Kreis Ludwigsburg Bund-Sprecher: Städte tun zu wenig für Artenschutz

Von Mathias Schmid
Beim Projekt "Freiberg blüht auf" versucht, seit 2019, die Artenvielfalt zu erhalten und wiederzustellen. Conrad Fink vom BUND, der daran mitwirkt, findet, es gibt zu wenig solcher Initiativen, und die Städte müssten hier aktiver sein. Foto: Conrad Fink

Der Kreis-Sprecher für das Thema Kommunen und Naturschutz, Conrad Fink, sieht das Bemühen der Kommunen auf dem absteigenden Ast.

Wie sehr achten Kommunen in ihrem Gebiet auf Natur- und Artenschutz? Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nicht ausreichend. Von 10 788 Gemeinden in Deutschland, haben sich bisher 505 der Kampagne „Pestizidfreie Kommune“ des BUND angeschlossen. Im Kreis Ludwigsburg sind es vier. Conrad Fink zufolge spiegelt das ziemlich genau den Status quo wider: „Das Umweltbewusstsein ist in diesem Bereich stark rückläufig“, bemängelt der BUND-Kreis-Sprecher für das Thema Kommunen und Naturschutz.

Er wolle keineswegs alle Kommunen über einen Kamm scheren. Auch Gemeinden, die nicht der – offenbar nicht überall bekannten – BUND-Kampagne beiwohnen, seien aktiv. „Es gibt durchaus Kommunen, die da vorbildlich sind und viel machen. Aber nach unserer Einschätzung sind es zu wenig.“ Seit einem Höhepunkt in den 1980er-Jahren sei das Interesse am Natur- und Artenschutz rückläufig. Der Städte- und Gemeindetag habe früher in seinen Verbandsnachrichten „ganze Ausgaben mit dem Thema Naturschutz gefüllt“. Davon sei man heute weit entfernt.

Fink betont: „Wenn eine Kommune das machen will, braucht sie jemanden, der sich darum kümmert.“ Bei Nachfragen oder Anträgen im Gemeinderat heiße es aber oft: Dafür haben wir keine Leute und kein Geld. Es werde eher Personal abgebaut. Oft fühle sich in den Verwaltungen niemand zuständig. „Vielerorts heißt es: Wir müssen bauen, bauen, bauen. Da werden Bauingenieure und Siedlungsbauer eingestellt. Der Natur- und Artenschutz fällt hinten runter. Auch Wirtschaftsförderung ist oft als viel wichtiger eingestuft.“

Nicht ganz unschuldig seien auch die Bürger. „Viele wollen es steril. Da wachsen Wildpflanzen, das sieht nicht gut aus. Und dann wird es halt weggespritzt“, sagt der ausgebildete Landschaftsökologe. Wenn etwa im Kommunalwald Eichenprozessionsspinner auftreten, werden die Raupen auch mal per Hubschrauber bespritzt. „Diese Mittel machen aber oft alles kaputt. Da liegen dann auch die Raupen anderer Schmetterlingsarten tot auf dem Boden.“ Auch bei Zieh- oder Sportrasen kämen oft chemische Mittel zum Einsatz. „Die Spritzmittel können auch im Grundwasser landen“, betont Fink.

Naturschutz in die Satzungen

Kommunen könnten beispielsweise für Gartenanlagen, in denen sie Parzellen verpachten, oder für Friedhöfe Satzungen erlassen in denen eine umweltverträgliche Bewirtschaftung und Pflege festgesetzt ist. Auch bei Ausschreibungen zu Pflegearbeiten rät der Experte: „Es sollte immer ein Passus mit rein, der sicher stellt, dass auf Pestizide verzichtet wird. Der BUND empfiehlt mechanische oder thermische Verfahren.“

Info Auf der BUND-Internetseite könnten sich Gemeinderäte auch eine Beschlussvorlage für die pestizidfreie Kommune herunterladen.

www.bund.net

 
 
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