Museum Sophie La Roche in Bönnigheim „Ein Museum mit Genderschwerpunkt“

Von Gabriele Szczegulski
Kuratorin Charlotte Nerl-Steckelberg ist seit mehr als 20 Jahren für das Museum Sophie La Roche verantwortlich und hat auch bei der Neukonzeption mitgewirkt. Foto: /Martin Kalb

Nach dreijähriger Vorbereitungs- und Umbauzeit wurde das Museum Sophie La Roche in Bönnigheim eingeweiht.

Sophie von La Roche, Bewohnerin des Bönnigheimer Schlosses vor mehr als 200 Jahren hätte es gefallen: Die als gesellig bekannte Schriftstellerin wäre wohl inmitten der Gäste gewandelt, die im Schloss am Donnerstagabend erschienen waren, um das nach ihr benannte Museum im ehemaligen Forstgefängnis gegenüber des Schlosses wiederzueröffnen.

Das Wirken einer faszinierenden Frau

Seit mehr als 20 Jahren zeigt das Museum Leben und Werken der Schriftstellerin, die während ihrer Zeit im Bönnigheimer Schloss 1770 und 1771 den ersten deutschen Frauenroman „Das Fräulein von Sternheim“ schrieb und damit über Nacht zum Literaturstar wurde. „Es ist nun auch ein Museum mit einem Genderschwerpunkt geworden, in dem vor allem das Wirken dieser faszinierenden Frau, die ihrer Zeit weit voraus war, noch mehr in den Mittelpunkt gestellt wird“, sagte Professor Dr. Thomas Schmidt, der Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen am Deutschen Literaturarchiv Marbach, der das Entstehen des neukonzipierten Museums begleitete. „Zukünftig sollen alle literarische Museen in Württemberg neben dem Fokus auf die dargestellte Person einen Schwerpunkt haben, in Bönnigheim ist es der der Rolle der Frau und Schriftstellerin“, so Schmidt. Welch Stellenwert das Bönnigheimer Museum für das Land hat, zeigt auch die Tatsache, dass dort als Leihgabe ein Porträt des Ehemanns von Sophie von La Roche, Graf Friedrich von Stadion, hängt. „Ohne das Gemälde hätte es das Museum gar nicht gegeben“, erzählt Birgit Papendorf, Leiterin des Fachgebiets Kultur bei der Bönnigheimer Stadtverwaltung. Das Landesarchiv hatte damals angeboten, das Porträt des Reichsgrafen zu erwerben, wenn es in einem Bönnigheimer Museum ausgestellt werde. Laut Thomas Schmidt ist das Gemälde das bisher teuerste Einzelkunstwerk, das das Landesarchiv für die museale Nutzung erworben hat.

20 Jahre später sollte modernisiert werden: „Anfangs sollte 2020 nur ein Audio Guide für das Museum entstehen, aber dann war schnell klar, dass wir moderner und besucherfreundlicher werden müssen“, so Papendorf. „Ein lebendiges Museum zum Anfassen“ sollte im ehemaligen Forstgefängnis entstehen. „Ein Erlebnis soll der Besuch sein“, sagt auch Charlotte Nerl-Steckelberg, die Kuratorin der Ausstellung, die vor allem für die Inhalte der Texte und der Passagen, die per QR-Code abrufbar sind, verantwortlich war.

Museumserneuerung kostete 80 000 Euro

Für 80 000 Euro war das Museum Sophie La Roche neu konzipiert und saniert worden. 35 000 Euro hat die Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg in Marbach, also das Land, übernommen, sagte Bürgermeister Albrecht Dautel. 15 000 Euro kamen von der Hanns-A.-Pielenz-Stiftung der Firma Amann aus Bönnigheim, 20 000 Euro von der Reemtsma-Stiftung aus Hamburg und 10 000 Euro hat die Stadt selbst bezahlt.

Nach dem offiziellen Empfang im Schloss ging es dann endlich ins Museum, wo der Besucher sofort im Treppenhaus von seinem eigenen Spiegelbild empfangen wird. „Die Spiegel mit aufgeschriebenen Zitaten von Sophie von La Roche sollen zum Innehalten anregen und auch zum Nachdenken: Was löst dieses Zitat bei mir aus“, erklärt Nerl-Steckelberg, die auch die künftigen Führungen abhalten wird. Sophie von La Roche war trotz ihrer Fortschrittlichkeit eine Frau mit Werten. Nur wenn das Leben durch Werte bestimmt sei, habe man die Hoffnung, ein guter Mensch zu sein, so von La Roche.

Zum Anfassen gibt es im Hauptraum des Museum auch silberne Karten, auf denen Stichworte wie „Schreiben, Kochkunst, Reisen“ aufgedruckt sind. Auf der Rückseite stehen Erklärungen zum Begriff, von Sophie von La Roche selbst verfasst. So kommt man der Autorin Stück für Stück näher.

 
 
- Anzeige -