Leibinger Stiftung Eberdingen-Hochdorf Comics mit Tiefgang

Von Helga Spannhake
Bianca Henze organisiert für die Berthold-Leibinger-Stiftung den jährlichen Comicbuchpreis. Foto: /Martin Kalb

Bianca Henze spricht über den Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung, die Idee dahinter sowie alle Neuerungen der zehnten Ausschreibung in diesem Jahr.

Die gemeinnützige Berthold-Leibinger-Stiftung fördert seit rund 30 Jahren Wissenschaft, Kirche, Soziales und Kultur. Sie wurde 1992 vom Unternehmer Berthold Leibinger in Ditzingen gegründet. Inzwischen sind die Stiftungsräume in einem barocken Landschloss in Eberdingen-Hochdorf untergebracht. Mit dem Comicbuchpreis, der seit 2014 jährlich verliehen wird, möchte die Berthold-Leibinger-Stiftung die Bekanntheit des Genres fördern und die Verfasser herausragender Werke unterstützen.

Wie entstand der Comicbuchpreis?

Bianca Henze: Klassische Musik und Literatur waren immer ein ganz großes Anliegen von Leibingers. Berthold Leibinger wollte gern einen Literaturpreis haben, und da sind wir auf die Suche gegangen, was wir machen könnten, denn Literaturpreise gibt es wie Sand am Meer. Wir suchten nach etwas Innovativem, was es bisher noch nicht gab. Die Idee eines Comicbuchpreises hatten wir schon im Hinterkopf, denn durch die Kombination von Text und Bild wird eine besondere Umgebung geschaffen und es lassen sich Geschichten transportieren, die man ansonsten in der Literatur nicht hinbekommt.

2014 gab es die erste Ausschreibung für den Comicbuchpreis. Wie gestaltete sich der Anfang?

Wir sind damals viel an Hochschulen gegangen und es kamen gleich viele Einreichungen und wir hatten Glück, dass sich auch Birgit Weyhe mit „Madgermanes“ beworben hatte. Sie erzählt in ihrem Werk über das Verhältnis der DDR mit den Vertragsarbeitern aus Mosambik, ein geschichtliches Thema, worüber bis dahin kaum einer etwas wusste. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass sie ohne den Comicbuchpreis, der damals mit 15 000 Euro dotiert war, ihren Comic nicht hätte drucken lassen können.

Heißt das, dass Zeichner durch den Comicbuchpreis besser einen Verleger finden können?

Es ist jetzt tatsächlich so, dass der Preis anfängt, Lebensläufe zu prägen. Die Autoren, die vorher händeringend nach einem Verlag geschaut haben für ihre Comic-Idee, bekommen, wenn sie Finalisten auf der Shortlist der Leibinger-Stiftung sind, Anrufe der Verleger. Wir haben auch viele Comics, das sind Erstwerke. Dadurch, dass wir gut mit den Hochschulen vernetzt sind, reichen viele Hochschulabgänger ihre Arbeiten ein.

Neben dem Gewinner des Comicbuchpreises gibt es jedes Jahr auch neun Finalisten, die alle von einer Jury ausgewählt werden. Wie setzt sie sich zusammen und wie bewertet sie?

Wir haben acht Juroren unter dem Vorsitz von Andreas Platthaus von der FAZ, der selbst ein großer Comic-Fan ist. Da wir außerdem eine Kooperation mit dem Literaturhaus Stuttgart haben, gehört dessen Leiterin Stefanie Stegmann ebenfalls dazu. Weitere Comicexperten in der Jury kommen aus Hamburg, Berlin, Zürich und Wien. Eingereicht werden können die Arbeiten jedes Jahr bis zum 30. Juni. Anschließend anonymisiere ich alle teilnehmenden Comics und lege sie der Jury vor. Jeder Juror darf für bis zu zehn Einsendungen voten und über die daraus resultierenden maximal 80 Arbeiten wird in einer Sitzung beraten. Per Mehrheitsentscheid werden der Preisträger sowie die neuen Finalisten ermittelt.

Der Gewinnercomic erhält eine Ausstellung im Stuttgarter Literaturhaus, in der auch den neun Arbeiten der Finalisten ein Bereich gewidmet ist. Zusätzlich gibt es Preisgelder, die jetzt zum zehnjährigen Jubiläum nochmals erhöht wurden. Wie viel erhalten Gewinner und Finalisten?

Gestartet sind wir 2014 mit einem Preisgeld von 15 000 Euro. 2019 wurde es auf 20 000 Euro erhöht und ab diesem Jahr beträgt es 25 000 Euro. Auch bei den neun Finalisten stieg das Preisgeld von anfangs 1000 Euro auf jetzt erstmalig 2500 Euro. Zusätzlich erhalten die Preisträger eine Skulptur sowie eine Urkunde.

Kommen auch Anfragen hier aus der Region?

Ja, die kommen eigentlich von überall her, auch aus der Region. Wir hatten jetzt gerade aus Sindelfingen eine Anfrage. Das ist meist so, wenn die Ausschreibung raus ist, dass dann erst einmal Fragen kommen, wie die, ob der eigene Comic ins Schema passt. Laut der Teilnahmebedingungen muss die Arbeit unveröffentlicht sein und auch da kommen Fragen wie zum Beispiel, ob ein zeitlich begrenzter Post, den man getätigt hat, schon als Veröffentlichung gilt.

Im letzten Jahr gab es insgesamt 132 Bewerbungen. Wie viele sind denn jetzt schon bei Ihnen eingegangen?

Bis jetzt tatsächlich noch keine, aber das ist auch nicht untypisch. Es ist noch Anfang Februar und die meisten kommen erst kurz vor Bewerbungsschluss. Das muss man auch verstehen, denn oft zieht sich die Arbeit am Comic schon über einige Jahre hin und das gibt man nicht so leichtfertig aus der Hand, sondern überlegt noch solange es geht, was man verbessern könnte.

www.leibinger-stiftung.de/preise-und-ausschreibungen/comicbuchpreis

 
 
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