Lokalsport SG BBM kann Dortmunder Siegeszug nicht stoppen

Von Von Andreas Eberle
Die Bietigheimer Rückraumspielerin Karolina Kudlacz-Gloc setzt sich in dieser Szene dynamisch gegen die Dortmunderin Merel Freriks durch und holt zum Wurf aus. ⇥ Foto: Hans-Wilhelm Lindemann

Das Bundesliga-Topspiel erweist sich als eine einseitige Angelegenheit: Spitzenreiter BVB schlägt den Titelverteidiger aus Bietigheim mit 38:32.

Die Handballerinnen von Borussia Dortmund wandeln auf den Spuren der SG BBM Bietigheim. Der Spitzenreiter aus Westfalen feierte am Sonntag im Bundesliga-Gipfelduell gegen den Deutschen Meister einen 38:32-Heimerfolg und damit den neunten Sieg im neunten Spiel. Es riecht nach einem ähnlichen Durchmarsch, wie ihn die SG BBM 2016/17 hingelegt hat. Damals holte der Klub aus dem Enztal mit einer Traumbilanz von 52:0 Punkten seinen ersten DM-Titel.

Für die Spielgemeinschaft war die erste Saisonniederlage ein herber Dämpfer bei der Mission Titelverteidigung. Nach dem frühen Aus in der Champions League ist sie nun auch in der Liga ins Hintertreffen geraten. Die Bietigheimerinnen sind auf Rang drei abgerutscht, der Rückstand auf den BVB beträgt bereits drei Zähler. Martin Albertsen gibt sich aber kämpferisch. „Dortmund ist jetzt der Favorit und mit einem Bein vorne, aber die Saison ist noch lang. Ich halte die Meisterschaft für noch vollkommen offen“, sagte der SG-Trainer.

Dass in der Partie viel auf dem Spiel stand, ließ sich in der Anfangsphase an den vielen Fehlern ablesen, die sich beide Teams leisteten. Die Abwehrformationen machten keinen guten Job, und das galt auch für die zwei deutschen WM-Teilnehmerinnen zwischen den Pfosten: Sowohl Dortmunds Isabell Roch als auch Bietigheims Dinah Eckerle hielten kaum einen Ball und wurden noch im ersten Durchgang durch Rinka Duijndam und Valentyna Salamakha ersetzt.

SG legt mit einer 4:1-Führung los

Vor den 1600 Zuschauern in der ausverkauften Sporthalle Wellinghofen erwischten die Gäste den besseren Start und lagen nach vier Minuten mit 4:1 vorne. „Wir sind perfekt ins Spiel reingekommen. Leider haben wir den Ball vorne mehrmals unnötig verloren, und Dortmund hat diese Fehler gnadenlos bestraft“, analysierte Albertsen später.

Mit zunehmender Spieldauer legte der BVB seine Nervosität ab und zeigte, warum er bisher so souverän durch die Liga spaziert ist. Der Tabellenführer wirbelte die oft zu zaghaft agierende Bietigheimer Deckung fortan ordentlich durcheinander. In der 16. Minute brachte Linksaußen Bogna Sobiech die Westfälinnen mit dem 10:9 erstmals in Front. Beim 15:11 (23.) führte die Mannschaft von André Fuhr gar mit vier Toren. Nach einer Auszeit von Albertsen reduzierte die SG den Rückstand auf zwei Tore, ehe Sobiech und Kelly Vollebregt mit zwei Tempogenstößen – den zweiten in der letzten Sekunde –, eine Dortmunder 20:16-Pausenführung herauswarfen.

Weltmeisterin hält grandios

Wer in der zweiten Hälfte mit einem Einbruch der Borussia gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Beim Gastgeber lief Roch-Ersatz Duijndam zur Galaform auf. Obwohl sie nur eine gute halbe Stunde spielte, hatte die niederländische Weltmeister-Torhüterin am Ende zehn Paraden in der Statistik stehen – mehr als die zwei Bietigheimer Torfrauen zusammen. Allerdings wurde Eckerle auch nach der Pause von ihrer Abwehr weiter im Stich gelassen. Vor allem die beiden Kellys, Dulfer und Vollebregt, durften schalten und walten, wie sie wollten. Immer wieder fand der BVB die Lücken in der Defensive, während die SG wie gehabt technische Fehler und Ballverluste produzierte und in manchen Situationen auch ideenlos wirkte.

Beim 29:22 (45.) betrug das Polster der Dortmunderinnen schon sieben Tore. Bietigheim gab sich wenigstens nicht auf, sondern versuchte jetzt mit einer offensiven Deckung das scheinbar Unmögliche noch zu schaffen – und tatsächlich verkürzten die Gäste noch mal auf 29:33 (55.).

Malestein als Lichtblick

In höchster Not nahm Fuhr seine letzte Auszeit. Danach machten seine nun wieder konzentrierter spielenden Frauen gegen die entblößte Bietigheimer Deckung mit einem 5:1-Lauf den Sack aber endgültig zu. Rechtsaußen Angela Malestein war im zweiten Durchgang die auffälligste Bietigheimerin und erzielte da sechs ihrer sieben Tore. Dies änderte aber nichts am insgesamt dürftigen Auftritt der SG BBM in dem so wichtigen Schlüsselspiel.

„Das war nicht das Bietigheim, wie ich es kenne“, sagt Albertsen und ging mit seiner Hintermannschaft hart ins Gericht: „32 Tore sollten zu einem Sieg reichen, aber gerade in der Defensive hat heute gar nichts geklappt. Dabei ist eine gute Abwehr bei uns eigentlich Normalität.“

 
 
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