Landkreis Ludwigsburg: Sozialausschuss Pflegeplan im Kreis auf den Weg gebracht

Von Jörg Palitzsch
Mit dem Kreispflegeplan als Leitfaden will sich der Landkreis den künftigen Herausforderungen in der Pflege stellen. Foto: dpa/Tom Weller

Der Sozialausschuss des Kreises beschließt den 75-seitigen Kreispflegeplan, um damit die Pflegeinfrastruktur zu optimieren.

Der Kreis-Sozialausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung den Kreispflegeplan beschlossen. Er empfiehlt dem Verwaltungsausschuss sowie dem Kreistag in den nächsten Sitzungen im Rahmen des Haushaltes 2024 die Bereitstellung von jährlich 150 000 Euro zur Förderung dezentraler Quartiersmanager, vorbehaltlich der Verabschiedung einer entsprechenden Förderrichtlinie. Damit will der Landkreis die häusliche Versorgung stärken und Angehörige in Sorge- und Pflegeverantwortung entlasten. Hierzu soll im kommenden Jahr eine Richtlinie entwickelt werden, die eine Förderung in den Kommunen, analog zu der Landesförderung „Quartier 2030“, ermöglicht.

Pflegeversorgung sicherstellen

Die Sicherstellung der Pflege-Versorgung ist eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren, wie aus der Vorstellung des Planes von Silke Reich, Geschäftsteil Seniorenarbeit und Pflege, hervorging. So wird die Zahl der Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf auch im Landkreis stark steigen.

2021 waren im Kreis Ludwigsburg 24 012 Personen pflegebedürftig. Der stärkste Anstieg wird laut Pflegeplan für die Gruppe der 60- bis 85-jährigen Personen erwartet. Auch die Gruppe der über 85-Jährigen (Hochaltrige) wird laut Prognose deutlich ansteigen. Die Anteile der über 65-Jährigen in den einzelnen Städten und Gemeinden des Landkreises schwanken in Bezug auf die Anzahl der Einwohner zwischen 16,8 Prozent und 24,6 Prozent. Die meisten liegen im mittleren Bereich zwischen 20 bis 22, fünf Städte und Kommunen (Tamm, Oberstenfeld, Hemmingen, Gerlingen, Affalterbach) liegen über 22 Prozent. So wachsen jene Gruppen an, die mit steigendem Alter auf die Infrastruktur der Pflege zurückgreifen werden.

Aktuelle Bedürfnisse aufzeigen

Der Kreispflegeplan wird sich mit diesen Fragen auseinandersetzen und die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse der pflegebedürftigen Personen im Zusammenhang mit Pflege und Betreuung aufzeigen. Er soll als Leitfaden dienen, um die Pflegeinfrastruktur zu optimieren und um die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen, insbesondere für diejenigen, die auf Pflege angewiesen sind. Für eine gute Pflegeinfrastruktur im Landkreis Ludwigsburg rücken ganz unterschiedliche Aufgaben in den Mittelpunkt. Unter anderem die Ambulantisierung im Landkreis Ludwigsburg, was die Verschiebung von Gesundheitsleistungen von der stationären in die ambulante Versorgung außerhalb der Krankenhäuser bedeutet und die Kosten senken soll. Ebenso die Weiterentwicklung und Optimierung vorhandener Unterstützungsstrukturen für alte und pflegebedürftige Menschen im Sinne einer „Caring Community“, einer „sorgenden Gemeinschaft“.

Pflegekräfte fehlen überall

Weitere Punkte sind größere Anstrengungen, um vor allem dem Mangel an Pflegekräften zu begegnen, die Schaffung weiterer Pflege-Wohngemeinschaften und der Ausbau von Tagespflegeplätzen sowie Kurzzeitpflegeplätzen.

Werner Nafz (Freie Wähler) meinte, was der beste Plan nütze, wenn hinten und vorne Pflegekräfte „in enormer Zahl“ fehlen würden. Schon jetzt könne man deshalb Pflegeplätze nicht besetzen, außerdem stelle er sich die Frage, was ein Quartiersmanager machen solle – bei ganz unterschiedlichen Bedürfnissen in den Kommunen.

Mehr Leistungserbringung

Claus-Dieter Meyer von der CDU gab zu bedenken, dass vor allem Kurzzeitpflege auch an der Finanzsicherheit des Trägers hingen. In puncto Pflege müsse mehr Leistungserbringung, weniger Leistungskontrolle erfolgen.

Susanne Schwarz-Zeeb (Grüne) betonte, mit dem Pflegeplan könne der Landkreis die Rahmenbedingungen schaffen, aber das Wesentliche müsse in den Kommunen passieren. Klar sei für sie, dass sich die Bürgermeister dem Thema Pflege stellen müssten.

Während Wolfram Scheffbuch (Linke) vorschlug, Klinikengelände in Marbach für den Bau eines Gebäudes zur Kurzzeitpflege anzubieten, plädierte Thomas Reusch-Frey von der SPD für die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland, was die Kritik von Wassilios Amanatitidis (FW) hervorrief. Eine von ihm initiierte Arbeitsvermittlung von zwei Pflegekräften sei an der Bürokratie gescheitert, und von den einst gerufenen Pflegekräften aus Spanien sei auch keine mehr da.

Trotz aller Kritik erfolgte der Beschluss für den Kreispflegeplan im Sozialausschuss des Kreises einstimmig.

 
 
- Anzeige -