Lehrermangel – auch im Landkreis Ludwigsburg Dreimal so viele Bewerber als Studienplätze

Von Gabriele Szczegulski
Prof. Dr. Jörg Keßler Foto: /PH Ludwigsburg

Viele Jahre, so der Rektor der Pädagogischen Hochschule, Prof. Dr. Jörg Keßler, wurden zu wenig Lehrer ausgebildet.

Die Nachricht in der letzten Woche schockierte: An zwei von sechs Pädagogischen Hochschulen (PHs) des Landes, darunter auch die PH in Ludwigsburg, seien 2021 nicht alle Studienplätze besetzt worden, da es zu wenige Bewerber gebe. Und diese Hiobsbotschaft in einer Zeit, in der der Lehrermangel an den Schulen sich festsetzt. Mittlerweile wurde die Nachricht dementiert, denn, so Prof. Dr. Jörg Keßler, Rektor der PH Ludwigsburg im BZ-Gespräch: „Wir hatten in diesem Jahr sowohl für das Lehramt für Grundschulen als auch für weiterführende Schulen (Sekundarstufe I) dreimal so viele Bewerbungen als Studienplätze.“ Man habe nicht nur alle Studienplätze besetzt, sondern auch darüber hinaus noch weitere Lehramtsstudierende eingeschrieben.

An der PH Ludwigburg können pro Studienjahr rund 850 Studierende aufgenommen werden. „Bis vor ein paar Jahren war die Verteilung noch paritätisch, 300 für das Lehramt an Grundschulen, und 300 Studienplätze für die Sekundarstufe I, hinzu kommen noch 250 Studienplätze in der Sonderpädagogik“, sagt Keßler. Aufgrund des Mangels an Grundschullehrern habe man dann diese Studienplätze auf 380 hochgeschraubt und die Plätze für die Lehramtskandidaten an weiterführenden Schulen auf 220 angepasst. Keßler befürchtet allerdings, dass die geringere Zahl an Studienplätzen für die Sekundarstufe I „uns in ein paar Jahren einholt und dort ein großer Mangel herrscht“.

Denn: „Der Lehrermangel ist teilweise auch hausgemacht“, sagt der PH-Rektor. Jahrelang habe man den Neueinstellungen von Lehrern wenig Priorität beigemessen. Momentan könne man jedem PH-Absolventen nach dem Vorbereitungsdienst ein Jobangebot machen.

Dass die Zahl der Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen von der Landesregierung aufgestockt wurde, sei auch dem gestiegenen Bedarf, durch die gestiegene Zuwanderung und der auch dadurch steigenden Zahl an Kindern, geschuldet. „Allerdings kommt die höhere Zahl der Absolventen ja erst in zirka sieben Jahren an den Schulen an“, so Keßler. Er befürchtet auch, dass sich der Lehrermangel in ein paar Jahren verstärkt auf die weiterführenden Schulen auswirken wird, „da wir momentan weniger Studierende für die Sekundarstufe ausbilden“, so Keßler. Denn die Zahl der Schüler gehe ja nicht zurück und die Grundschüler kommen nach vier Jahren in der Sekundarstufe an. Mittelfristig werde dies zum Problem.

Als kurzfristige, schnelle Lösung nennt Keßler einen zweiten Termin für den Beginn des Vorbereitungsdiensts für zukünftige Lehrer. Bisher beginnen die Studierenden im Februar mit dem Vorbereitungsdienst. Studierende, die im Mai fertig werden, müssen dann neun Monate warten, bis sie diesen Dienst absolvieren können. „Mit einem zweiten Termin für den Vorbereitungsdienst würden wir PH-Absolventen schneller an die Schulen bekommen“, sagt Keßler.

Problem Teilzeit

Ein Problem sei die Tatsache, dass viele Lehrkräfte auch aufgrund der steigenden Zusatzaufgaben in Teilzeit arbeiten, um so genug Zeit für die Unterrichtsvorbereitung und für ihre Schülerinnen und Schüler zu haben. „Da wäre es gut, Lösungen für die Schulen zu schaffen, die mehr Zeit für die Kernaufgaben der Lehrkräfte lassen“. sagt Keßler.

 
 
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