Kreis Ludwigsburg Rückschlag für den Steinkauz-Nachwuchs

Von Uwe Mollenkopf
Ein junger Steinkauz. Im vergangenen Jahr machte dem Kauz-Nachwuchs der Mangel an Mäusen zu schaffen. Foto: Birger Meierjohann

Die Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen verzeichnete 2022 ein Minus von rund 40 Prozent bei den jungen Käuzen. Der Bestand ist aber nicht gefährdet.

Seit mehr als drei Jahrzehnten fördert die Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen (FOGE) im Landkreis Ludwigsburg den Bestand des zuvor im Kreis fast ausgestorbenen Steinkauzes. Mit Erfolg: Die Bestandsentwicklung des Steinkauzes in dieser Zeit sei eine fast ununterbrochene Erfolgsgeschichte gewesen, sagt der Vorsitzende Herbert Keil. Umso mehr falle das vergangene Jahr aus der Reihe: Mit rund 40 Prozent weniger ausgeflogenen Jungvögeln im Vergleich zum Vorjahr habe es einen so deutlichen Rückgang der Bruterfolge gegeben wie noch nie, stellt Kreil in der neuesten Publikation der FOGE zum Eulenschutz fest.

Drastischer Einbruchder Feldmauspopulation

Im Mai 2022 sah es noch etwas besser aus. Zu diesem Zeitpunkt sei die Anzahl der besetzten Brutplätze mit 317 ermittelten Brutpaaren zwar um 19 Prozent niedriger als zu Beginn des „Rekordjahres“ 2021 gelegen, berichtet Birger Meierjohann von der FOGE, aber immer noch geringfügig höher als 2020. Die Anzahl der nachgewiesenen Bruten sei kurz danach bereits bei minus 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr gelegen, die der gelegten Eier – geschätzt – bei minus 28 Prozent. Schließlich seien nur 519 Jungvögel flügge geworden, gegenüber 904 im Jahr 2021 ein Rückgang von 43 Prozent.

Der bestimmende Faktor für den mangelnden Bruterfolg war nach Aussage von Meierjohann ein drastischer Einbruch der Feldmauspopulation, welche immer wieder starken Schwankungen unterliege. „Während 2020 und 2021 viel Grünland übersät von Mäuselöchern war, wurde es schon vor Beginn der Brutsaison 2022 auf vielen Streuobstwiesen schwierig, überhaupt Anzeichen von Mäusen zu finden“, erklärt Meierjohann. Starkregen hätten die Bestände der Feldmaus als dem wichtigsten Beutetier des Steinkauzes durch das Überfluten ihrer unterirdischen Gänge weiter dezimiert. Zudem seien viele Wiesen spät, das heißt deutlich nach Pfingsten, gemäht worden. „Da Steinkäuze ihre Beute am Boden nur bei flachem Bewuchs schlagen können, war die zur Jagd verfügbare Fläche eingeschränkt“, so der Experte.

Weibchen tötenJungvögel

Während in anderen Jahren Bruten mit fünf oder gar sechs Jungvögeln keine Seltenheit seien, habe es 2022 kaum Gelege mit mehr als vier Eiern gegeben. Es sei auch vorgekommen, dass Altvögel nicht zur Brut schritten oder Jungvögel durch das Weibchen getötet wurden. Zudem seien wohl mehr Vögel anderen Raubtieren wie Fuchs, Marder oder Waldkauz zum Opfer gefallen – denn auch diese litten unter dem Mangel an Feldmäusen und mussten auf andere Beutetiere wie den kleinen Steinkauz ausweichen.

Dennoch: Aufgrund des mittlerweile stabilen Steinkauzbestandes im Landkreis sei das „schlechte Kauzjahr“ 2022 erst einmal kein Grund zur Sorge, meint Meierjohann. Es sei davon auszugehen, „dass sich die Feldmauspopulation von selbst erholen wird“, womit dann auch wieder genug Nahrung für den Steinkauz da wäre. Wichtig sei, den Bestand immer im Blick zu behalten. Allerdings: „Sollten wider Erwarten weitere Mangeljahre folgen, wäre das ein Alarmsignal.“

 
 
- Anzeige -