr daran geschrieben“, sagt Henne. Die Zielgruppe? „Menschen, die sich noch nicht so viel mit dem Thema befasst haben.“ Denn das Buch gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Ebenen des Klimawandels. Der Stil des Buchs ist Dank der Zeichnungen von Le Large gewohnt zugänglich gestaltet, das war dem Trio wichtig.

Zukunft von „nachhaltig.kritisch“

Das nächste große Thema ist eines, mit dem sich die Drei befassen müssen: Finanzen. Denn auch wenn alle neben „nachhaltig.kritisch“ als Selbstständige auch andere Projekte haben, könne es so wie bisher nicht weitergehen. „20 Stunden in der Woche ‚ehrenamtlich’ zu arbeiten, geht auf Dauer nicht“, erklärt Henne. Das klassische Instagram-Finanzierungmodell über Werbung lehnt das Kollektiv ab. „Durch die Gegebenheiten der Plattform verschwimmen Content und Werbung. Unsere Community soll sich sicher sein, dass wir unsere Themen unabhängig umsetzen.“ Das Geld-Problem versuchen sie nun über „Steady“ zu lösen. Das ist eine deutsche Plattform zur Projektfinanzierung über Crowdfunding. Durch ein freiwilliges Abo kann das Team so monatlich finanziell unterstützt werden.

Klimaschutz im Kleinen

„An erster Stelle steht die Information – auch wenn es ein schwieriges Thema ist, das Mut und Disziplin kostet“, empfiehlt Henne jedem, der aktiv etwas für den Klimaschutz tun möchte. Es reiche leider nicht aus, nur noch Holzzahnbürsten zu benutzen, sein übriges Verhalten jedoch nicht zu verändern. „Man muss auch nicht alles perfekt machen. Sobald das Verstehen eingesetzt hat, wird man darüber reden und auch etwas tun“, sagt sie. „Soziale Kipppunkte“ seien wichtig, denn man passe sein Verhalten oft der Gruppe an. Entscheidend sei außerdem politisches Engagement und eine Veränderung einzufordern, beispielsweise im Rahmen der Kommunalpolitik. „Viel passiert auf lokaler Ebene, daher ist es wichtig, dass da informierte Menschen sitzen“, sagt Henne.

 
 
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