Kreis Ludwigsburg Größte europäische Eule ist wieder da

Von Uwe Mollenkopf
Uhus gibt es inzwischen auch wieder im Kreis Ludwigsburg. Foto: Uwe Mollenkopf

Seit einigen Jahren gibt es wieder Uhus im Kreis. Im vergangenen Jahr wurden 17 erfolgreiche Bruten gezählt. Ein Eulen-Team erforscht das Verhalten der Vögel.

Mit einer Größe von über 70 Zentimern und einer Spannweite von bis zu 1,70 Metern ist der Uhu die größte Eulenart in Europa. In der Region gibt es die Eule mit dem massigen Körper und den Federohren im Tierpark Tripsdrill zu bestaunen, in freier Natur ging es dem Uhu in der Vergangenheit hingegen wie dem Wolf oder dem Bär: Er wurde durch rücksichtslose Bejagung in ganz Baden-Württemberg ausgerottet. Inzwischen hat sich die Situation jedoch geändert: Der Uhu ist wieder im Kommen, und auch im Kreis Ludwigsburg hat sich eine Population gebildet, wie Claus und Inge König in der jüngsten Ausgabe des „Kauzbriefes“ der „Arbeitsgemeinschaft Eulenforschung im Landkreis Ludwigsburg“ schildern.

Laut den Verfassern hat es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Versuche zur Wiedereinbürgerung der Großeule in Baden-Württemberg gegeben. In den meisten Fällen schlug dies fehl, in einigen Fällen sei es in Verbindung mit Zuwanderung aber zu einer allmähliche Wiederbesiedlung gekommen. In den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende seien dann auch im Kreis Uhus festgestellt worden. Erstmals sei im Herbst 2014 in den Neckarfelsen ein Uhupaar entdeckt worden, und es gab eine erfolgreiche Brut. Nachdem das Männchen tödlich verunglückte, zog das Weibchen drei Junge alleine groß.

Uhu-Team gebildet

Es folgten weitere Entdeckungen von brütenden Uhus im Kreis, und der pensionierte Ornithologe Claus König und seine Frau beschlossen 2016, ein kleines Team von Uhu-Freunden ins Leben zu rufen, um die Brutvorkommen zu erfassen und zu studieren. Sie stellten fest, dass sich die Uhureviere besonders in halboffenen Landschaften mit Felsgelände – Naturfelsen oder Steinbrüche – befinden. Auch die Nähe zu Gewässern werde bevorzugt. Als Brutplätze dienten Bänder sowie Spalten und Nischen in den Felswände. Auch neben einer viel befahrenen Bahnlinie wurde ein Brutplatz entdeckt, vermutlich seien das Weibchen oder auch beide Altvögel Opfer des Bahnverkehrs geworden, vermuten die Uhu-Forscher. Wo sich die Uhu-Reviere genau befinden, wollen sie nicht verraten, um die Tiere zu schützen.

Denn: „Die meisten Uhus sind in der näheren Umgebung ihrer Brutplätze sehr empfindlich gegen Störungen“, so Claus und Ingrid König. „Solche führen nicht selten dazu, dass begonnene Bruten aufgegeben werden.“ Beobachtungen des Uhu-Teams würden deshalb aus großem Abstand mit Teleobjektiven mit langer Brennweite und Spektiven durchgeführt. Ebenso gebe es Absprachen mit Steinbruch- und Weinbergbesitzern sowie dem Regierungspräsidium. Leider gebe es auch Vogelbeobachter, welche das naturschutzrechtliche Verbot, sich Brutplätzen geschützter Vogelarten zu nähern, ignorierten.

Wie die beobachtete Zahl der Bruten im Landkreis zeigt, geht es mit dem Uhu langsam aber stetig bergauf. Wurden 2019 17 Uhu-Bruten beobachtet, waren es im vergangenen Jahr schon 22. Die Zahl der erfolgreichen Bruten erhöhte sich von 15 im Jahr 2019 auf 17 im Jahr 2023. Die Zahl der Jungvögel lag laut Claus und Ingrid König 2019 bei 30, im vergangenen Jahr bei 37. 2020 waren es aber auch schon mal 43.

Zehn Vögel tot aufgefunden

Allerdings: In der Zeit zwischen 2015 und heute wurden auch zehn tot aufgefundene Uhus entdeckt. Acht davon waren Verkehrsopfer, wovon sieben auf der Straße verunglückten. Ein Vogel verletzte sich tödlich an einem Spanndraht im Weinberg, ein anderer ertrank in einem Steinbruchsee. Daneben seien ungesicherte Stromleitungen eine Gefahr für Greifvögel und Eulen, so die Experten, aber auch manche Windräder.

 
 
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