MHP Riesen Ludwigsburg King-Team bricht nach Pause ein und verpasst das Endspiel

Von Andreas Eberle
Shooting Guard Jhonathan Dunn zauberte gegen Oldenburg nur eine Halbzeit lang. Foto:  

Die MHP Riesen Ludwigsburg verlieren beim Top Four um den BBL-Pokal das erste Halbfinale gegen Gastgeber Oldenburg mit 86:92. Ein 16-Punkte-Vorsprung reicht den Gästen nicht zum Weiterkommen. Dunn glänzt nur in der ersten Hälfte, Russell führt die Baskets ins Finale gegen die Bayern.

Die MHP Riesen Ludwigsburg haben das Endspiel um den BBL-Pokal verpasst. Sie verloren am Samstagnachmittag zum Auftakt des Top Four trotz einer herausragenden ersten Hälfte und einer 49:37-Halbzeitführung mit 86:92 gegen den Gastgeber EWE Baskets Oldenburg. Damit muss der Klub aus der Barockstadt weiter auf den ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte warten.

Dunn glänzt in der ersten Hälfte

„Es war fast eine Eins-zu-eins-Kopie des Spiels vor ein paar Wochen in Ludwigsburg“, sagte Riesen-Coach Josh King. Bei der 71:75-Heimniederlage exakt drei Wochen zuvor gegen die Baskets in der Liga hatte seinem Team eine 18-Punkte-Führung nicht zum Sieg gereicht. Beim Showdown im Pokal verdaddelten die Riesen nun einen Vorsprung von 16 Zählern.

Vor den 6200 Zuschauern in der ausverkauften EWE-Arena hatten die Schwaben in der ersten Hälfte noch einen titelreifen Auftritt hingelegt. Einmal mehr ragte Jhonathan Dunn aus dem starken Kollektiv heraus. Der US-amerikanische Shooting Guard, der am Freitag seinen 25. Geburtstag gefeiert hatte, zeigte bis zur Pause eine Leistung mit Prädikat Weltklasse. Wieder einmal traf Dunn mit traumwandlerischer Sicherheit aus der Distanz. Neun der 17 Ludwigsburger Dreipunktewürfe waren erfolgreich und die halbe Miete zur 49:37-Halbzeitführung. Obwohl er nur etwas mehr als zehn Minuten auf dem Feld stand, steuerte Dunn allein 14 Zähler bei – und jeder seiner drei Versuche von jenseits der 6,75-Meter-Markierung saß.

Cherry mit düsterer Vorahnung

Nach einem einem 5:0-Start der Niedersachsen übernahmen die Riesen das Kommando und sorgten von Minute zu Minute dafür, dass die zu Beginn noch euphorische Anfeuerung für die Baskets von den Rängen hörbar leiser wurde. Die Riesen spielten fokussiert und ließen kaum eine Chance liegen. Bei den übernervös agierenden Baskets konnte da nur Spielmacher DeWayne Russell mit elf Punkten Paroli bieten.

„Wir müssen jetzt weiter so konzentriert arbeiten und so gut verteidigen wie in der ersten Halbzeit“, mahnte Will Cherry in der Pause im Interview bei Magenta Sport. Offenbar hatte der Guard da schon die düstere Vorahnung, dass die Sache hier noch schiefgehen könnte. Und tatsächlich wendete sich in der zweiten Hälfte das Blatt. Zu Beginn bauten Dunn mit zwei Freiwürfen und Eddy Edigin die Gästeführung zwar noch auf 53:37 aus (22.). Doch wie schon so oft in dieser Saison mussten die Riesen ihrer Unerfahrenheit Tribut zollen und gaben einen deutlichen Vorsprung noch aus der Hand. Oldenburg verteidigte nun viel intensiver und zwang die Schwaben zu vielen Ballverlusten.

Topscorer Hubb von der Rolle

Bei den Gästen zeigte nur Justin Johnson eine konstant starke Vorstellung. Mit 19 Zählern führte der Forward am Ende auch das Scoring an. Dunn (insgesamt 18 Punkte) glückte dagegen nach dem Seitenwechsel nicht mehr viel, und Topscorer Prentiss Hubb (8) war ohnehin von der Rolle.

Kleiner Russell ganz groß

Das Kontraprogramm lieferte Russell. Der mit 1,80 Metern kleinste Mann auf dem Parkett spielte ganz groß auf und war mit 26 Punkten auch der Topscorer der Begegnung. Trey Drechsel brachte die Hausherren mit einem Dreipunktespiel zum 74:72 erstmals seit dem 23:22 wieder in Front (34.). Ludwigsburg hatte der Offensivpower der „Donnervögel“ nicht mehr viel entgegenzusetzen, und die euphorisierten Oldenburger Fans trugen ihr Team zu einem 92:86-Sieg. „Finale oho“, sang der Baskets-Anhang – noch nichts davon ahnend, dass ihre Mannschaft gegen den FC Bayern München am Sonntag den Kürzeren ziehen würde. Im Ludwigsburger Lager herrschte dagegen Frust pur. „Für uns, für das Team und für die Fans, ist es einfach nur bitter“, stellte Riesen-Trainer King geknickt fest.

Stimmen zum verlorenen Halbfinale

Josh King,
Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg: Wir haben das Spiel kontrolliert, insbesondere in Halbzeit eins. Oldenburg ist aber ein starkes Team und hat gezeigt warum. Die Baskets haben in der zweiten Halbzeit einen Run gestartet. Bis dahin hatten wir die Zuschauer halbwegs ruhiggestellt. Wir konnten aber den besten Spieler des Spiels, DeWayne Russell, nicht in den Griff bekommen. Er hat immer wieder seine Teamkollegen in Szene gesetzt und selbst getroffen.

Pedro Calles, Coach der EWE Baskets Oldenburg: Wir haben in der zweiten Hälfte die Ludwigsburger Stärken unterbinden können. Wir haben unser System nicht verändert, sondern nur ein paar Anpassungen vorgenommen – unter anderem, dass wir die Shooter mehr unter Druck gesetzt haben. Für mich war der Schlüsselmoment, als Ludwigsburg mit 14 Punkten vorne war und es auf dem Boden ein Gerangel um den Ball gab. Wir haben diese Herausforderung angenommen und danach das Spiel noch drehen können.

Yorman Polas Bartolo,
Riesen-Kapitän: Die Oldenburger Mannschaft kam mit viel Energie in die zweite Halbzeit und hat besser getroffen als wir, wir konnten das nicht stoppen. Wir haben in der Defensive einfach zu viele Fehler gemacht.

 
 
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