Landschaft Naturpark wächst um 7590 Hektar

Von Uwe Mollenkopf
Der Naturpark Stromberg-Heuchelberg (im Bild mit der Gemeinde Freudental im Vorgergrund) bekommt Zuwachs. Das Zabergäu (rechts oben) wird nun vollständig in die Naturparkkulisse einbezogen. ⇥ Foto: Werner Kuhnle

In den Naturpark „Stromberg-Heuchelberg“ werden künftig Bereiche im Zabergäu und bei Oberderdingen einbezogen. Die Verordnung tritt Ende des Monats in Kraft.

In diesem Jahr wird der Naturpark Stromberg-Heuchelberg 40 Jahre alt. Sozusagen als Geburtstagsgeschenk gibt es weitere Flächen. Wie das Regierungspräsidium Stuttgart mitteilt, tritt eine Verordnung, wonach Bereiche im Zabergäu (Landkreis Heilbronn) und bei Oberderdingen (Kreis Karlsruhe) einbezogen werden, Ende des Monats in Kraft.

Im Einzelnen handelt es sich bei dem Zuwachs im Zabergäu um Flächen in Pfaffenhofen, Güglingen, Brackenheim und Cleebronn. Indem diese Gebiete und die Gemeinde Oberderdingen im Westen hinzukommen, wird die Naturparkfläche abgerundet. Dadurch kommen rund 7590 Hektar Fläche dazu, der Naturpark umfasst dann eine Gesamtfläche von 40 798 Hektar.

„Die Erweiterungsflächen ergänzen die charakteristische Abfolge von Wald, Weinbergen, Obstwiesen und Grünland sowie Fließgewässern“, sagt Julia Christiansen, Pressereferentin des Regierungspräsidiums, zu den Gründen für die Erweiterung. Das landschaftliche Gesamtgefüge stelle ein begehrtes Ausflugsziel dar. Zudem solle durch die Vergrößerung des Naturparkgebiets auch die gemeinsame Entwicklung der Region gestärkt werden.

Seitens des Naturparkzentrums in Zaberfeld wird darauf hingewiesen, dass in den von der Erweiterung betroffenen Kommunen vor 40 Jahren bei der Gründung des Naturparks viele Flächen rund um die Ortschaften ausgespart wurden. Dies sei auch aus Sorge vor einer naturschützerischen „Käseglocke“ geschehen.

Auch ein Imagefaktor

Inzwischen habe sich die Einstellung jedoch geändert. Nach der Arrondierung seien Förderprojekte auf der Gesamtgemarkung der betreffenden Kommunen möglich, zum Beispiel Wanderwege und sonstige touristische und umweltpädagogische Infrastruktur (Lehr- und Erlebnispfade). Das Förderspektrum umfasse Projekte im Bereich Erholung/Tourismus, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung sowie der Erhaltung des natürlichen und kulturellen Erbes. Die Eigenschaft als Naturpark erweise sich heute zunehmend als Image- und Prestigefaktor, auch im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung im ländlichen Raum, etwa bei der Konkurrenz um Wohnbevölkerung oder Fachkräfte. So habe es aus allen betroffenen Kommunen positive Gemeinderatsbeschlüsse gegeben.

Julia Christiansen betont, dass im Naturpark die Bewirtschaftung land- und forstwirtschaftlicher Grundstücke sowie die Unterhaltung von Straßen, Wegen, Plätzen, Bahnanlagen und Energieversorgungsanlagen in der bisherigen Art und im bisherigen Umfang unberührt bleibe. „Auch die städtebauliche Entwicklung kann ohne Einschränkungen erfolgen.“ Allerdings muss die Naturparkverordnung beachtet werden. So sei beispielsweise das Verlegen von oberirdischen Leitungen aller Art nur nach Erteilung einer Erlaubnis möglich.

Aus Sicht des Regierungspräsidiums setzt der Naturpark positive Impulse für den Tourismus. „Mit der Erweiterung des Naturparks wird die stetig wachsende Nachfrage nach nachhaltigem Natururlaub und die steigende Attraktivität der unberührten Landschaft aufgegriffen. Dadurch können zusätzliche Wertschöpfungspotenziale im touristischen Bereich erschlossen werden, was zu Mehreinnahmen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze im gesamten Tourismussektor und den damit zusammenhängenden Wirtschaftsbereichen wie etwa dem Einzelhandel führen kann“, so Christiansen. Die neu hinzugenommenen Gemeindeflächen fügten sich nahtlos in die bestehende Tourismuslandschaft ein.

Für Wildkatze und Wirtschaft

Auch der Vaihinger Landtagsabgeordnete Dr. Markus Rösler (Grüne) begrüßt als offizieller Naturparkbotschafter im Land die Erweiterung. Diese sei  „gut für Wildkatze und Wirtschaft“. Im Naturpark Stromberg-Heuchelberg würden dadurch regionale Wirtschaftskreisläufe erleichtert, denn mit bisher lediglich rund 35 000 Hektar liege dieser Naturpark „an der Untergrenze für sinnvolles Regionalmarketing“, so Rösler, der selbst im Naturpark Stromberg-Heuchelberg wohnt.

Das Regierungspräsidium Stuttgart, das für die Änderung der Naturpark-Verordnungen zuständig ist, hatte vom 30. September bis 31. Oktober 2019 die betroffenen Gemeinden, Behörden, Berufsverbände und Träger öffentlicher Belange sowie die Naturschutzverbände angehört. Die Stellungnahmen seien in die Abwägung eingeflossen. Nach der Verkündung  im Gesetzblatt, die voraussichtlich Ende September 2020 erfolgen wird, und der sich unmittelbar daran anschließenden öffentlichen Auslegung der zugehörigen Karten beim Regierungspräsidium ist die Erweiterung unter Dach und Fach.

 
 
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