Konzert „The Leonard Cohen Project“ in der Kelter

Von Sandra Bildmann
Gutmann und Dempfle interpretierten die Cohens Musik echt und doch ganz anders, zur Freude des Publikums.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Jürgen Gutmann und Manuel Dempfle begeisterten mit  der Musik des Kanadiers das Publikum.

Er erfüllte, was er werden sollte: ein Abend zum sorgenfreien Abtauchen in eine längst vergangene Zeit und in eine fremde Welt. Die Aufgabe der Zeitmaschine übernahm die friedvoll klingende Musik eines großen Meisters. Konstrukteure dieser Zeitmaschine: Jürgen Gutmann und Manuel Dempfle als „The Leonard Cohen Project“.

Denn es ging um die Welt des Leonard Cohen, der sein ausschweifendes Leben zumeist ausgerechnet in ruhigen Liedern ausdrückte. In Songs, in denen – besonders in seiner Anfangszeit – die Musik den Text hofierte: pur, unmissverständlich und nur von der Akustikgitarre unterstützt.

Cohen anders dargeboten

Gutmanns und Dempfles Anspruch ist es, die Musik des Kanadiers „echt und doch ganz anders“ darzubieten. Das Ludwigsburger Duo übertreibt nicht. Es hält sein Versprechen. Gutmanns Stimme klang am Freitagabend in der Kelter echt nach Cohen, ohne ihn verkrampft nachahmen zu wollen und anders, ja, das war, was Manuel Dempfle mitbrachte: Arrangements durch die zweite Gitarre und stellenweise eine ergänzende Gesangsstimme. Trotzdem wirkten ihre Versionen nicht künstlich, sondern natürlich.

Publikum lauschte gebannt

Das Duo besitzt die seltene Gabe, über die gesamte Konzertdauer die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht zu halten. Es lauschte gebannt, verpasste keine Silbe, keine Note, obwohl – oder gerade weil – die beiden auf unnötige Effekte, Showeinlagen oder Slapstick verzichteten und sich in bodenständiger Manier ihrer Leidenschaft widmeten: der Kunst Leonhard Cohens.

Cohen war Poet, manchmal lyrisch, manchmal indiskret, aber wohl immer echt. Jürgen Gutmann sang die Lieder nicht nur, häufig rezitierte er die Texte in englischer Originalsprache oder übersetzte sie ins Deutsche; schenkte dem Publikum mit seiner tiefen, wohligen Bühnenstimme eine inhaltliche Einführung in den Song. Es bereicherte den Abend sehr, denn Gutmann verband auf eine angenehme – weil erzählende und nicht lehrende – Weise seine Moderation mit Details aus Cohens Leben. Cohen würde wohl selbst nicht leugnen, ein Womanizer gewesen zu sein.

Und so sind es zumeist Begegnungen mit Frauen, über die er Texte schrieb. Gutmann und Dempfle ließen die Zeilen aufleben: ob „Suzanne“, „So long, Marianne“, „Lady Midnight“ oder „Chelsea Hotel“, in dem Cohen offenbar die Nacht mit Janis Joplin verarbeitete. Der 2016 verstorbene Künstler war von Haus aus Dichter, kam erst spät zur Musik. Große Erfolge wie „Famous blue raincoat“ und „Bird on the wire“ blieb „The Leonard Cohen Project“ seinen Fans nicht schuldig.

Das Publikum in der ausverkauften Kelter würdigte den Auftritt des Duos zu dem auch zwei Songs von Bob Dylan und Paul Simon gehörten, mit viel Applaus.

Drei Zugaben hatte sich das Duo bis zum Ende aufgehoben, den krönenden Abschluss setzte das „Hallelujah“, bei dem das Publikum nicht anders konnte, als mitzusingen. Einende und emotionale Minuten, die so manchem Zuschauer sehr nahe gingen.

Mit stehenden Ovationen zeigte das Publikum eindrücklich seine Wertschätzung für Gutmann und Dempfle, die es geschafft hatten, für zweieinhalb Stunden Zeit und Raum vergessen zu machen.

 
 
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