Ludwigsburg bezwingt Alba Berlin und Ex-Star Smith Riesen fertigen müden Meister ab

Von Andreas Eberle
Justin Simon (rechts) war am Sonntag im Heimspiel gegen Alba Berlin nicht zu bremsen. Hier versucht Malte Delow vergeblich, den Ludwigsburger Neuzugang am Wurf zu hindern.  ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Ludwigsburg feiert einen 74:62-Heimsieg gegen Alba. Neuzugang Simon avanciert mit 16 Punkten zum Topscorer. Berlins Star Smith gelingt gegen den Ex-Klub fast nichts.

Oscar da Silva hätte am Sonntagabend in der MHP-Arena Ohrstöpsel gut gebrauchen können. Sobald der Stadionsprecher dessen Namen nannte oder er am Ball war, musste  sich der 23-jährige US-Amerikaner laute Pfiffe und Buhrufe gefallen lassen – die Replik auf da Silvas überstürzten Wechsel zu Saisonbeginn von Ludwigsburg nach Berlin. Der ehemalige Riesen-Spielmacher Jaleen Smith wurde hingegen an der alten Wirkungsstätte mit freundlichem Beifall begrüßt. Der MVP der Vorsaison erwischte gegen den Ex-Klub allerdings einen rabenschwarzen Tag. Seine Trefferquote aus dem Feld betrug nur 14 Prozent. Ein Dreier blieb sein einziges Erfolgserlebnis.

Smith, da Silva und die übrigen Albatrosse stürzten am dritten Spieltag böse ab.  Mit 74:62 (45:33) setzten sich die MHP Riesen letztlich gegen den Meister durch – und das vollauf verdient. „Ich bin sehr stolz darüber, wie wir gespielt haben, auch wenn nicht alles perfekt war“, bilanzierte Trainer John Patrick. „Das ist ein sehr wichtiger Sieg für uns und unser Selbstvertrauen.“

Bei Ludwigsburg debütierte Rawle Alkins. Der kurzfristig aus Gießen in die Barockstadt gekommene Shooting Guard trug fünf Zähler zum zweiten BBL-Saisonsieg seines neuen Arbeitgebers bei. Beim Zusammenspiel mit den neuen Teamkollegen sowie insbesondere bei den Freiwürfen hat Alkins allerdings noch viel Luft nach oben – er verwandelte nur einen seiner fünf Versuche.

Alba schien in den 40 Minuten sowohl die physische als auch die geistige Frische zu fehlen. Kein Wunder eigentlich, schließlich hatte Berlin am Freitagabend noch in der Euroleague gegen Frankreichs Meister Lyon gespielt und eine 67:71-Heimniederlage bezogen. Zudem fehlten mit Johannes Thiemann, Christ Koumadje und Ben Lammers alle drei Center verletzungsbedingt.

Viel Lob für Neuzugang Simon

Die topmotivierten Riesen, die bereits am Dienstag ihr erstes Champions-League-Duell bestritten hatten, nutzten ihren Frischevorteil gnadenlos aus. Jonah Radebaugh knüpfte zumindest in der ersten Hälfte an seine Gala gegen Sassari an, schaffte drei Dreier und war am Ende mit 13 Zählern zweitbester Scorer seiner Mannschaft. Nur Justin Simon hatte am Ende drei Punkte mehr auf dem Konto. „Justin hat heute nicht wie ein Neuzugang gespielt, der noch Zeit braucht. Er passt zu uns wie die Faust aufs Auge“, sagte Patrick über seinen Topscorer. Doch auch der Rest der Mannschaft wusste zu überzeugen und strotzte nur so vor Spielwitz.

Das Auftaktviertel (17:15) hielten die ersatzgeschwächten Berliner noch offen, aber im zweiten Durchgang standen sie dann völlig neben sich. Die vielen Fehler, die die Gäste produzierten, spielten Ludwigsburg zusätzlich in die Karten. Schon zur Pause hatte Alba zwölf Ballverluste in der Statistik (am Ende 23) stehen und sah sich einem 33:45-Rückstand gegenüber. In der zweiten Hälfte muckte der Titelverteidiger noch mal kurz auf und verkürzte auf 50:54 (27.). Nach einem Buzzerbeater von Maodo Lo, mit Luke Sikma der beste Alba-Profi, ging’s mit einer Ludwigsburger 58:53- Führung ins Schlussviertel. Dort ließen sich die Riesen aber nicht mehr die Schau stehlen.

Nach dem Triumph ersetzten die Riesen-Fans die Pfiffe gegen da Silva kurzerhand durch tosenden Applaus für ihre Lieblinge – und den hatten sich die Mannen in Gelb auf der Ehrenrunde auch absolut verdient. Am Dienstag fliegt das Team nun von Frankfurt nach Kiew, wo es dann am Mittwoch im zweiten Champions- League-Spiel gegen den ukrainischen Klub BC Prometey antritt.

Stimmen zum Spiel

John Patrick, Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg: Man hat gesehen, dass die neuen Spieler von beiden Mannschaften noch Schwierigkeiten hatten. Das Duell war sehr intensiv, was auch an unseren 15 Ballgewinnen abzulesen ist. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Freiwürfe müssen wir trainieren, aber wenn wir die verschossen haben, haben wir immerhin oft die Offensivrebounds geholt. Für Alba war das Spiel sicher nicht einfach, weil das Team zwei Tage zuvor noch in der Euroleague gespielt habt. Wir konnten das ausnutzen, indem wir gepresst und gut verteidigt haben.

Israel Gonzalez, Trainer von Alba Berlin: Ludwigsburg hat sehr gut und mit viel Energie gespielt. Wir haben in der ersten Halbzeit vergessen, Basketball zu spielen. Das war gar nichts. Wir haben auch die ganze Zeit die Eins-gegen-eins-Duelle verloren. Das müssen wir verbessern. Aktuell sind wir in einer schwierigen Situation. Wir haben viele Verletzte und wenig Zeit, um zu trainieren und die neuen Spieler zu integrieren. Das braucht Zeit, aber die haben wir nicht. Denn der Spielplan in der Euroleague und der Bundesliga lässt keine Pause zu. Da müssen wir eine Lösung finden.

 
 
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