ÖPNV Der Metropolexpress hat weiter Vorfahrt

Von Mathias Schmid
Der Metropolexpress fährt übers Viadukt in Richtung Sachsenheim. Das Umsteigen und die teilweise schlechte Anbindung ab Bietigheim ist ein Kritikpunkt der Fahrgäste.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Nach einem Pannenjahr im hiesigen Schienenverkehr ist der Ruf nach der S-Bahn-Verlängerung bis Vaihingen ungebrochen.

Der neue Metropolexpress, unter anderem auf der Schienenstrecke Stuttgart-Pforzheim hat 2019 für Aufregung gesorgt. Viele Pendler klagten über schlechtere Fahrpläne und Anbindungen. Dazu waren die neuen Züge nicht rechtzeitig fertig geworden (siehe Infobox). Nicht zuletzt deshalb hatten die Grünen im Oktober in der Regionalversammlung einen Antrag gestellt, die S-Bahn-Verlängerung bis Vaihingen erneut zu prüfen. Auch sie sind der Meinung, dass sich die Anbindung an Stuttgart massiv verschlechtert habe.

Doch aus der S5-Verlängerung, der im Regionalverkehrsplan ein hoher Wirkungsgrad prognostiziert wird, wird so schnell nichts. „Wir prüfen zunächst noch einmal, was geht“, sagt Dr. Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor beim Verband Region Stuttgart (VRS). Zunächst verweist er aber auf die Aussage vom Land, die mehr direkte Züge von Vaihingen bis Stuttgart ohne Umsteigen eintakten will. Parallel dazu gebe es die Aussage von Dr. Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Landesministerium für Verkehr: Wenn man diese Durchbindung nicht hinkriegt, werde man noch einmal neu in Gespräche gehen. Bei anhaltenden Problemen könne auch wieder die Frage aufkommen, ob die S-Bahn nicht doch eine bessere Alternative sei.

Den Antrag der Grünen aus der Regionalversammlung werde der VRS voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020 anpacken. „Das hat auch damit zu tun, dass wir zunächst sehen wollen, wie es mit dem neuen Fahrplan klappt“, sagt Wurmthaler, „sonst ist es eine theoretische Betrachtung.“ Was die Hoffnung auf eine zeitnahe Lösung ebenfalls zunichtemacht: Auch der Fahrplan, der mit der Fertigstellung von Stuttgart 21 in Kraft tritt, soll berücksichtigt werden. Sersheims Bürgermeister Jürgen Scholz hatte schon vor einiger Zeit von Verkehrsminister Winfried Hermann eine ähnliche Aussage erhalten: Frühestens mit Fertigstellung des neuen Tiefbahnhofs werden Kapazitäten für eine S5-Verlängerung frei. „Wenn man die Zeiträume im Schienenverkehr anschaut, geht so etwas nicht von heute auf morgen“, betont auch Wurmthaler.

Für die betroffenen Kommunen ist das unbefriedigend. Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich hatte zuletzt bei der Wahl des neuen Landrats angekündigt, weiter für die-S5-Verlängerung kämpfen zu wollen. „Man lässt den nordwestlichen Teil der Region im Schatten“, klagt indes Scholz mit Blick auf die im November beschlossene S-Bahn-Verlängerung nach Calw. In Sersheim klingen die Beschwerden der Bürger im Rathaus nicht ab. Die Verwaltung hatte sich deshalb gar dazu entschieden, ein Statement auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen, indem sie die Situation erneut erklärt und auch ihren eigenen Unmut ausdrückt – mit freundlichem Verweis auf Ministerialdirektor Lahl, inklusive Kontaktdaten. „Dies alles ist in der Summe sehr unbefriedigend, zumal mit der Mobilitätsstrategie des Landes, auch der ÖPNV attraktiver und fitter gemacht werden soll. Für die Strecke Sersheim-Stuttgart und zurück wurde bereits im Gutachten, das schon etwas älter ist, ein Plus von über 6000 Pendler für die Strecke prognostiziert“, heißt es dort.

Immer wieder sind über das neue Angebot Beschwerden über Verspätungen und Ausfälle zu hören. Dazu kommen grundsätzliche Klagen über den neuen Fahrplan, bei dem die Anbindungen, zum Beispiel in Ludwigsburg nicht mehr passen. Der neue Streckenbetreiber Abellio verweist beim Thema Fahrplan auf das Land und die Nahverkehrsgesellschaft BW. Von dort war im März ein „infrastruktureller Engpass“ zwischen Zuffenhausen und Stuttgart Hauptbahnhof als ein Grund genannt worden. Sersheims Bürgermeister beklagte jetzt gegenüber der BZ: „Leider ist es nicht besser geworden: Weiterhin schlechte Anschlussbedingungen, große Unpünktlichkeit, keine Mehrfahrten nach Stuttgart geschweigedenn Durchbindungen.“ Bei so viel Unmut wird der Ruf nach der S-Bahn-Verlängerung sicher auch weiterhin laut bleiben.

 
 
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