Das System der Mülltrennung startete im Jahr 1974 in Hannover, als erstmalig Behälter für Altglas aufgestellt wurden. Seitdem hat sich viel getan und das Sortieren von Müll gehört auch in den Haushalten im Landkreis Ludwigsburg längst zur Alltagsroutine. In den Flüchtlingsunterkünften des Kreises hapert es allerdings bei der Umsetzung.
Kreis Ludwigsburg Viele Flüchtlinge, keine Mülltrennung
An vielen Gemeinschaftsunterkünften für geflüchtete Menschen im Landkreis Ludwigsburg stehen ausschließlich Restmülltonnen. Die Vermittlung des Systems gestaltet sich dort schwierig.
So hat etwa die Stadt Ludwigsburg in den Gemeinschaftsunterkünften ausschließlich Restmülltonnen stehen. Warum eigentlich? „Hierdurch werden falsche Befüllungen und damit verbundene Sonderleerungen vermieden“, sagt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Das Erscheinungsbild der Unterkünfte habe dabei eine entscheidende Rolle gespielt.
Auch die Stadt Besigheim, die gemeinsam mit dem Landratsamt Ludwigsburg eine große Gemeinschaftsunterkunft in Besigheim in der Nähe des Freibads betreibt, bietet in den Gemeinschaftsunterkünften lediglich schwarze Tonnen an. Der Müll werde nur in den angemieteten, dezentralen Objekten getrennt, sagt Mahmoud Qasem von der Stadtverwaltung Besigheim. Bietigheim-Bissingen hat indes trotz der ausschließlich angebotenen Restmülltonnen mit „wilden Müllablagerungen“ zu kämpfen.
Restmüll teurer als Biomüll
Klar ist, dass Restmüll teurer als Biomüll ist. So kostet die Leerung einer 240-Liter-Biotonne drei Euro, die Leerung einer gleich großen Restmülltonne hingegen 10,24 Euro. Ein Kostenunterschied, der eine Trennung durchaus sinnvoll macht.
Bei den Gemeinschaftsunterkünften werden die Kosten von den Städten getragen, sagt Jeanette Binder von der Stabstelle Kommunikation der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreis Ludwigsburg. Das heißt, aus Steuergeldern. Stellt sich die Frage, warum keine Vermittlung des Mülltrennungssystem stattfindet. Denn auch Jeanette Binder betont, dass diejenigen, die ihren Müll trennen, geringere Abfallgebühren zahlen.
Wäre es also nicht günstiger, den geflüchteten Menschen das System zu erklären? Nicht unbedingt, meint Jeanette Binder. „Weil die Geflüchteten in den landkreiseigenen Unterkünften nur vorläufig untergebracht sind und dort nur eine geringe Aufenthaltsdauer haben, stehen in den Sammelunterkünften nur große Restmülltonnen zur Verfügung.“
Das sieht auch Mahmoud Qasem so: Seiner Meinung nach wäre „der wirtschaftliche Schaden bezüglich einer falschen Mülltrennung sicherlich höher als der Mehraufwand für die Leerung der Restmülltonne“, sagt er und fügt hinzu, dass sich in größeren Unterkünften, in denen viele Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern untergebracht werden, eine Mülltrennung kaum noch vermitteln lasse.
Videokontrolle keine Option
Eine Möglichkeit, das System umzusetzen, wäre eine 24/7 Überwachung an den Unterkünften – die koste allerdings weitaus mehr als die Mehrkosten für die Leerung einer Restmülltonne, ordnet Qasem ein.
Auch in Bietigheim-Bissingen gibt es nur Restmülltonnen, sagt Anette Hochmuth, Pressesprecherin der Stadt. Sie schätzt sie die Situation jedoch etwas drastischer ein. Gerade in größeren Unterkünften gebe es immer wieder „wilde Müllablagerungen“.
Wäscheständer und anderer Müll
Die Beschränkung auf Restmülltonnen sollte ursprünglich das Problem beheben. Doch das klappt nicht immer, aktuell beispielsweise in der Flüchtlingsunterkunft in der Nähe des Parkplatzes am Wohnwagenstellplatz „Im Metterbogen“. Dort liegen unter anderem Bettgestelle, ein Einkaufswagen und Wäscheständer herum.
Anette Hochmuth versichert: „Hier waren wir bereits aktiv und haben die Entfernung des Mülls bereits in Auftrag gegeben.“ Demnach soll er kommende Woche abgeholt werden. Grundsätzlich sei eine Vermittlung an größeren Unterkünften, die lediglich eine vorübergehende Unterbringung für geflüchtete Menschen bieten, schwierig.
In den dezentralen Unterbringungen, wie in Besigheim etwa, gebe es alle Arten von Tonnen – und diese werden auch genutzt, betont Mahmoud Qasem. Die Besigheimer Stadtverwaltung weise die Bewohner auf das Trennungssystem hin.
Auch Andreas Fritz vom Landratsamt betont, dass die Geflüchteten bereits während der vorläufigen Unterbringung auf die Mülltrennung sowie die Grundzüge der Kreislaufwirtschaft aufmerksam gemacht werden.
Bietigheim-Bissingen hat damit „sehr wenig Erfolg“, sagt Stadtsprecherin Anette Hochmuth. Weder Info-Blätter, noch die Sensibilisierung durch Hausmeister oder Bewohner hätten viel gebracht.