MHP Riesen verlieren Derby gegen Ulm Landesrivalen liegen Patrick-Team nicht

Von Andreas Eberle
Justin Simon avancierte gegen seinen Ex-Klub Ratiopharm Ulm zum Riesen-Topscorer. Hier versucht Per Günther seinen früheren Mitspieler zu stoppen. ⇥ Foto: nordphoto GmbH / Hafner via www.imago-images.de

Die Riesen verpatzen ein weiteres Baden-Württemberg-Duell. Nur Simon, Hulls und Darden punkten gegen Ulm zweistellig.

Vor dem Klassiker bei Ratiopharm Ulm hatte sich John Patrick in die Rolle des Tiefstaplers begeben: Der Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg erklärte den schwäbischen Erzrivalen kurzerhand zum Favoriten – und sein bis dahin besser platziertes Team folgerichtig zum Außenseiter. Dabei entfiel in der Ratiopharm-Arena der übliche Ulmer Heimvorteil. Der Grund: In Bayern – und damit auch an der Ländergrenze in Neu-Ulm – sind bei Sportveranstaltungen coronabedingt keine Fans zugelassen, während es in Baden-Württemberg zumindest deren 500 sein dürfen. 

Auch ohne die 6000 frenetischen Anhänger im Rücken, die die Halle gewöhnlich in ein orangefarbenes Tollhaus verwandeln, entschied Ulm das Schwabenduell am Sonntagabend klar mit 78:66 (43:33) für sich. Patrick konnte sich also mit Blick auf seine vorab skizzierte Rollenverteilung bestätigt fühlen – was für den Coach allerdings nur ein schwacher Trost gewesen sein dürfte. Zumal sich auch das Tabellenbild für seinen Klub unerfreulich entwickelte: Ludwigsburg rutschte vom dritten auf den achten Platz ab, die Korbjäger von der Donau machten dagegen einen Riesensatz in die Playoffränge und sind jetzt Sechster.

Kapitän fällt mit Knieblessur aus

Die Riesen hatten einen schwerwiegenden Ausfall zu verkraften: Kapitän und Center Jonas Wohlfarth-Bottermann erlitt am Samstag im Abschlusstraining eine Knieverletzung und fehlte seinem Team an allen Ecken und Enden. Physisch präsent waren zwar Spielmacher Jonah Radebaugh und Guard James Woodard. Doch die beiden Kreativspieler und Punktegaranten tauchten an der Donau fast komplett ab und brachten gemeinsam nur sechs Zähler zustande. Da konnte auch Justin Simon an seiner früheren Wirkungsstätte die Kastanien nicht mehr aus dem Feuer holen. Der Ex-Ulmer war mit 13 Zählern Ludwigsburgs fleißigster Punktesammler, gefolgt von Routinier Tremmell Darden (12) und Jordan Hulls (11). Bei Ratiopharm teilte sich der österreichische Nationalspieler Thomas Klepeisz die Topscorer-Rolle mit seinem US-amerikanischen Point-Guard-Kollegen Semaj Christon – beide sammelten 16 Zähler. „Wir haben zu viele Würfe vergeben. Man darf so eine gute Mannschaft nicht heiß laufen und einfache Punkte machen lassen“, kommentierte Hulls die sechste Saisonniederlage seiner Riesen.

Die Ulmer machten einen frischeren Eindruck und waren über 40 Minuten die stärkere Mannschaft – auch wenn sich Ludwigsburg immer wieder heranpirschte. Nach einem 4:12-Fehlstart schickte Patrick bereits früh seine jungen Kräfte Jacob Patrick und Lukas Herzog aufs Feld. Den gewohnten Rhythmus und den letzten Biss ließen die Mannen aus der Barockstadt aber wie gehabt vermissen. Mit einem Dreier zum 31:30 brachte Darden die Gäste in der 18. Minute letztmals in Führung. Da Sindarius Thornwell mit einem irren Buzzerbeater aus dem Sprung heraus noch zum 43:33-Halbzeitstand traf, ging Ludwigsburg mit einem Zehn-Punkte-Handicap in die zweite Hälfte.

Noch viermal reduzierten die Riesen den Rückstand fortan auf zwei Zähler. In der Crunchtime war der Akku aber endgültig leer: Mit einem 20:13-Schlussviertel brachte die Truppe von Trainer Jaka Lakovič den Prestigeerfolg souverän nach Hause – und das hoch verdient. Für Ludwigsburg war es die bereits dritte Pleite in dieser Saison gegen einen Widersacher aus Baden-Württemberg. Schon in Heidelberg gegen den Aufsteiger MLP Academics und in Ilshofen gegen die Merlins Crailsheim hatten die Patrick-Schützlinge das Nachsehen gehabt. Gut, dass es nun am Samstag (20.30 Uhr) gegen keinen Rivalen aus dem „Ländle“ geht. Zu Gast ist mit dem Tabellenzehnten Medi Bayreuth ein Team aus Oberfranken.

 
 
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