MHP Riesen Ludwigsburg Böses Blut im Playoff-Halbfinale

Von Andreas Eberle
Bonns Erfolgstrainer Tuomas Iisalo hat sich negativ über Riesen-Kapitän Yorman Polas Bartolo geäußert. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Die MHP Riesen Ludwigsburg erwarten die Telekom Baskets Bonn zum dritten Duell der Best-of-five-Serie. Der Druck für den Herausforderer ist groß. Auch abseits des Felds geht es hoch her.

Siegen oder (Raus-) Fliegen – unter dem Motto könnte das dritte Halbfinalspiel der MHP Riesen Ludwigsburg gegen die Telekom Baskets Bonn stehen, das an diesem Samstag (20.30 Uhr/Magenta Sport) in der schon ausverkauften MHP-Arena stattfindet. Die ersten beiden Duelle der Best-of-five-Serie hat der Hauptrundensieger vom Rhein zu Hause mit 80:71 und 94:65 für sich entschieden. Speziell das zweite Kräftemessen war dabei eine Bonner Machtdemonstration.

Auch abseits des Feldes kochen die Emotionen hoch, gibt es zwischen beiden Teams und Fanlagern böses Blut – weshalb die Bild-Zeitung sogar kurzerhand die „Playoffs“ zwischen Bonn und Ludwigsburg in „Playzoffs“ umdichtete. Der Auslöser war ein Statement von Tuomas Iisalo über Riesen-Kapitän Yorman Polas Bartolo, das zuerst im „Bonner General-Anzeiger“ publiziert wurde. „Er macht einen guten Job, aber ich verstehe nicht, warum ihm mehr erlaubt wird als anderen. Sein Stil hat nichts mit Basketball zu tun, das ist Wrestling. Er ist immer involviert, wenn sich jemand verletzt“, hatte der finnische Erfolgstrainer der Baskets gesagt – und dem dreimal zum besten Defensivspieler der Liga gewählten Routinier damit öffentlich vorgeworfen, Verletzungen von Gegenspielern billigend in Kauf zu nehmen.

Polas Bartolo empfiehlt Ballett

Per Social Media keilte Polas Bartolo zurück. „Ich denke, Sie machen etwas falsch, wenn Ihre Spieler Jahr für Jahr verletzt sind. Vielleicht müssen Sie ihnen beibringen, körperlicher zu spielen. Wenn ihr das nicht mögt, dann gibt es Ballett als Einzelsport oder die bessere Option zu trainieren“, giftete der 37-jährige Deutsch-Kubaner in einem inzwischen gelöschten Posting in Richtung Iisalo. Der verbale Schlagabtausch hatte sich unmittelbar vor dem zweiten Halbfinale ereignet. Kein Wunder also, dass der Bonner Anhang Polas Bartolo nach dieser Vorgeschichte bei jedem Ballkontakt gnadenlos auspfiff – obwohl der „El ciclón“ („der Wirbelsturm“) genannte Forward von 2016 bis 2020 selbst für das Magenta-Team gespielt hat.

Manche Sprechchöre der Bonner Fans waren für Basketball-Verhältnisse ebenfalls ungewohnt despektierlich. Die Korbjäger aus der Barockstadt kamen mit der giftigen Atmosphäre jedenfalls weniger gut klar als der Gegner. Nach einem ordentlichen Start verloren sie völlig ihren Fokus. Zusammenspiel, Wurfquoten, Abwehrverhalten – all dies hatte nichts mit Playoff-Niveau zu tun. Bei den beiden Gastspielen am Rhein gestatteten die Schwaben dem Favoriten in der Summe gleich 44 Offensivrebounds, während Ludwigsburg nur deren 26 verbuchte. Gut möglich, dass nun in Spiel drei der bisher in der Endrunde noch nicht eingesetzte Justin Johnson eine Bewährungschance erhält. Mit seiner Physis, Energie und Reboundstärke könnte der US-Amerikaner unter den Brettern zu einem wichtigen Faktor werden.

Einen ähnlich desolaten Auftritt wie am Mittwochabend können sich die Riesen jedenfalls nicht noch mal erlauben, denn sonst ist vorzeitig Sommerpause. „Wir sind stolz genug, in unserer heimischen Festung zurückzuschlagen“, gibt sich Trainer Josh King kämpferisch. Der Verein hat seine Fans aufgerufen, in Gelb gekleidet in der Halle zu erscheinen und so in der MHP-Arena eine gelbe Wand zu „zimmern“. Ein weiterer Abend voller Emotionen ist programmiert.

 
 
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