Ludwigsburg Volkshochschulen: Fast wieder wie vor Corona

Von John Patrick Mikisch
Die Kurse bei den Volkshochschulen in der Region sind fast wieder so gut belegt wie vor Corona. Foto: /Martin Kalb

Die Corona-Lockdowns sind Geschichte. Aber wie sind eigentlich die Volkshochschulen durch die Pandemie gekommen?

Dramatisch eingebrochene Zahlen bei den Kursbuchungen, Dozentenmangel und finanzielle Schieflage – so liest sich die vor kurzem vorgestellte Bilanz des Volkshochschulverbands Baden-Württemberg für 2021. Doch wie ist es wirklich um die Bildungseinrichtungen für jedermann bestellt? Die BZ hat nachgefragt.

„Die Bilanz von 2021 spiegelt nicht die aktuelle Lage“, sagt Martina Wörner. Sie leitet die Volkshochschule Ludwigsburg, die jährlich 1100 bis 1200 Kurse an 20 Kursorten in der Stadt anbietet.

Natürlich habe auch die VHS Ludwigsburg unter den Corona-Lockdowns gelitten. „Inzwischen ist die Situation aber deutlich besser geworden, auch wenn wir noch nicht auf dem Stand wie vor der Pandemie sind“, betont sie. „Das kann aber auch noch gar nicht sein.“

Sprachkurse weggebrochen

Der Hauptgrund dafür: die Sprachkurse. „Von denen sind während der Pandemie sehr viele weggebrochen.“ Das gelte besonders für Konversationskurse. „Da braucht man bis zu fünf Jahre, um ein bestimmtes sprachliches Niveau zu erreichen“, erklärt Wörner. Durch die Lockdowns sei bei vielen Teilnehmerinnen der Faden gerissen. „Den müssen wir jetzt wieder aufnehmen, aber das dauert.“ Um die Fremdsprachensparte wieder Vor-Pandemie-Stand zu bekommen, habe die VHS Wiederaufbauprogramme aufgelegt.

Deutlich Zuwachs gebe es hingegen in anderen Bereichen. So sei die Zahl der Bewegungs- und Entspannungskurse deutlich nach oben gegangen. „Da kommt man auch nach einem Jahr Pause schneller wieder rein“, sagt Martina Wörner.

Auch Verbraucherkurse boomten: „Kochkurse sind teilweise nach einem Tag ausgebucht“, sagt Wörner. Ähnlich sehe es bei Exkursionen aus. „Was uns alle überrascht hat, ist die Nachfrage nach Vorbereitungskursen für Schöffen“, erzählt sie. Auch Kurse zu Themen wie Energie, Finanzen, Steuern liefen gut.

Gemischt sei die Erfahrung mit Online-Kursen. Corona hat dem Land zwar einen Digitalisierungsschub verpasst, gerade auch beim Homeoffice. Es gebe aber auch eine Online-Müdigkeit, sagt Wörner: „Die Ausfallquote bei Online-Angeboten ist viel höher.“

Das gelte besonders für Sprachkurse. Gut kämen hingegen digitale Kurse für Paare und Alleinerziehende mit Kleinkindern an. „Die fangen um 19.30 Uhr, wenn die Kinder im Bett liegen, damit die Eltern daran teilnehmen können. Es hat ja nicht jeder einen Babysitter.“

Riesig sei zudem die Nachfrage nach Kurse „Deutsch als Fremdsprache“. Es gebe lange Wartelisten dafür. „Wir hätten auch genug Dozenten, aber uns fehlen die Räume“, sagt Martina Wörner.

Mit Unterrichtsstätten hat die Schiller-VHS hingegen offenbar kein Problem. Die größte VHS im Kreis bietet an rund 500 Unterrichtsstätten in 36 Kommunen rund 4500 Kurse im Jahr an. Entsprechend groß ist die Bandbreite des Angebots. Für Vielfalt sorgen bis zu 700 Dozenten. „Die sind auch alle ganz treu“, betont Constanze Weis.

Generell sei jede der rund 800 Volkshochschulen in Deutschland anders aufgestellt, betont Constanze Weis. „Deswegen sind Pauschalaussagen über die Situation der Volkshochschulen gar nicht möglich“, betont sie. Manche kleinen Häuser hätten sich tatsächlich auf bestimmte Fachbereiche spezialisiert, etwa „Deutsch als Fremdsprache“, um ihren Fortbestand zu sichern. Das sei aber keine neue Entwicklung.

Auch die Schiller-VHS böte deutlich mehr Deutschkurse an. „Unsere Politik ist aber, mit dem Programm alle Fachbereiche abzudecken“, sagt Weis. Das klappt offenbar gut, denn die Zahl der Kursbesucher bewege ich wieder „Richtung Vor-Corona“.

Kurzfristigere Anmeldungen

Allerdings habe sich das Anmeldeverhalten verändert. „Es ist kurzfristiger. Manchmal wissen wir zehn Tage vor Beginn eines Kurses nicht, ob der zustande kommt“, sagt Weis.

Deutlich zugenommen habe die Zahl der Online-Kurse, von zwei vor Corona auf aktuell 400. Die Digitalisierung ermögliche sogar manche Kurse erst. „Zwei Teilnehmer an einem Ort sind zu wenig“, erläutert Weis. „Wenn ich aber im Landkreis weitere Interessenten finde, kann ich den Kurs online machen.“

 
 
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