Naturpark Stromberg-Heuchelberg Seit 42 Jahren unter besonderem Schutz

Von Gabriele Szczegulski
Mitarbeiterin Britta Zürn und der Geschäftsführer des Naturparks Stromberg-Heuchelberg, Dietmar Gretter, stehen vor der Zaberfelder Landschaft, die ganz typisch für den zweitgrößten Naturpark im Land ist, mit Wäldern, Wiesen, Weinberge und dazwischen Flüsse und Seen. Foto: Richard Dannenmann

Wald, Wiesen, Wein und Wasser: Das sind die charakteristischen Elemente des Naturparks Stromberg-Heuchelberg, dessen größte Fläche auf Sachsenheimer Gemarkung liegt.

Die Form des Naturparks Stromberg-Heuchelberg ähnelt den fünf Fingern einer Hand, deshalb ist eine solche auch im Logo integriert. Und die Finger der Hand stehen jeweils für einen Bereich des 1980 gegründeten Naturparks: Der Daumen wird durch das Eppinger Hardt gebildet, der Zeigefinger ist der Heuchelberg und die nächsten drei Finger sind die drei Strombergrücken, dazwischen liegen das Zaber-, Kirbach- und Mettertal.

Die Landschaft, so sagt der Geschäftsführer des Naturparks, Dietmar Gretter, bestehe aus vier Ws: Wald, Wiesen, Weinbergen und Wasser. Im Norden wird der 400 Quadratkilometer große, und damit nach dem Schönbuch der zweitkleinste, Naturpark von der Stadt Eppingen begrenzt. Im Süden liegen Vaihingen und Mühlacker, im Westen Bretten und im Osten Brackenheim. Damit liegt der Naturpark in vier Landkreisen.

Die Stadt, die die größte Fläche auf diesem Gelände ihr eigen nennen darf, ist Sachsenheim. Insgesamt sind 25 Kommunen Mitglieder im Naturparkverein, der einen großen Teil der Finanzierung trägt. Zudem bezahlt die Landesforstverwaltung Geschäftsführer Gretter, der auch gelernter Forstwirt ist. Die größte Säule aber ist die Naturparkförderung, die aus dem Landeshaushalt und der Lotterie Glücksspirale kommt, erklärt Gretter. Mehr als elf Millionen Euro flossen laut Gretter in 500 Projekte seit der Gründung des Nationalparks. „Der Naturpark ist in vielerlei Hinsicht wie eine Insel umrahmt von Ballungszentren an einer Schnittstelle von vier Landkreisen“, sagt Gretter. Aus dem ganzen Keuper-Massiv ragt der Stromberg mit seinen drei Zungen.

Wildkatze fälschlich als Hauskatze identifiziert

Eine große Aufgabe der Naturparkführung ist der Schutz der seit 2011 nachgewiesenen Wildkatzen. „Hier ist es ganz wichtig auch die Bevölkerung zu sensibilisieren“, so Gretter. Er erzählt davon, wie kürzlich eine Frau aus Zaberfeld auf einem Parkplatz eine verwaiste Katze mitnahm und ins Vaihinger Tierheim brachte. Dort sollte die Katze kastriert werden, doch glücklicherweise fiel einer Angestellten auf, dass die Katze sich doch sehr wild gebärdete. Nach weiteren Untersuchungen stand fest: Es ist ein Wildkatze aus dem Stromberg. „Wichtig ist auch, Hauskatzen zu kastrieren, damit sie sich nicht mit den Wildkatzen paaren, dann entstehen Hybride und die Wildkatze stirbt aus.“ Die „Wildkatzenwelt“ im Naturparkzentrum informiert über die Tiere. Stolz ist Gretter auf das Wildkatzenspielgelände, das dazu anregen soll, sich wie eine Wildkatze zu fühlen, in hohle Bäume zu klettern oder von Ast zu Ast zu hangeln.

Für Gretter ist es wichtig, dass sich die Bewohner im Gebiet des Naturparks mit diesem identifizieren und selbst mit Ideen, Anregungen und Lösungen auf ihn zugehen. „Ein Leuchtturmprojekt ist der Weitblickweg Hohenhaslach, den die örtlichen Winzer initiierten, bei uns einen Antrag auf Finanzierung stellten und dann mit uns verwirklichten“, sagt Gretter.

Stolz ist er auch auf die vielen Naturparkführer, die seit 2008 im Naturparkzentrum ausgebildet werden. „Wir haben die unterschiedlichsten Angebote, es gibt sogar zwei Kindergruppen, die ganzjährig begleitet werden und so die Natur im Wandel erleben können“, erklärt Gretters Mitarbeiterin Britta Zürn. „Schutz durch Nutzung“ nennt Gretter das Prinzip. „Der Naturpark ist ja keine Wildnis ohne Menschen sondern diese sollen mit und in ihm leben, ohne die Natur und die Arten zu vergraulen“, sagt er.

Aufgaben der Naturparks

Naturparks in Deutschland
sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Um den ländlichen Raum zu stärken und den Naturraum zu erhalten, wurde das Wartburger Programm mit vier Säulen als Aufgaben und Ziele der Naturparke erarbeitet. Die vier Bereiche sind der Naturschutz und die Landschaftspflege, die Erholung und der nachhaltige Tourismus, die Bildung für nachhaltige Entwicklung, zudem die nachhaltige Regionalentwicklung.

Erholung:
im Nach seiner Gründung im Jahr 1980 stand im Naturpark Stromberg-Heuchelberg vor allem der Ausbau der Erholungsinfrastruktur im Vordergrund. Mittlerweile ist es vor allem der Ausbau des Wanderwege- oder Radstreckennetzes und dessen Beschilderung. 14 Mitarbeiter in fünf Vollzeitstellen arbeiten im Naturpark. Im 2009 erbauten Naturparkzentrum an der Ehmetsklinge werden ständig Ausstellungen präsentiert, wie vom 8. Oktober bis 13. November die jährliche Pilzausstellung, am 8. und 9. Oktober werden frische Pilze angeboten. Der Rad- und Wanderbus Stromer fährt nachhaltig durchs Kirbachtal.

Führungen: Zudem gibt es an die 50 Naturparkführer, die die unterschiedlichsten Veranstaltungen anbieten – 150 Pro Jahr. Vier Schulen auf dem Gebiet des Naturparks sind Naturparkschulen und werden regelmäßig begleitet. In letzter Zeit war es vor allem, so Geschäftsführer Gretter, der Ausbau und die Beschilderung der Wanderwege, die 2019 begonnen wurde. Zudem wurde der „Wander-Dreiklang“ eingerichtet. Jede Gemeinde im Naturpark hat einen Wanderparkplatz, von dem aus drei verschieden lange Routen abgehen. Ein spezieller Wanderweg in Zusammenarbeit mit den örtlichen Winzern ist der Weitblickweg Hohenhaslach. Für den neuen Trend, das Gravel-Biken, also das Radfahren ausschließlich auf Schotterwegen wird derzeit ein GPS-Track erarbeitet.

Naturschutz und Landschaftspflege:
Vor allem der Schutz der 2011 gefundenen Wildkatzen, von denen es mittlerweile ungefähr 30 im Stromberg gibt, gilt ein Schwerpunkt von Geschäftsführer Gretter und seinen Team. Hier wird ein Wildkatzenmonitoring durchgeführt, Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung ergriffen sowie die Bevölkerung sensibilisiert durch Ausstellungen, Aktionstage und Infomaterialien. Des Weiteren ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt, das Anlegen von Bienenwiesen eine derzeitige Aufgabe. Mit Broschüren sollen auch Firmen und Privatunternehmen dazu angeregt werden, Blühwiesen anzulegen. Neben dem Naturparkzentrum sind 100 verschiedene Stauden angepflanzt, die für Insekten und Bienen als Nahrungsgeber infrage kommen. Der südliche Stromberg ist auch Vogelschutzgebiet, in dem viele seltene Vogelarten beheimatet sind, Spechte finden sich beispielsweise in großer Zahl. Auch die seltene Gelbbauchunke ist im Naturpark heimisch, genauso wie viele Fledermäuse und das große Mausohr.

Bildung für nachhaltige Entwicklung:
Vier Naturparkschulen sind es derzeit, die eine verbindliche Kooperation mit dem Naturparkzentrum geschlossen haben und regelmäßige Veranstaltungen, Projekte und Aktionen machen und somit ein besseres Umweltverständnis bekommen. Weitere Schulen sollen folgen. Hier ist es vor allem die Öffentlichkeitsarbeit, die Informationen vermittelt. Aber auch Führungen, Exkursionen, Vorträge und Ausstellungen aus dem touristischen Bereich sind hier hilfreich. 2023 wird es in Zaberfeld eine Ausstellung zur Biodiversität geben.

Nachhaltige Regionalentwicklung:
Vor allem die regionalen Direktvermarkter sollen unterstützt werden. Dazu wurden die Naturparkmärkte in den Kommunen entwickelt, wo regionale Produzenten heimische Waren anbieten können. Der letzte Naturparkmarkt war in Freudental, am 23. Oktober ist er in Kürnbach. Einmal im Monat gibt es in Cleebronn in der Alten Kelter die „Genussscheune“, eine Art Markthalle mit regionalen Waren. Zudem gibt es die Naturparkwirte, wie den Landgasthof Stromberg in Sachsenheim-Ochsenbach, die mindestens drei Gerichte aus regional erzeugten Gerichten kochen und anbieten. sz

 
 
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