Kreis Ludwigsburg Bericht mit Licht und Schatten

Von Jörg Palitzsch
Die Zahl der Pflegebedürftigen im Kreis hat sich seit 2011 mehr als verdoppelt. Foto: / Helmut Pangerl

Landrat Dietmar Allgaier hebt die positiven Seiten des Gesundheitsberichtes hervor, der Kreistag nimmt die negativen Seiten unter die Lupe.

Die erstmalige Vorstellung eines Gesundheitsberichts fand im Kreistag ein geteiltes Echo. Landrat Dietmar Allgaier verwies auf das hohe Gesundheitsniveau, die steigende Lebenserwartung und eine gute wirtschaftliche Situation, gleichwohl könne man das Niveau insgesamt noch weiterentwickeln. Trotzdem sei es nötig, die eigene Situation zu kennen, zu dem der 62-seitige Bericht Basisdaten zur Gesundheit und Anregungen für Folgemaßnahmen zusammenfasst.

Mehr Pflegebedürftige

Katharina Klenk vom Dezernat Verbraucherschutz stellte dem Gremium die vier Kernthemen vor: die bevölkerungsspezifischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen im Landkreis, der Gesundheitszustand der Bevölkerung sowie die Gesundheitsversorgung.

Demnach leiden 9,5 Prozent der Menschen im Kreis an Diabetes Typ 2, 35,1 Prozent an Übergewicht und 13,7 Prozent an Adipositas. 35 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte sind über 60 Jahre, was zu Versorgungsengpässen führt. Pro 1000 Einwohner gab es 2021 insgesamt 44 Pflegebedürftige, Tendenz steigend. Zehn Jahre zuvor waren es noch 21 Pflegebedürftige.

Schwierige Hausarztsuche

Wichtig, so Klenk, sei es von den Daten zu den Taten in der Gesundheitsplanung zu kommen, etwa mit einer kommunalen Gesundheitskonferenz als zentrales Gremium für die Gesundheitsplanung und Ableitung von Maßnahmen.

Rainer Schäuffele, Kreisrat (FW) und Erligheimer Bürgermeister, schilderte in der Aussprache zu dem Bericht, die schwierige Suche nach einem Hausarzt in seiner Gemeinde. Oft würden die Ärzte auf unattraktive Voraussetzungen stoßen, junge Ärzte hätten andere Erwartung als früher. Schäuffele sieht auch einen wachsen Bedarf bei der Tagespflege und Pflege-WGs. Zudem sei der Klinikstandort Bietigheim-Bissingen bei der Notfallversorgung wichtig für Erligheim, man wolle sich nicht in Richtung Heilbronn orientieren.

CDU-Kreisrat und Pleidelsheims Bürgermeister Ralf Trettner sagte, es sei viel passiert. So könnten etwa billige Mieten und Ärztezentren die Mediziner am Ort halten, wobei sich dies aus finanziellen Gründen nicht jede Kommune leisten könne. Weiter wies er auf die Altersmedizin im Bietigheimer Krankenhaus hin, ebenso auf die Kleeblattpflegeheime.

Jugendpsychiatrie gefordert

Thomas Reusch-Frey (SPD) meinte, in dem vorgelegten Bericht stehe nicht viel drin, was man nicht schon wisse. Etwa beim Thema Fachkräftemangel. Hier müsse man in der Pflegeschule die Abbruchquote senken. Nötig sei angesichts der ausländischen Kräfte, die Sprachförderung besser einzubinden.

Der Kreisrat klagte über das Fehlen einer stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Zuwachs, etwa an Depressionen bei jungen Menschen, zwinge zum Handeln. Auch müsse das Personal zur Verfügung gestellt werden. Landrat Allgaier griff den Punkt auf und sagte man werde das Thema im Kreistag einbringen, es sei nicht vergessen.

Der Bericht sei nicht überraschend, urteilte Viola Noack von der FDP. Betrachte man die Realitäten, zeige sich etwa beim Thema Ernährung, es sei für viele Menschen immer noch bequemer, eine Dose aufzumachen, als selbst zu kochen. Zur Bewegung verwies sie auf die vielen E-Scooter, die auf den Straßen stehen würden. Man nehme den Bericht zur Kenntnis, führe er zu einer grundlegenden Veränderung, habe man das Ziel erreicht. Peter Schimke (Linke) sprach sich für den Erhalt der Krankenhäuser in Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg aus. Im Gesundheitswesen dürften keine Gewinne mehr gemacht werden.

 
 
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