Kreis Ludwigsburg Das Geschäft mit den Daddelautomaten

Von John Patrick Mikisch
Bunt, laut und verführerisch: Geldspielautomaten bescheren Betreibern und Kommunen schöne Umsätze und Steuereinnahmen. Für manchen Menschen sind sie der Weg in die Spielsucht. Foto:  

Hunderte Geldspielautomaten stehen in Spielhallen und Gaststätten der Region.  Nicht alle sind legal, aber alle haben Suchtpotenzial.

Sie hängen häufig in Imbissen herum und wollen mit Aufmerksamkeit und Geld gefüttert werden: Geldspielautomaten. Von denen gibt es eine ganze Menge in Deutschland. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens IW Consult waren es 2022 rund 161 000 Geldspielgeräte, davon 51 000 in Gaststätten und 110 000 in Spielhallen. Allein im Landkreis Ludwigsburg stehen hunderte Geldspielautomaten.

Einnahmequelle für Kommunen

So gibt es Ludwigsburg nach Auskunft der Stadt 17 Spielhallen mit je zwölf Spielgeräten. Zwölf, das ist die gesetzlich zulässige Höchstzahl. In Bietigheim-Bissingen stehen demnach insgesamt 213 Spielautomaten mit Gewinnmöglichkeiten, in Vaihingen sind es 118, in Sachsenheim 44 und in Tamm 14 Stück.

Die Automatenbranche setzt mit den Geräten Milliarden um. Zwar weniger als vor der Corona-Pandemie. Laut Arbeitskreis Sucht waren es 2021 aber immer noch 10,5 Milliarden Euro (2019: 24 Milliarden) und damit doppelt so viel wie im Jahr 2000 mit damals circa 5,4 Milliarden Euro.

Auch für Städte und Gemeinden lohnt sich das legale Glücksspiel. Bietigheim-Bissingen prognostiziert für 2024 rund 1,8 Millionen Euro aus der Vergnügungssteuer. Vaihingen erzielte im Vorjahr 840 000 Euro. Sachsenheim nahm 2023 620 000 Euro ein, das deutlich kleinere Tamm immerhin 267 000 Euro. Die Stadt Ludwigsburg machte keine Angaben.

Was die Kommunen freut, verursacht anderswo Kosten. „Die volkswirtschaftlichen Schäden durch Glücksspiel sind höher als die Einnahmen“, ist Matthias Liegl überzeugt. Aus Sicht des Fachbereichsleiters Suchthilfe des Kreisdiakonieverbands Ludwigsburg sollte seitens des Staats auch viel mehr getan werden, um Glücksspiel zu begrenzen.

1,3 Millionen Spielsüchtige

Denn laut dem von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) herausgegebenem Glücksspielatlas Deutschland 2023 leiden hierzulande 1,3 Millionen Menschen an Spielsucht. Das hat für einzelne Betroffene und ihr Umfeld teils dramatische Folgen, von Verschuldung über Probleme, den Lebensunterhalt bestreiten zu können bis zum Verlust sozialer Beziehungen zu Freunden, Familie und Partnern sowie psychosozialen Folgeerkrankungen.

Auch wenn der klassische Geldautomatenspieler eher männlich und um die 40 ist, so Mattias Liegl, gelten Jugendliche als besonders gefährdet für Glücksspiel. Städte und Gemeinden kontrollieren auch deswegen regelmäßig gemeinsam mit der Polizei Geldspielgeräte, Gaststätten und Casinos.

Bei ihrer jüngsten Kontrolle Anfang April in Vaihingen stellten die Beamten unter anderem einen Verstoß wegen der Veranstaltung eines illegalen Glücksspiel fest, wie eine Polizeisprecherin auf BZ-Anfrage mitteilte.

Mehr illegale Automaten

Illegales Glücksspiel nimmt seit einigen Jahren zu, befeuert durch strengere Auflagen für Geldautomaten und Spielhallen. In einer Feldstudie des Arbeitskreis gegen Spielsucht aus dem Jahr 2021 war jeder dritte untersuchte Automat illegal. Solche Fun Games genannten Geräte locken mit hohen Gewinnen und sind für Spielsüchtige besonders gefährlich.

Der andere Treiber des illegalen Glücksspiels ist, das Internet. Zwar sind beispielsweise Online-Casinos in Deutschland reguliert. Doch auch nicht lizenzierte Angebote aus dem Ausland sind – zumal mit dem Smartphone – überall und rund um die Uhr abrufbar.

Diese Regeln gelten für Geldspielautomaten und Spielhallen

Die Glücksspielregeln
  sind in den vergangenen Jahren verschärft worden. So benötigen Spieler eine Spielerkarte oder eine PIN, um an einem Gerät spielen zu können. Es ist nur ein Zugang pro Person erlaubt, um das Spielen an mehreren Geräten gleichzeitig zu verhindern; Spieler müssen volljährig sein.

Der maximale Verlust pro Stunde beträgt 60 Euro, der maximale Gewinn 400 Euro . Der durchschnittliche Stundenverlust wurde auf 20 Euro gesenkt. Der automatische Geldeinsatz wurde abgeschafft. Spieler müssen jedes Spiel einzeln per Tastendruck starten. Gaststätten dürfen nur zwei statt wie früher drei Geldspielautomaten aufstellen. Zwischen Spielhallen muss in Baden-Württemberg ein Mindestabstand von 500 Metern liegen. Mehrfachkonzessionen für Betreiber von Spielhallen sind unzulässig.

 
 
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