Kreis Ludwigsburg Dilemma der Frauen in Sportvereinen

Von Gabriele Szczegulski
Susanne Düding ist die einzige Frau im Kreis, die eine Männerfußballabteilung, die des GSV Pleidelsheim, leitet. Foto: bz/privat

In den Sportvereinen sind Frauen in den Vorstandschaften Mangelware. Diese sind stark männerdominiert.

In den beiden größten Sportvereinen des Landkreises, dem MTV Ludwigsburg mit 6510 Mitgliedern und dem TSV Bietigheim mit 4565 Mitgliedern liegt der Anteil der Frauen im Verein bei durchschnittlich 41 Prozent. Doch in der Vorstandschaft, die über die Geschicke des Vereins entscheidet, finden sich kaum Frauen. Beim MTV Ludwigsburg ist nur eine Frau in der erweiterten Vorstandschaft, beim TSV Bietigheim keine.

„Was ich sehr bedauere, denn in den Abteilungen sind oft die Frauen führend“, sagt dazu TSV-Geschäftsführer Jan Bodmer. Als Gründe würden bei Nachfrage die große Verantwortung und die viele Zeit angeführt, die so ein Amt koste, so Bodmer.

Frauen machen Frauenjobs

in Vereinen

Frauen, so sagt Susanne Düding vom GSV Pleidelsheim, sind in Vereinen, wenn sie sich engagieren, meist für die Öffentlichkeitsarbeit, Werbung oder die Verwaltung zuständig, backen Kuchen und helfen bei Festen. „Frauenjobs halt“, so sagt die einzige Frau im Kreis, die seit 2018 Chefin der Fußballabteilung des GSV Pleidelsheim ist. Drei aktive Herrenmannschaften hat sie unter sich. „Ich weiß, ich bin ein Spezialfall, wenn wir uns auf Verbandsebene treffen, bin ich die einzige Frau“, so Düding.

2018 wurde sie vom Ehrenvorsitzenden der aktiven Fußballer, Werner Nillich, gefragt, ob sie Vorstand werden will. Nachdem die 52-Jährige jahrelang im Gesamtverein, und dort auch im Vorstand, verschiedenste Aufgaben gemeistert hatte und sich vor allem immer für den Fußball eingesetzt hatte, schien sie die Richtige für den Job zu sein. „Die Männer im Verein wussten, wie leidenschaftlich ich mich engagieren kann, dass mir das Wichtigste das familiäre Miteinander ist“, sagt sie. Für sie ist vor allem die Empathie und das Menschliche das, was ihren Führungsstil ausmacht. „Ich weiß genau, wenn es einem meiner Spieler nicht gut geht.“ Aber, sie könne auch mal „den Rauch rein lassen, wenn es sein muss“.

Gründe, dass sich so wenige Frauen in den obersten Führungsebenen von Vereinen engagieren, gebe es viele. Vor allem die Zeit, die man investieren müsse. 20 Stunden pro Woche sei sie im Auftrag des Fußballs beschäftigt – und jeden Sonntag. Düdings Tag fängt dann mit Backen von Pizza oder Schinkenschnecken an – jeder aktive Spieler bekommt von ihr ein Verpflegungspaket. „Mein Führungsstil soll nahbar und menschlich sein.“

„Als Vorstand muss man zielorientiert, gut organisiert, strategisch und vorausschauend sein“, sagt sie. Sie glaubt, viele Frauen trauen sich das, in Konkurrenz zu Männern, die oft selbstbewusster auftreten würden, nicht zu. „Aber ich muss mir und anderen nichts mehr beweisen. ich werde durch das, was ich geschaffen habe, ernst genommen“, sagt die alleinerziehende Mutter. Gerade der Fußball aber, so sagt sie, sei immer noch eine Männerdomäne. „Und wenn sich auf Bundesebene beispielsweise im Fußball, nichts tut in Richtung Frauengleichberechtigung, dann können wir in den Vereinen auch nur kleine Fortschritte machen“, sagt sie. Trainerin einer männlichen Fußballmannschaft würde sie nicht sein wollen, „das ist noch mal eine andere Nummer.“.

Die Unvereinbarkeit von Familie, Beruf und dem Ehrenamt im Verein seien es vor allem, die Frauen davon abhalten würden, Verantwortung auf Führungsebene in Sportvereinen zu übernehmen, sagt Renate Väth, Frauenbeauftragte des Sportkreises Ludwigsburg und selbst im Vorstand des GSV Erdmannhausen. „Oft haben sie auch keinen Rückhalt in der Familie oder im Verein“, so Väth. „Und oft lassen es die Männer im Verein nicht zu“, so Väth. Deshalb bietet der Sportkreis Fortbildungen und Kurse für Frauen an, in denen sie gestärkt werden, Wissen über Strukturen vermittelt bekommen und sich Unterstützung holen können. „Für Frauen sind Netzwerke ganz wichtig, damit man sich gegenseitig unterstützen und helfen kann“, sagt sie. Es sei einiges möglich, wenn Vereine offener und flexibler seien.

 
 
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