Die Geschmäcker explodieren auf der Zunge, die leicht an den Gaumen drückt, um die Leckerei an jede Geschmacksknospe heranzuführen. Die Augen schließen sich und auf den Lippen formt sich ein Grinsen – ein leckerer Kuchen oder Torte, eine kleine Praline oder Cake-Pop schafft genau das, und das weiß auch Nicole Böhm aus Bietigheim-Bissingen. Sie sagt von sich selbst, dass ihre große Leidenschaft das Backen ist und das kommt bei der Geschäftsführerin der Bakery of Vintage Sweets nicht von ungefähr. Seit vier Generationen gibt es Bäcker und Konditoren in ihrer Familie.
Nicole Böhm aus Untermberg backt sich selbstständig Internationale Backkunst aus der Region
Von Rena Weiss 24.08.2020 - 06:30 Uhr
Mit der Bakery of Vintage Sweets hat sich Nicole Böhm einen Lebenstraum erfüllt. Besonders gern backt sie französische Spezialitäten.
Kreativität ausleben
„Es ist dadurch nicht ferngeblieben, dass ich auch backe“, sagt Nicole Böhm, Gründerin der Bakery of Vintage Sweets. Mit dem Geschäft lebe sie ihre Kreativität aus. Ihre Ausbildung umfasst dabei unter anderem die Herstellung von Pralinen, Modellierung sowie ihrer großen Leidenschaft französischer Patisserie. Darunter versteht man zum Beispiel Eclairs, Macarons und Tartelette.
„Wir haben uns dabei sehr auf Hochzeiten spezialisiert, machen aber auch Gebäck für Geburtstage und Taufen“, sagt Böhm über den Familienbetrieb. Neben ihr als Bäckerin unterstützt sie ihr Mann Michael Böhm im Hintergrund, der sich unter anderem um die Buchhaltung kümmert, sowie ein Mitarbeiter, der vor allem in der Hochzeitssaison unterstützt. „Es ist toll, Teil einer Hochzeit zu sein und zu sehen, wie sich die Menschen über meine Backwerke freuen.“ Das sei mit ein Grund, warum sie sich Ende 2017 zunächst nur als Nebenjob selbstständig gemacht hatte.
Der „Standard-Kunde“ bestelle dabei eine Torte für 50 bis 60 Personen. Das heißt für Böhm, dass die Torte dreistöckig sein muss, sonst bekommt nicht jeder Gast ein Stück. Was viele dabei nicht wissen, ist, dass eine solche Torte je nach Größe und Design mindestens zwei Tage daure. „Wenn Fondant gewünscht ist, dauert es etwas länger.“ Fondant ist eine Zuckermasse, mit der zum einen Dekoration modelliert, aber auch eine ganze Torte eingedeckt werden kann. „Prinzipiell muss man die Böden einen Tag vorher machen, damit sich zur Weiterverarbeitung ruhen können.“ Kommt beispielsweise eine Buttercreme zwischen die Böden würde die Creme wegschmelzen, solange der Kuchenboden noch warm ist, gibt Böhm als Tipp weiter. „Wenn ich also Samstagfrüh ausliefere, dann mache ich Freitagabend die Böden und dann mache ich in der Nacht die Creme.“
Backen als Wissenschaft
Ihre Werke entstehen in einer Gewerbeküche im eigenen Haus. „Diese wird vom Lebensmittelkontrolleur regelmäßig abgenommen“, erklärt Böhm die Bestimmungen. Bei der Herstellung komme es dabei oft auf Kleinigkeiten an. Stimmt die Temperatur des Backofens nicht, ist die Form nicht richtig eingefettet, kann der Kuchen beispielsweise einen trockenen Rand bekommen. Die derzeit beliebten Macarons, die auch als Dekoration eingesetzt werden, seien noch empfindlicher, weiß die Untermbergerin. „Es gibt Tage, da haut es nicht hin“, gibt sie offen zu, „das kann schon daran liegen, dass ein kleiner Zug an die Macarons kommt.“ Ein Gramm Unterschied könne dazu führen, dass Flecken bekommen, nicht aufgehen oder einfallen. „Macarons sind ein Drama“, sagt sie scherzhaft, denn trotz der Schwierigkeiten macht sie sie gerne. Doch Macarons zeigen auch, dass Backen eine Wissenschaft ist. Manche Rezepte erfordern es, genau nach Gramm abzumessen, andere erfordern das gewisse Feingefühl, das mit Erfahrung und Leidenschaft für Zutaten und die Produkte kommt. Ein Zusammenspiel aus Süße, Säure und auch Salzigem mache das perfekte Produkt aus. Dabei spielen auch die Zutaten eine Rolle. „Qualität kann man schmecken, deshalb achten wir auf hochwertige Produkte und Nachhaltigkeit“, sagt Böhm dazu. Daher werden bei der Bakery of Vintage Sweets Zutaten aus der Region genutzt.
Die 37-Jährige versucht bei ihren Torten, Cake-Pops, Cupcakes, Macarons und Pralinen immer auch den Geschmack der Kunden miteinzubringen. „Will ein Kunde beim Testessen den Kuchen etwas süßer, dann kann ich das nicht abwiegen, dann geht es nach Gefühl.“ Ähnlich entwickelt die Untermbergerin auch eigene Rezepte. „Ich habe eine Versuchsküche, hole mir vielerorts Inspiration und verfeinere dann nach meinem eigenen Geschmack.“ So entwickelt Nicole Böhm eigene Rezepte und kreiert neue Süßigkeiten. „Ich versuche prinzipiell alles“, sagt sie über ihre Versuchsküche. So entstand auch die Idee einer Eistorte, die Böhm ebenfalls im Repertoire hat. Eine Inspirationsquelle sei Instagram. Dort folgt sie namhaften Konditoren. Ein Trend, den man in den Sozialen Medien sieht, sind beispielsweise Drip-Cakes. Dabei wird von oben beispielsweise flüssige Schokolade über den Rand des Kuchens getropft. Nicole Böhm schaut zudem immer auch nach Frankreich. Seit 2009 reist sie regelmäßig ins Nachbarland und hält in den Bäckereien vor Ort Ausschau nach neuen Trends. „Ich möchte dabei nicht abkupfern. Deswegen kreiere ich mit den Kunden zusammen etwas Besonderes.“
Für die Zukunft hofft die Unternehmerin auf ein kleines Ladengeschäft, denn noch ist sie nur online zu finden. „Wir suchen allerdings ein Ladengeschäft“, sagt Nicole Böhm. Ihr Traum wäre ein kleines Geschäft in der Region. Zudem wolle sie verschiedene Kurse anbieten, um ihre Leidenschaft und ihr Wissen weiterzugeben.
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