Löchgau Burgfrieden im Dachsbau

Von Jonathan Lung
Einen ausgestopften Hasen aus dem Lernanhänger „Lernort Natur“ der Jägerschaft zeigt Sebastian Krug Katharina (Mitte) und Victoria. Foto: /Oliver Bürkle

Auf den Petershöfen wurde der neue Wild- und Naturlehrpfad eröffnet. Zu den Besuchern zählte am Wochenende auch der Osterhase.

Eine Frage: darf man die Tiere anfassen?“, erkundigte sich die Besucherin. Denn wann hat man schon einmal die Möglichkeit, einen Dachs zu streicheln – auch wenn das Exemplar auf den Petershöfen am vergangenen Samstag nur ausgestopft war? Zusammen mit einem Hasen, einer Vielzahl an Vögeln, diversen Fellen und Infomaterial gehört der Dachs zum Inventar des Lernanhängers „Lernort Natur“ der Jägerschaft, der die Eröffnung des neuen Wild- und Naturlehrpfads auf den Petershöfen abrundete. Und natürlich durfte man den Dachs streicheln.

Rothirsch, Dachs und Fuchs

Große Schilder stehen beim Lehrpfad nun auf der Wiese vor dem Secondhand-Kinderkleidungsgeschäft der Höfe, extra für junge Besucher „zielgruppengerecht“ in geringer Höhe aufgestellt: Rothirsch, Dachs, Fuchs, Igel sind darauf abgebildet, mit Informationen zu Lebensraum und Futter. Sebastian Krug von den Petershöfen will damit das Wissen über die Tiere schärfen, die direkt hinter dem Feld im Wald leben.

Krug, selbst Besitzer eines Jagdscheins, teilt sein Wissen gerne: er erzählt den Besuchern etwa vom Dachs, der große Bauten anlegt, mit eigener Toilette, die über Generationen bewohnt werden. Die Bauten werden so groß, dass die Dachse sie gar nicht ganz nutzen und sich darin auch Füchse und Hasen niederlassen – zwischen den Fressfeinden gilt dann eine Art „Burgfrieden“, so Krug. Oder vom Waschbär, der wegen seines niedlichen Aussehens oft verharmlost wird: im vergangenen Jahrhundert aus Amerika nach Europa gebracht hat er jedoch keine Feinde, frisst junge Pflanzen und Kleintiere.

Schönheit und Verletzlichkeit der Natur

Gute 40 junge Besucher waren am Samstagmorgen schon ab neun Uhr da. „Dass es Tiere gibt, die man nicht sieht“, soll hier gezeigt werden, erklärte Krug: Die Frage „Was gibt es hier?“ soll beantwortet werden – Fuchs und Dachs kommen rund um die Petershöfe tatsächlich vor, Rebhuhn und Fasan nicht mehr. Viele Besucher hätten Skrupel gehabt, die echten Felle anzufassen: „Es gibt Berührungsängste“, lacht Sebastian Krug, das Wissen über die Tiere in der unmittelbaren Nachbarschaft für viele Kinder nicht mehr selbstverständlich. Viele fassten zum ersten Mal ein Hasenfell an. „Mein Verständnis ist, dass es zur Jagd gehört, die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur zu zeigen“, erklärt der Jäger Krug. „Hege und Pflege“ lautet das Motto, und auch in der Jägerausbildung spielen Aspekte der Nachhaltigkeit eine noch größere Rolle als bisher schon. „Gesunder Menschenverstand“ ist für ihn die besonnene, sparsame Nutzung der Natur und ihrer Ressourcen. Den neuen Lehrpfad und den Secondhandladen denkt er dabei zusammen.

Flügelspannweite einer Eule

Der Pfad hielt einige Aha-Momente für die Besucher bereit: Dass die Flügelspannweite einer Eule größer sei als sie selbst hoch, staunte eine Mutter, während ihre Tochter die Stacheln eines Igels befühlte. Und dass der Dachs mit 15 Kilogramm schwerer sei als die kleine Schwester. Sogar der Osterhase war schließlich zur Eröffnung gekommen: Die Eiersuche auf einem Teil der Wiese war eines der Höhepunkte der Eröffnung. Und nach dem Absolvieren des Pfads gab es einen Sticker mit einem Orden am Wagen.

„Mehr als zufrieden“, war der Organisator schon am Samstagmittag mit dem Interesse am Lehrpfad. Die großformatigen Informationsschilder, bestellt beim deutschen Jagdverband, hat Krug dabei aus eigener Kasse bezahlt. In Zukunft kann er sich gut vorstellen, den Lehrpfad zu erweitern, etwa mit Fühlboxen und anderen interaktiven Elementen.

 
 
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