MHP Riesen Ludwigsburg Defensive ist nicht existent

Von Michael Nachreiner
Die große Garde Berlins um Khalifa Koumadje (Mitte) war von den Ludwigsburgern um Yorman Polas Bartolo (links) und Jonathan Bähre (rechts) nicht zu stoppen. Foto: Imago/Andreas Gora

Ludwigsburg erlaubt Alba bei der 91:100-Niederlage in Berlin zu viele einfache Körbe und verliert das Duell unter den Brettern.

Seit Josh King an Gründonnerstag mitgeteilt wurde, dass seine Zeit als Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg am Saisonende endet, ist beim Basketball-Bundesligisten aus der Barockstadt vor allem defensiv der Wurm drin. Erst setzte es eine 60:94-Klatsche gegen den Deutschen Meister Ratiopharm Ulm, dann ein 72:98-Debakel im ersten Spiel des Champions-League-Viertelfinales bei UCAM Murcia in Spanien und nun eine 91:100-Niederlage bei Alba Berlin. „Wir haben das Spiel soft angefangen, haben Offensivrebounds zugelassen und den Berlinern erlaubt, uns ihren Willen aufzuzwingen. Gegen gute Teams wie Alba ist das nie gut, so in ein Spiel zu gehen. Denn dadurch bekommen solche Mannschaften ihren Rhythmus. Und wenn man es zulässt, dass sie Sicherheit bekommen, wird es schwierig, solche Teams zu besiegen“, erklärt Silas Melson am Mikrofon von Dyn.

Alba Berlin mit Rumpfkader

Dabei war eigentlich alles für die Ludwigsburger angerichtet, ihre Minikrise zu beenden. Denn die Berliner traten mit einem Rumpfkader an, da Gabriele Procida und Matteo Spagnolo (beide verletzt) sowie Jonas Mattisseck, Elias Rapieque, Louis Olinde, Justin Bean und Ziga Samar (alle krank) ausfielen. Auch Johannes Thiemann (Rückenprobleme) war keine Option, obwohl er im Trikot auf der Alba-Bank saß. Dass die Barockstädter aber nicht bereit waren, zeigten gleich die ersten beiden Angriffe. Erst unterlief Eddy Edigin ein Schrittfehler, dann verlor Desure Buie beim Dribbling in die Zone den Ball.

Zunächst konnten das die Gäste vor 7446 Zuschauern in der gerade mal halb gefüllten Uber-Arena noch kaschieren. Doch nach dem 12:12 (5.) gerieten die Riesen mit 15:22 in Rückstand (8.). Der Anfang vom Ende. Denn diesen Vorsprung verteidigte Alba bis zum Ende. Auch jedes Mal, wenn die Barockstädter drauf und dran waren, die Partie zu kippen, machten sie sich durch einfache Fehler das Leben selbst schwer oder aber die Berliner fanden die richtigen Antworten.

Keine Intensität in der Abwehr

Besonders eklatant war die Defensivleistung. Fast kein einziger Ludwigsburger schaffte es, seinen Gegenspieler im Eins-gegen-eins zu kontrollieren. Und jedes Mal, wenn ein Riesen-Guard geschlagen worden war, musste ausgeholfen werden, was wieder die großen Spieler der Berliner zu nutzen wussten. Khalifa Koumadje war der größte Profiteur davon. Der 2,21-Meter-Hüne aus dem Tschad kam beinahe auf ein sogenanntes Double-Double. Zu seinen 13 Punkten – die meisten durch einfache Dunkings – sammelte er noch neun Rebounds, fünf davon unter dem Korb der Gäste.

Die Abpraller vom Ring waren überhaupt das große Thema am Sonntagnachmittag in der Uber-Arena. Schon zur Halbzeitpause hatten die Berliner ein deutliches Plus an Rebounds gesammelt. Die Ludwigsburger hatten überhaupt nur drei Defensivrebounds gefangen, während sich Alba schon neun Abpraller unter dem Riesen-Korb gesichert hat. „So etwas habe ich in meiner 20-jährigen Karriere noch nie erlebt“, echauffierte sich David McCray, der Co-Trainer der Barockstädter, bereits beim Seitenwechsel bei Dyn. Am Ende gewann Berlin das Reboundduell mit 45:20.

Dabei angelten sich die Gastgeber alleine sieben Offensivrebounds mehr als die Riesen Abpraller unter dem eigenen Korb einsammelten – 18 im Vergleich zu elf. „Die Ludwigsburger sind als das tougheste Team in der Bundesliga bekannt. Sie machen vor allem unter den Brettern einen exzellenten Job. Deshalb war der Matchplan, dass wir von Anfang bereit sind“, erklärt Koumadje. Michael Nachreiner

 
 
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