Konzert an der Musikschule Besigheim Moment vor dem Wettbewerb

Von Susanne Yvette Walter
Emma Veigel, Penelope Höhnle und Félice Ljepoievic an den Klarinetten.⇥ Foto: Martin Kalb

Der Regionalwettbewerb von Jugend musiziert steht vor der Tür. Die Besigheimer Musikschüler ließen Familie und Freunde die Essenz ihrer monatelangen Vorbereitungen beim Podiumskonzert hören

Tausende von Kinder und Jugendliche holt der Deutsche Musikrat jährlich nach einem langen Winter hinterm Ofen direkt vor eine Jury aus Fachleuten. Der Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ Anfang Februar in Ditzingen treibt schon im Vorfeld Blüten an der Musikschule Besigheim, wo junge Pianisten in der Solowertung, und Bläserensembles beim Podiumskonzert zeigen, was sie können.

Vor 13 Jahren hat Michael Zeh, Posaunenlehrer und stellvertretender Musikschulleiter an der Musikschule im Steinhaus, eine spezielle Konzertreihe ins Leben gerufen. Bei den Podiumskonzerten Ende Januar treten nur Schüler ans Notenpult, die „Beiträge auf hohem Niveau“ liefern können und damit eine „spezielle Absicht im Hinterkopf haben“, beschreibt Zeh die Reihe. „Wer ein Musikabitur hinlegen will, ist ebenfalls auf öffentliches Vorspielen angewiesen“, erklärt er eine andere Gruppe von Musikern, die ebenfalls bei den Podiumskonzerten auftritt. Die Prüflinge, die im Frühjahr ihre große Stunde haben, tun sich ebenfalls leichter, wenn sie zumindest einmal ihr Abiturprogramm öffentlich vorgespielt haben.

Jeder spielt mehrere Stücke

Beim 13. Podiumskonzert am Montagabend in der Musikschule treten junge Pianisten mit Gänsehaut-Programm vor ihr Publikum. Konstantin Kroll, Jakob Bederna und Shirin Seiter greifen bei der Stückeauswahl zu Beethoven, Rachmaninoff und Schostakowitsch. Doch nicht nur die Wiener Klassik und die russische Romantik machen das Jugend-Musiziert-Programm. „Jeder Kandidat muss verschiedene Epochen abdecken und mehrere Stücke spielen“, weiß Finn Ljepojevic. Zusammen mit anderen Klarinetten tritt er am kommenden Wochenende zu seinem dritten Wettbewerb an. Er ist Teil eines besonders wagemutigen Klarinettenensembles: Die jüngste Musikerin, Félice Ljepolevic, ist erst zehn Jahre alt, die älteste ist Sophia Walter mit 16 Jahren. Zur Bewertung einer solchen Konstellation rechnet die Jury den Altersdurchschnitt aus und schiebt die Teilnehmer entsprechend in eine Altersklasse. Beim Podiumskonzert lässt das ungleiche Ensemble moderne Musik von Clare Grundman und impressionistische Stücke hören und stellt sich als soliden und stabilen Klangkörper vor. Felice, die jüngste, steht vor ihrem ersten Wettbewerb. Die älteren wissen schon, was auf sie zukommt und zittern nicht mehr beim Anblick einer fünfköpfigen Fachjury, die sich aus Berufsmusikern und Schulmusikern zusammensetzt. Neben diesem Ensemble tritt eine gemischtes Duo Klarinette/Querflöte auf. Franziska Schäfer und Penelope Höhnle an der Klarinette fallen unter die Kategorie „besonderes Ensemble“ und sorgen für eine raffiniert seltene Kombination von Klangfarben. Das Klarinettenensemble Nummer zwei ist ein Trio. Félice Ljepolevic verbindet sich hier gleich noch einmal mit Emma Veigel und Penelope Höhnle. Die drei spielen aus „Musical Cartoons“ von Johan Nijs unter anderem den Satz „Mother Goose“ und man hört deutlich die Gänse schnattern, wenn die Klarinetten loslegen.

Russischer Tanz von Böhme

Jan Adler lässt auf seinem Euphonium einen Russischen Tanz von Oskar Böhme hören – anspruchsvoller geht es kaum. Zu Konzertbeginn hält jeder die Luft an. Schnell wird klar, dass ein halbes Jahr und mehr bei musikalisch begabten Menschen eine lange Zeit ist, um sich zu perfektionieren. Dazu kommen Proben im Ensemble und intensive Unterrichtsstunden. „Es ist nicht jedermanns Sache so lange die selben Stücke zu spielen“, weiß Michael Zeh aus Erfahrung. Deshalb sollte auch nicht jeder Musikschüler am Wettbewerb teilnehmen.

„Um die Klangfülle in unserem Haus auf breitem Gebiet zu zeigen, haben wir unsere Adventskonzerte“, erklärt der stellvertretende Musikschulleiter. Schüler, die bei „Jugend musiziert“ teilnehmen, wissen in der Regel warum: „Es ist eine Herausforderung, der man sich freiwillig stellt. Das hat nichts mit dem Prüfungsstress in der Schule zu tun“, betont Finn Ljepojevic. Er mag öffentliche Vorspiele wie das Podiumskonzert, denn den Ernstfall kann man nicht im Unterricht üben.

 
 
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