Naive Kunst Umzug vom Schloss ins Kunstlager

Von Martin Hein
Die Museumsmitarbeiterin Iris Ley beim Verpacken der Kunstwerke im Bönnigheimer Schloss. Das internationale Kunsttransportunternehmen Tandem bringt die Exponate ins Rheinland.⇥ Foto: Martin Kalb

Die Sammlung Charlotte Zander wird von Bönnigheim ins Rheinland transportiert. Nächstes Jahr ist eine Ausstellung in Bonn geplant.

Im Bönnigheimer Schloss ist Packen angesagt. Derzeit werden die Gemälde und Skulpturen der Sammlung Zander in die Fahrzeuge einer Spezialspedition verladen. Alle etwa 4500 Exponate, die Charlotte Zander (1930 bis 2014) in rund 60 Jahren aus dem Bereich der so genannten Naive, Outsider Art und Volkskunst zusammengetragen hat, werden ins Rheinland gebracht.

Diese weltweit einzigartige Kunstsammlung umfasst Klassiker der Naive wie beispielsweise André Bauchant, Camille Bombois, Henri Rousseau und Alfred Wallis. Seit 1996 war die Sammlung im Schloss Bönnigheim untergebracht. 37 thematische und monografische Ausstellungen wurden dort gezeigt.

Nach dem Tod von Charlotte Zander im Jahre 2014 wurde die Sammlung in eine gemeinnützige GmbH eingebracht. Susanne Zander, die Tochter von Charlotte Zander, ist seither Geschäftsführerin der gGmbH.

Letzte Ausstelllung fiel aus

Eigentlich war von April bis Ende Mai 2020 noch eine Ausstellung geplant, mit der ein Rückblick auf die Sammlerin Charlotte Zander gezeigt werden sollte. Diese letzte Ausstellung in Bönnigheim sollte eine Hommage an Charlotte Zander und deren Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit sein. Daraus wurde jedoch nichts mehr. Seit dem 16. März ist das Museum wegen der Corona-Landesverordnung geschlossen.

Seit November 2019 steht fest, dass die Sammlung Zander nach 24 Jahren das Bönnigheimer Schloss verlässt. Jetzt werden alle Exponate von der Spedition „Tandem Lagerhaus und Kraftverkehr GmbH“, die sich auf den Umzug von Kunstgegenständen spezialisiert hat, verpackt, verladen und schließlich abtransportiert. Ziel ist nach Auskunft von Cynthia Thumm ein Kunstlager im Rheinland. Dort werden die Exponate unter optimalen klimatischen Bedingungen eingelagert. Ein an sich nicht ungewöhnlicher Vorgang, bemerkt Thumm, da Museen ständig Exponate, die in Ausstellungsräumen keinen Platz finden, in solchen von der Öffentlichkeit abgeschirmten Einrichtungen einlagern.

Die Gemälde und Skulpturen werden auch künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein. So ist nach aktuellem Planungsstand nächstes Jahr im Herbst eine Ausstellung im Bonner Kunstverein geplant.

Alle Exponate digitalisiert

Susanne Zander bleibt Geschäftsführerin der Sammlung. Cynthia Thumm wird die Sammlung auch künftig betreuen. Alle Exponate wurden digitalisiert, so ist eine wissenschaftliche Arbeit weiterhin möglich. Eine Publikation über die Sammlung Zander ist derzeit in Vorbereitung. Die Zusammenarbeit mit internationalen Museen soll weiter fortgesetzt werden. So waren bereits in den letzten Jahren immer wieder bedeutende Exponate der Sammlung Zander in Ausstellungen weltweit zu sehen.

Die Kunst der Naive und Outsider der Sammlung Zander soll neu erforscht und bewertet werden. Die Homepage wird weiterhin betreut, und ein Newsletter informiert Interessierte über die aktuellen Entwicklungen beziehungsweise über neue Ausstellungen. Mit Wehmut, einem weinenden und lachenden Auge verlässt die Sammlung Zander Bönnigheim, so Thumm, jeder Abschied sei auch ein Neuanfang. Erste Gemälde wurden bereits abtransportiert. Anfang dieser Woche wird nun das letzte Exponat Naiver Kunst Bönnigheim in Richtung Rheinland verlassen.

 
 
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