Neue Ausgabe der Mörin in Sachsenheim Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach anno 1873

Von Martin Hein
Ochsenbacher Weiberzeche: „Am Pfingstmontag wird den Weibern Wein und Brot gereicht, die alsdann nach Herzenslust ihr Krüglein leeren...“. Foto: /Verein für Heimatgeschichte

In der aktuellen Ausgabe der Mörin befasst sich Martine Strobel mit den Oberamtsbeschreibungen von Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach aus dem Jahr 1873.

Für die aktuelle Mörin des Vereins für Heimatgeschichte hat Dr. Martine Strobel die Beschreibungen des Oberamtes Brackenheim aus dem Jahr 1873 ausgewertet. Bis 1938 gehörten Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach zum Oberamt Brackenheim. Viele lesenswerte und interessante Passagen zitiert Martine Strobel in der aktuellen Mörin.

Bei der Oberamtsbeschreibung wird der Stromberg als in mehrere Oberämter eingreifender bedeutender Höhenzug genannt. Strombergorte innerhalb des Brackenheimer Bezirkes waren Häfnerhaslach, Spielberg und Ochsenbach.

Tonkrüge aus Häfnerhaslach

„Eine besondere Ausbeute liefern die feinen lichtblauen Letten“, ist in der Beschreibung zu lesen, „welche von den Töpfern der Umgebung zur Bereitung feiner, feuerfester Tonwaren gewonnen werden“.

Das Thema Wildtiere wurde in der Oberamtsbeschreibung ausführlich berücksichtigt. „Das wilde Schwein ist längst verschwunden und das Edelwild längst zur Seltenheit geworden“, stellte der Chronist fest. Die früher häufigen Hasen seien durch Krankheiten vermindert worden. Auch diverse Fledermäuse wurden damals beobachtet: die große Speckmaus, die spät fliegende Fledermaus, die kleine Fledermaus und das Großohr. 1847 wurde im Stromberg bei Cleebronn ein Wolf geschossen.

Hünengestalten wachsen nicht

Das Oberamt Brackenheim war nach Ansicht des Chronisten im Jahr 1873 für damalige Verhältnisse relativ dicht bevölkert. „Eine Bevölkerung, die mit so wenig bestimmt ausgeprägter oder exklusiver Beschäftigung, welche heute hinter dem Pfluge hergeht, morgen mit dem Karst am steilen Berghang die Reben hackt, ein andermal im Walde Holz fällt oder aber mit dem Kleingewerbe sich abgibt, kann keine typischen Formen zeigen: Große und kleine Leute kommen da vor, Breitschultrige und Schmächtige gehen da neben einander her. Hünengestalten aber wachsen vorweg hier nicht.“ Die Beschreibung der Menschen schließt mit dem Fazit: „Es bleibt zu constatiren, dass dem Bevölkerungsdurchschnitt das Prädikat eines Mittelschlags zuzuerkennen ist“.

Eine recht hohe Kindersterblichkeit notierte der Chronist in der Oberamtsbeschreibung. Sie lag für die Jahre 1865 bis 1871 bei 35,23 Prozent.

Der Volkscharakter der Bezirksbewohner wurde als im Allgemeinen gutartig beschrieben und zeichne sich durch Rechtlichkeit, großen, öfters übergroßen Fleiß, Sparsamkeit und religiösen Sinn aus. Obgleich nicht zu leugnen sei, dass der Luxus und die Genusssucht der Neuzeit auch in diesem Bezirk, namentlich bei den Jüngeren, Einzug gefunden habe.

Weiberzeche an Pfingstmontag

Auch die Weiberzeche in Ochsenbach wird in der Beschreibung erwähnt und folgendermaßen beschrieben: „In Ochsenbach ist die so genannte Weiberzeche noch üblich, daselbst wird am Pfingstmontag den Weibern Wein und Brot gereicht, die alsdann nach Herzenslust ihr Krüglein leeren und auch ihren Männern zu bieten nicht versäumen.“

Der Aberglaube scheint zu dieser Zeit eine große Rolle gespielt zu haben. So wurde ebenfalls von Ochsenbach berichtet, dass an den Johannistagen die Schmiede und Näherinnen nicht arbeiten, damit der Blitz nicht einschlage.

Als Hauptnahrungsquellen wurden in der Oberamtsbeschreibung der Ackerbau, Weinbau, Obstbau und Viehzucht erwähnt. „Der Weinbau wird in sämtlichen Bezirken des Bezirks zum Teil sehr schwunghaft betrieben. Der Absatz der Weine geht hauptsächlich in den Schwarzwald, in das angrenzende Baden und in das Oberland“. Von den Rebsorten wurden vorzugsweise Drollinger (heute Trollinger), Elbinge, Silvaner und Rieslinge und in neuerer Zeit auch Portugieser und Lemberger angebaut. Häfnerhaslach und Ochsenbach gehörten um 1873 mit zu den waldreichsten Gemeinden des Bezirks. Ochsenbach hatte 1873 insgesamt 652 Einwohner. „Der Ort hat eine sommerliche, freundliche jedoch etwas abgeschiedene Lage“. Lobende Worte fand der Chronist über die Ochsenbacher: Die Einwohner sind geordnet, fleißig und körperlich kräftig. Gegenwärtig sind zwei Männer über 80 Jahre alt.

186 Einwohner zählte seinerzeit Spielberg. Auf einem von dem Stromberg gegen das Kirbachtal vorspringenden Hügel liegt freundlich und frei der nur aus einer Straße bestehende kleine Ort, dessen meist sauberen, etwas weitläufig hingestellten Gebäude recht anmutig in das Tal hinunterblicken, lautet die Beschreibung von Spielberg. Dem Ort wurde gutes Trinkwasser attestiert, das nur im hohen Sommer etwas matt wird, steht in der Beschreibung.

Häfnerhaslach hatte damals 574 Einwohner. Auch hier war der Chronist von dem Erscheinungsbild des Ortes offensichtlich angetan: Der hübsche Ort liegt an einer gut angelegten Straße. Die meist weiß getünchten, mit braunem Balkenwerk durchzogenen und mit Obstgärten umgebenen Häuser,verleihen dem abgeschieden und bergig gelegenen Ort ein recht freundliches Aussehen.

Der Weinbau sei nicht von Belang, wird in der Oberamtsbeschreibung nüchtern festgestellt. Hauptsächlich Silvaner, Rothelblingen und Drollinger wurden damals angebaut, die einen ziemlich guten Wein liefern. Auch mit der Entstehung des Ortsnamens beschäftigte sich der Chronist:

Der Name des Ortes, welcher als „Heffnerhaslach“ erstmals im Jahr 1443 vorkommt, sei abzuleiten von der Haselnussstaude (althochdeutsch „Hasel“), den Zusatz „Häfner“ verdanke der Ort seiner guten Erde aus Ton (Hafenerde), welche vielen Hafnern Unterhalt gewährte, dem entspreche auch das Ortswappen: ein Häfelein.

 
 
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