Lebenshilfe weiht Anbau in Bietigheim ein Raum für Begegnungen im Alter

Von Uwe Mollenkopf
Bei der offiziellen Eröffnung des Erweiterungsbaus der Lebenshilfe (von links) Cora Wolpert (Einrichtungsleitung), Elke Gutstein (Leiterin Seniorenbereich), OB Jürgen Kessing, Bernhard List (Vorsitzender) und Stephan Kurzenberger (Geschäftsführer).⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Lebenhilfe Ludwigsburg hat einen Anbau für Senioren mit Behinderung in der Wohngemeinschaft an der Karl-Mai-Allee offiziell eingeweiht. Die Kosten sind gestiegen.

Vor zwei Jahren hat die Lebenshilfe Ludwigsburg mit dem Bau von Räumen für Senioren mit Behinderung in der Wohnstätte an der Karl-Mai-Allee in  Bietigheim begonnen. Mittlerweile sind diese fertig und werden bereits seit einigen Monaten genutzt. Am Mittwoch wurden sie offiziell eröffnet, coronabedingt im kleineren Kreis.

Der Gebäudekomplex dort stammt aus den 90er-Jahren. In das Wohnheim für geistig und körperlich behinderte Erwachsene zogen damals junge Erwachsene ein, die nun vor dem Ruhestand stehen. Die Notwendigkeit, für sie eigene Räume einzurichten, sei im letzten Jahrzehnt in den Fokus gerückt, sagte Bernhard List, der Vorsitzende der Lebenshilfe, bei der Eröffnung.

Seien die Bewohner bei der Einweihung 1990 zwischen 30 und 40 Jahre alt gewesen, liege das Durchschnittsalter jetzt bei 55, verdeutlichte List. Der älteste Bewohner der Bietigheimer Wohnstätte werde in Kürze 80 Jahre alt.

Zahlreiche Widrigkeiten

Die Planungen für einen Erweiterungsbau mit Räumen für die älteren Bewohner hätten bereits im Jahr 2017 begonnen, sagte der Vorsitzende. Dabei sei auch die Lage – mitten in der Stadt – wichtig gewesen. 2019 war dann Baustart.

Die Lebenshilfe musste bei ihrem Bauprojekt allerdings mit einigen Widrigkeiten kämpfen, die „bis an die Grenze der Belastbarkeit“ gingen, so List. So fiel die Bauzeit in die Coronapandemie, eine beteiligte Firma wurde insolvent, und vor allem der Anschluss an das bestehende Wohnheim erwies sich technisch als schwierig. Laut Geschäftsführer Stephan Kurzenberger verlängerte sich dadurch die Bauzeit von einem auf zwei Jahre.

Es seien am bestehenden Gebäude Brandschutz- und Modernisierungsmaßnahmen notwendig geworden, die mit einer Million Euro zu Buche schlugen, so Kurzenberger. Zusammen mit den Baukosten für den Anbau (800 000 Euro) ergaben sich Gesamtkosten von 1,8 Millionen Euro – laut Bernhard List eine Verdreifachung gegenüber dem ursprünglich Erwarteten. Die Verteuerung unter Einschluss der zusätzlichen Brandschutzkosten lag laut dem Geschäftsführer bei 17 Prozent, was heute nicht ungewöhnlich sei. Finanziert wird die Baumaßnahme durch einen Landeszuschuss für den Brandschutz, durch Spenden und Eigenmittel.

Kunstwerk überreicht

„Uns laufen die Kosten auch weg“, bestätigte Oberbürgermeister Jürgen Kessing in seiner Ansprache. Er stellte die Baumaßnahme in den gesellschaftlichen Kontext. Eine zivile Gesellschaft zeichne sich dadurch aus, wie sie mit ihren schwächeren Mitgliedern umgehe. „Wenn Sie Hilfe brauchen, sind wir immer für Sie da“, sicherte er der Lebenshilfe zu. Als Geschenk hatte Kessing ein Bild des Malers Lude Döring mitgebracht.  

Die neuen, 150 Quadratmeter großen Räume dienen als Aufenthaltsbereich, in dem die Bewohner im Rentenalter, die nun nicht mehr in der Behindertenwerkstatt arbeiten, den Tag verbringen können. Gemeinsames Kochen inklusive.

Derzeit zwölf Senioren

Derzeit sind es zwölf ältere Bewohner, die die Räume nutzen, darunter auch welche, die ambulant von außerhalb kommen. In der Bietigheimer Wohnstätte selbst leben 49 Menschen. Die Privaträume sind dabei von den Aufenthaltsräumen getrennt.

Laut Geschäftsführer Kurzenberger lautet das Motto bei der Erweiterung, neue Begegnungen zu ermöglichen. Ihm schwebt vor, dass auch Vereine und Institutionen die Räume abends nutzen können. Dadurch könnten diese zum Treffpunkt werden. Wie das im Detail aussehen werde, könne man aktuell aber noch nicht sagen, so der Geschäftsführer.

 
 
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