Liederkranz Ochsenbach Vize-Chefin für Männergesangverein

Von Sandra Bildmann
Das Adventskonzert des Männergesangvereins Liederkranz Ochsenbach fällt auch dieses Jahr aus.⇥ Foto: Liederkranz

Beim Liederkranz Ochsenbach gibt es ein kurioses Novum: Gabriele Lutz ist ab sofort mit für die Geschicke des Vereins zuständig.

Als die jüngste Mitgliederversammlung des Ochsenbacher Liederkranzes anfing, war alles wie immer. Als sie endete, war der Verein um eine Kuriosität reicher. Novum in der beinahe 175-jährigen Vereinsgeschichte: Der Männerchor hat ab sofort als zweiten Vereinschef eine Frau. Gabriele Lutz ist wie andere Ehefrauen aktiver Sänger mehr als nur passives Mitglied und beim Vereinsleben außerhalb des Singens dabei.

Denn nachdem der bisherige zweite Vorsitzende, Karl-Heinz Böckle, kurz zuvor bekannt gegeben hatte, den Posten abgeben zu wollen und der Vereinsvorsitzende Wulf Ippich in der Kürze keine Gespräche für eine Nachfolge führen konnte, wurde während der Sitzung so spontan wie überraschend ein Ersatz gefunden.

Die 59-Jährige Lutz ist gerne in Vereinen tätig, wie sie erzählt und erklärt: „Ich will etwas bewegen.“ Da sie als ehemalige Projektleiterin für IT-Software computeraffin ist, will sie den Verein digital besser aufstellen. Als Frau verfüge sie zudem über einen anderen, sensibleren Blickwinkel, meint sie und hat sich vorgenommen, auf persönlicher Ebene den Zusammenhalt und die Kommunikation unter den Vereinsmitgliedern zu stärken.

Nachwuchsgewinnung als Herausforerung für Liederkranz

Als eine der größten Herausforderungen sieht Lutz, die dem Liederkranz Ochsenbach seit rund vier Jahren angehört, die Nachwuchsgewinnung: „Wir müssen aktiv auf die Leute zugehen.“ Sie hofft auch auf jüngere Herren.

Wie schwierig dieses Vorhaben derzeit ist, betont auch der erste Vorsitzende Wulf Ippich: „Seit Corona gibt es keine Konzerte mehr. Womit soll ich werben?“ Gerade in der Weihnachtszeit war der Chor in der Vergangenheit sehr aktiv – eines der Highlights sei stets der Jahresabschluss, das Kirchenkonzert am 3. Advent, gewesen, erzählt Ippich. Seine Zukunftsvision? „Bescheiden. Ich hoffe, dass wir im Frühjahr wieder proben und ein Fest veranstalten können.“ Die letzte Chorprobe fand Anfang Oktober statt, ehe die Verordnungen des Landes sie nicht mehr wie gewohnt zuließen. Im Freien, mit Abstand und Maske proben, ist für die Truppe keine Option.

Chorleiterin Christiane Hähnle versprüht allerdings ungebrochen Optimismus und will einer drohenden Resignation Einhalt gebieten: „Für mich gibt es immer eine Perspektive. Ich bin sicher, dass wir den Faden nicht verlieren werden“, ist Hähnle zuversichtlich. Erfahrung, was in Kleingruppen möglich ist, hat die Chorleiterin aus dem vergangenen Jahr, als beispielsweise in Quartetten geprobt wurde. Solange kein Singen in Präsenz möglich ist, kann sie sich auch Online-Kurse zu Musiktheorie und Rhythmuslehre vorstellen. Klar ist: „Es hängt natürlich von der Bereitschaft der Sänger ab.“

Zahl der Sänger in Ochsenbach verdoppelt

Dass sich der Männerchor mangels Teilnehmer in Zukunft in einen gemischten Chor wandelt, glaubt Hähnle nicht. In den zehn Jahren, in denen sie den Chor leitet, hat sich die Zahl der aktiven Sänger etwa verdoppelt. Auch die Vereinsführung glaubt an die Zukunft des Männerchors. Gabriele Lutz schätzt Hähnles Musikauswahl mit „ausgesprochen fröhlichen Programmen“ und sieht darin einen der zentralen Aspekte für erfolgreiches Akquirieren neuer Mitglieder.

Zudem schauen Ippich und Lutz, die sich als Duo gut ergänzen, wie sie erzählen, dass auch das Vereinsleben außerhalb des Singens nicht zu kurz kommt. Zuletzt fand ein Wintergrillen statt. So konnten alle geltenden Corona-Maßnahmen eingehalten werden und der gesellschaftliche Austausch trotzdem stattfinden.

 
 
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