Kreis Ludwigsburg Bauern: „Jetzt keine Demos mehr geplant“

Von Heidi Vogelhuber
Beim Vor-Ort-Termin auf dem Hof von Familie Beck in Eberdingen-Hochdorf (von links): Michael Kinzinger, Hugo, Regina und Rüdiger Beck, Andreas Schnepf und Florian Petschl. Im Hintergrund ist links die Getreidehalle sowie einer von zwei Schweineställen zu sehen und rechts die Biogasanlage. Foto: /Oliver Bürkle

Vor dem Bauerntag des Kreisbauernverbands am Freitag informieren Landwirte aus dem Kreis Ludwigsburg über die Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Und das anhand des Hofs von Familie Beck aus Eberdingen-Hochdorf.

Wenn Rüdiger Beck über seinen Hof in Eberdingen-Hochdorf führt, könnte man meinen, dass es richtig gut läuft. 220 Hektar bewirtschaftet er mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern. Auf 20 Hektar baut er regionales Saatgut an, „für die Biodiversität und den Artenschutz“, sagt er. Auf gut 50 Hektar sind Zuckerrüben, auf weiteren 150 Hektar Mais angepflanzt. Mastschweinehaltung gibt es auch. Vor 13 Jahren hat sich die Familie entschlossen, ins Thema erneuerbare Energien einzusteigen. Sie betreibt seitdem eine Biogasanlage, mit der 300 nahe liegende Wohneinheiten durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Wärme versorgt werden, Strom wird zudem ins Netz eingespeist. „Das soll noch mehr werden, sobald das Nahwärmenetz gelegt wurde“, kündigt Beck an.

Kreislaufwirtschaft auf dem Hof

Der ganze Hof funktioniert als ein in sich geschlossenes System. Das Biogas wird aus der organischen Masse vom Feld und aus dem Mist der eigenen Tiere gewonnen und der neben Energie entstehende Flüssigkompost wird wieder aufs Feld ausgebracht. Eine Kreislaufwirtschaft, wie sie im Buche steht. Familie Beck würde gerne mehr erneuerbare Energien produzieren, was technisch und baulich ohne großen Aufwand möglich wäre. Dem steht jedoch eines im Weg: die Politik.

„Das Gesetz müsste angepasst werden“, erklärt Florian Petschl, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg. Denn ein Betrieb kann keine zwei Biogasanlagen betreiben, die nach zwei verschiedenen Versionen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bewertet werden. Aktuell gilt das EEG 2023, die Bestandsanlage der Becks wird nach EEG 2009 vergütet und muss dessen Regeln befolgen. Rüdiger Beck spricht von einem „Bürokratiemonster.“ „Es ist einfach unverständlich und das führt irgendwann zu Frust“, sagt Petschl.

Am Beispiel des Hofs der Becks wollen die Mitglieder des Kreisbauernverbands die eingeladenen Pressevertreter am Dienstag thematisch auf den Bauerntag des Kreisbauernverbands vorbereiten, der am Freitag in Möglingen stattfinden wird. Denn es ging bei den Bauernprotesten (die BZ berichtete mehrfach) nicht vorrangig um den Agrardiesel, erklären die Landwirte. Die geplante Streichung der Diesel-Subvention jedoch habe das Fass zum Überlaufen gebracht. „Das ist nur einer von vielen Wettbewerbsnachteilen“, sagt Beck und berichtet, dass der Agrardiesel im Ausland deutlich günstiger sei. Das Konstrukt, das aus zahlreichen Vorschriften und ausgleichenden Subventionsgeldern bestehe, falle wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

„Wir haben jetzt keine Demos mehr geplant“, sagt Petschl. Der Fokus der Landwirte aus der Region konzentriere sich nun auf den Bauerntag. Man wolle die Bevölkerung nicht verärgern durch Straßenblockaden. Die Aufmerksamkeit sei nun da, „es geht jetzt um einen sachlichen Austausch.“

Planerische Sicherheit fehlt

Die Hauptprobleme der Landwirte seien die fehlende Planungssicherheit und die Überbürokratisierung. „Alle fünf Jahre wird alles auf den Kopf gestellt, Anforderungen und Vorschriften geändert“, so Petschl. „Den Markt einzuschätzen, das ist unser unternehmerisches Risiko. Aber die politische Sicherheit muss vorhanden sein“, fasst Beck zusammen. Deutschland habe gut ausgebildete Landwirte, die eine gute fachliche Praxis aufweisen können, sagt Petschl, selbst Landwirt in Marbach. Die Politik jedoch lasse diese Expertise nicht zum Zuge kommen. „Früher habe ich das Wetter angeschaut und den idealen Zeitpunkt für die Bodenbearbeitung ausgewählt – beispielsweise letzte Woche bei Frost. Heutzutage schau ich in meinen Kalender und prüfe, ob ich derzeit eine Erlaubnis dafür habe“, so Petschl am Beispiel der Bodenerosion, der (gesetzlich) entgegen gewirkt werden soll. Durch die Überreglementierung (es greift das GLÖZ-5) müsse man als Bauer oft zu falschen Zeiten und damit zu widrigen Bedingungen die Arbeiten erledigen.

Unterschiedliche Regeln in der EU

„Die Maßnahmen sind praxisfern“, so Petschl. Zum Teil dürfe laut GLÖZ-5 nicht gepflügt werden, was wiederum den Einsatz vom Pflanzenschutzmittel Glyphosat nötig mache, das wiederum in Deutschland seit Ende 2023 vom Markt genommen wurde – nicht jedoch in der restlichen EU. Die nämlich will das Mittel für weitere zehn Jahre zulassen.

Ähnliche Probleme gebe es für viele Themen in Landwirtschaft, Weinbau und Tierhaltung. Daher fordern die Landwirte, dass die Regulierungen, die für deutsche Produzenten gelten, auch für Produkte aus dem Ausland relevant sein müssen. Sonst nämlich sei weder den Tieren und der Umwelt noch den Bauern geholfen.

Info

Vom Bauerntag des Bauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg am Freitag wird die BZ in der Samstagsausgabe berichten.

 
 
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