Markgröningens Bürgermeister geht in Rente Rudolf Kürner: „Ich mag konstruktive Kritik“

Von Michaela Glemser
Markgröningens bisheriger Bürgermeister Rudolf Kürner verabschiedete sich am Dienstagabend herzlich von den Markgröninger Bürgern, hier von Rechtsanwalt Jürgen Reichert. ⇥ Foto: Martin Kalb

Markgröningens Bürgermeister Rudolf Kürner geht nach 32 Jahren als Stadtoberhaupt in den Ruhestand. Die BZ hat sich mit ihm über Höhen und Tiefen unterhalten.

Nach 32 Jahren als Bürgermeister hat Rudolf Kürner (67) am Dienstagabend in der Stadthalle am Benzberg seinen Abschied in den Ruhestand gefeiert. Die BZ hat mit dem langjährigen Schultes über seine zurückliegende Amtszeit, ihre Höhepunkte und Tiefen, aber auch über Kürners Wünsche für die Zukunft gesprochen.

Herr Kürner, warum haben Sie sich im Jahr 1990 in Markgröningen um das Bürgermeisteramt beworben?

Rudolf Kürner: In Neckartenzlingen, wo ich aufgewachsen bin, wohnte der Bürgermeister im Nachbarhaus. Seine Söhne waren meine Freunde und so habe ich hautnah mitbekommen, was es heißt, Bürgermeister zu sein. Ich empfand dies als einen tollen Beruf.

Als ich schließlich nach Studium und Ausbildung persönlicher Referent des Oberbürgermeisters von Filderstadt war, habe ich durch Zufall über den damaligen Personalchef erfahren, dass in Markgröningen ein Bürgermeister gesucht wurde. Ich habe mir die Stadt angeschaut und war begeistert.

So stand mein Entschluss schnell fest, und ich wurde 1990 im ersten Wahlgang zum Bürgermeister von Markgröningen gewählt. In dieser Führungsposition konnte ich etwas bewegen und gestalten, was mir sehr gefiel.

Welche Entscheidungen sind Ihnen in Ihrer Amtszeit am schwersten gefallen?

Gleich zu Beginn meiner Amtszeit war die Lage politisch schwierig. Die Stimmung im Gemeinderat war nicht gut. Es musste die Entscheidung gefällt werden, ob die Stadthalle umfangreich saniert oder neu gebaut wird. Ich habe mich für die Entkernung des Bestandsgebäudes starkgemacht und dafür auch viel Kritik geerntet.

Kindergartenplätze waren wie heute zu wenige vorhanden, die finanzielle Lage war ebenfalls angespannt. Manchmal muss man als Bürgermeister die Kritik einfach aushalten. Bei der Stadthalle hat sich nachher gezeigt, dass die getroffene Entscheidung richtig war. Bei der Ostentwicklung und der Ostumfahrung war es ähnlich. Ich mag konstruktive Kritik. Wenn ich die nicht aushalten könnte, hätte ich den falschen Beruf gewählt.

Was ich nicht mag, sind Menschen, die nur kritisieren, aber selbstbezogen leben und sich nicht in die Gemeinschaft einbringen oder nur in den sozialen Medien ihrem Unmut Luft machen.

Haben Sie es jemals bereut, Bürgermeister geworden zu sein?

In meinen ersten Amtsjahren in Markgröningen hatten meine Frau Ursula und ich oft noch Heimweh nach Neckartenzlingen, wo wir ein schönes Haus hatten und wo wir uns sehr wohlgefühlt hatten. Dies habe ich etwas unterschätzt.

Aber inzwischen ist Markgröningen zu unserer neuen Heimat geworden. Wir haben ein Haus gebaut, nette Nachbarn und Freunde. Ich kann sagen, wir sind Markgröninger und bleiben es auch.

Welche Momente und Begegnungen zählen Sie zu den Höhepunkten Ihrer Amtszeit?

Ich freue mich jeden Tag über persönliche Treffen und Gespräche mit den Menschen in unserer Stadt. Aber natürlich haben mich die Begegnungen mit Annemarie Griesinger und ihrem Charisma geprägt. Ihr Umgang mit den Menschen war ein Vorbild für mich.

Neben den Vorhaben in der Stadt wie die Ostumfahrung, die Erneuerung der Stadthalle, die Sanierung des Bildungszentrums war vor allem die Anerkennung unseres Schäferlaufes als ‚Immaterielles Kulturerbe‘ der UNESCO der große Höhepunkt für mich als Bürgermeister von Markgröningen.

Werden Sie es vermissen, künftig nicht mehr als Bürgermeister den Schäferlauf feiern zu können?

Diese Frage kann ich noch nicht so richtig beantworten. Das werde ich erst beim Schäferlauf am 31. August dieses Jahres wissen. Ich habe den Schäferlauf 30 Mal als Bürgermeister begleitet und diese Plattform sehr genossen. Aber dabei schwang immer ein wenig die Sorge mit, dass etwas passieren könnte, dass die Menschen dich für schlechtes Wetter oder schlechte Umsätze verantwortlich machen.

Dieses Gefühl hatte ich als Zuschauer bei den Schäferläufen in Bad Urach und Bad Wildbad nicht. Daher ist auch in Markgröningen der Schäferlauf nur noch als Gast sicherlich eine große Freude.

Worauf freuen Sie sich im kommenden Ruhestand?

Nach 50 Berufsjahren, wenn Studium und Ausbildung mitberücksichtigt werden, genieße ich es, wenn der Druck und die Verantwortung weg sind.

Das Amt des Bürgermeisters bringt neben der zeitlichen Inanspruchnahme, auch viel Verantwortung mit sich, die durch die Regelungsdichte in den letzten Jahren enorm gestiegen ist. Ich freue mich jetzt, dass ich mehr Zeit für Motorradausflüge mit meiner Frau habe oder für Radtouren mit meinem E-Bike am Neckar entlang.

Zudem will ich mich ausgiebig um meine große Sammlung von Flipper-Automaten kümmern. Ich werde dem Stadtgeschehen weiterhin verbunden bleiben und beispielsweise jeden Donnerstag in den Reihen der Skizunft Volleyball spielen. Ich habe mich nie verstellt und bin immer authentisch geblieben. Dies wird auch weiterhin so sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
 
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