Kölz-Nachfolge in Bietigheim-Bissingen Kandidat springt kurzfristig ab

Von Uwe Mollenkopf
Das Amt des Ersten Bürgermeisters im Bietigheimer Rathaus bleibt vorerst weiter verwaist.⇥ Foto: Martin Kalb

Ian Schölzel, der einzige Kandidat für das Amt des Ersten Bürgermeisters in Bietigheim-Bissingen, der am Dienstag gewählt werden sollte, hat seine Kandidatur zurückgezogen.

Bei der Besetzung der Spitzenämter in der Bietigheim-Bissinger Verwaltung sollte es jetzt Schlag auf Schlag gehen. Nachdem der Gemeinderat am 11. März den Pforzheimer Stadtplaner Michael Wolf zum neuen Baubürgermeister gewählt hat, stand am gestrigen Dienstag die Wahl des Nachfolgers von Joachim Kölz als Erstem Bürgermeister an. Doch es kam anders: Ian Schölzel, der Bürgermeister von Weissach im Tal, der sich als einziger Bewerber im Kronenzentrum dem Gremium vorstellen sollte, gab am selben Tag nachmittags überraschend seinen Verzicht auf die Kandidatur bekannt.

Nach der Stellenausschreibung am 30. Dezember waren insgesamt zehn Bewerbungen im Bietigheimer Rathaus eingegangen. Vier Bewerber waren zu Vorstellungsgesprächen eingeladen worden, nach der Vorabstimmung im Rat war Schölzel als Einziger übriggeblieben.

Alles schien zu passen: Der Kandidat, der seit 14 Jahren Bürgermeister der 7400-Einwohner-Gemeinde Weissach ist, hatte sich 2007 – erst 31 Jahre alt –, gegen einen Mitbewerber durchgesetzt. 2015 war der parteilose Schultes dann – ohne Gegenkandidaten – für acht Jahre wiedergewählt worden. Mit einem Traumergebnis von 98,2 Prozent der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 39,67 Prozent.

Dass er nun doch im Rems-Murr-Kreis bleibt, begründete Schölzel gestern in einer persönlichen Erklärung. Darin heißt es, er entscheide sich letztendlich „fürs Herz und damit für Weissach im Tal“.

Er habe sich sehr geehrt gefühlt, aus der Stadt Bietigheim-Bissingen, in der er vor seiner Weissacher Zeit gelebt habe und zu der er bis zum heutigen Tag einen persönlichen Bezug habe, „die ehrenvolle Anfrage erhalten zu haben, Erster Bürgermeister werden zu können“, so Schölzel. Er habe sich auf das Bewerbungsverfahren eingelassen, weil Bietigheim-Bissingen eine der wenigen Kommunen für ihn sei, in denen er sich hätte vorstellen können – außer in Weissach im Tal – kommunalpolitisch tätig zu sein. „Auch fühlte ich mich von den Stadträten und dem Oberbürgermeister willkommen geheißen.“

Bitten von Rat und Vereinen

Seinen Rückzug begründete er emotional. Seitdem er seine Entscheidung, in Bietigheim-Bissingen anzutreten, am vergangenen Donnerstag im Weissacher Gemeinderat bekannt gegeben habe, sei sein Telefon nicht mehr stillgestanden und er sei mit E-Mails überhäuft worden. Alle mit derselben Bitte: Weissacher Bürgermeister zu bleiben. „Emotional ergreift mich das sehr, da für mich die hiesige Bürgermeisterstelle mehr ist als ein Job, sondern eine Berufung“, sagt Schölzel.

Der Einsatz des Weissacher Gemeinderats in der öffentlichen Sitzung am Donnerstag zum Verbleib als Bürgermeister, die Stellungnahme der Mitarbeiterschaft, von Vereinsvertretern und der Feuerwehr hatte schließlich Erfolg. Schölzel ließ sich umstimmen. Dazu habe auch beigetragen, dass im Weissacher Tal momentan sehr viel Umbruch herrsche, zwei erfahrene Kollegen gingen von Bord. Er fühle sich vor allem auch den interkommunalen Zweckverbänden „in besonderer Verantwortung verpflichtet und als Stabilitätsanker gefragt“, so Schölzel. Es sei letztlich „um die Abwägung eines möglichen weiteren Karriereschritts oder um die Herzenssache gegangen“, heißt es in seiner Erklärung.

Stelle wird neu ausgeschrieben

Die Stelle wird nun neu ausgeschrieben, wie der Gemeinderat am Dienstagabend bei einer Enthaltung und gegen die Stimmen der FDP-Fraktion beschlossen hat. FDP-Stadtrat Dr. Georg Mehrle hatte die Neuausschreibung in Frage gestellt. Ein Bewerber habe nur deshalb zurückgezogen, weil er seine Chancen durch die Kandidatur des Weissacher Bürgermeisters als gering eingeschätzt habe. Oberbürgermeister Jürgen Kessing sicherte zu, diesen Kandidaten darüber zu informieren, dass er sich neu bewerben könne. Nach seiner Aussage empfiehlt die Kommunalaufsicht die Neuausschreibung der Stelle. Auf diese Weise hätten alle eine neue Chance, erklärte Helmut Häußer, der Leiter des Haupt- und Personalamts.

 
 
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