MHP Riesen Ludwigsburg Mission Wiedergutmachung geglückt

Von Michael Nachreiner
Jeff Roberson (links) stand rund ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder für die Riesen Ludwigsburg auf dem Parkett und erzielte in gut 18 Minuten zwölf Punkte. Foto: /Oliver Bürkle

Angeführt von Jeff Roberson, der rund ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback gibt, überrollen die Riesen Ludwigsburg die Merlins Crailsheim in der Bundesliga mit 106:59.

Die MHP Riesen Ludwigsburg haben nach den durchwachsenen Leistungen in der Bundesliga in Chemnitz und in der Champions League bei Darüssafaka Istanbul die richtige Reaktion gezeigt. Die Mannschaft von Trainer Josh King überrollte am 16. Spieltag der Basketball-Bundesliga die Hakro Merlins Crailsheim mit 106:59. Dabei war die Begegnung praktisch nach den ersten zehn Minuten entschieden. Das erste Viertel gewannen die Barockstädter mit 34:11.

„Ich bin stolz, wie meine Jungs 40 Minuten lang verteidigt haben. Wir haben es geschafft, dass sowohl Brandon Childress, der jederzeit für 30 oder sogar 40 Punkte gut ist, als auch Leo Westermann, ein wirklich guter Spieler, nur Punkte von der Freiwurflinie erzielt haben.“ Sein Gegenüber Jussi Laakso hatte dagegen keine Erklärung für die Leistung seines Teams. „Wir haben eine schallende Ohrfeige erhalten. Wir haben eigentlich Handball gespielt – wir haben den Ball in zehn Metern Entfernung vom Korb gedribbelt oder gepasst und dann einen Wurf mit Ablauf der Wurfuhr genommen“, berichtet der Merlins-Coach. „Außerdem war unsere Verteidigung eine Katastrophe.“

King nahm einen Wechsel in der Aufstellung vor. Für Elijah Childs gab Jeff Roberson fast ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback – und stand zusammen mit Jonathan Bähre für Eddy Edigin direkt in der Startfünf. „Ich fragte ihn, ob er sich wohler fühlt, wenn wir ihn starten oder wenn er von der Bank kommt. Ihm war es egal“, erklärt der Riesen-Trainer. „Wir dachten dann, es wäre das Beste für ihn, direkt auf dem Feld zu stehen, um die Nervosität abzuschütteln.“ Roberson habe aber keine Nervosität gespürt. „Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich spiele. Ich habe keinen Druck verspürt. Denn niemand erwartete, dass ich gleich wieder perfekt spiele“, erzählt der 27-Jährige.

Dass seine Mannschaftskameraden direkt Roberson suchten, und der Forward auch die ersten vier Punkte erzielte, war dagegen keine Vorgabe des Trainerteams. „Das hat sich so aus unseren Systemen entwickelt“, berichtet King. Und obwohl der US-Amerikaner bereits nach zwei Minuten kräftig pumpte, weil der Körper noch nicht wieder an die Belastung gewöhnt war, und King ihm im ersten Viertel nur zwei Kurzeinsätze gönnte, war Roberson nach zehn Minuten mit zehn Punkten der Topscorer der Riesen. „Ich fühle mich gut“, sagt Roberson direkt nach der Partie. „Wie sich mein Körper am nächsten Tag anfühlen wird, steht aber auf einem anderen Papier.“

Angeführt von Roberson glückte den Ludwigsburgern die Mission Wiedergutmachung. Neben dem 27-Jährigen brachte vor allem Johannes Patrick viel Energie aufs Parkett. „Er hat uns einen Boost in der Defensive gegeben“, lobt King den Aufbauspieler. Nach dem 9:10 (5.) gelang den Crailsheimern im ersten Durchgang nur noch ein Korb bis zur Viertelpause, sodass die Ludwigsburger schon auf 34:11 wegzogen.

Dass die Merlins teilweise wie ein Jugendteam auftraten – immer wieder sprang der ballführende Spieler ab und suchte erst dann nach einem freien Mitspieler –, setzte sich in Abschnitt zwei fort. „Die Ludwigsburger sind wahrscheinlich in der Verteidigung das aggressivste Team der Liga. Und obwohl sie nicht so viele Ballgewinne bekamen, scorten sie immer wieder einfache Punkte durch schnelles Umschalten“, erklärt Laakso. Die Riesen setzten sich bis zum Seitenwechsel auf 55:22 ab.

Nach Wiederanpfiff verwalteten die Gastgeber den Vorsprung. Auf jeden Versuch der Crailsheimer, den Rückstand erträglicher zu gestalteten, hatten sie die richtige Antwort. Johannes Patrick knackte dann kurz vor Schluss von der Freiwurflinie die 100-Punkte-Marke, was die Merlins-Fans höhnisch feierten, während die Riesen-Anhänger „Derby-Sieger, Derby-Sieger, hey, hey“ skandierten.

 
 
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